Ist das nun also tatsächlich die Zielgerade? Sind es die letzten fünf Partien nach 1517 in den vergangenen 20 Jahren? Seit dem 5. Februar 1999. Die Dallas Mavericks hatten nun noch anzutreten gegen die Minnesota Timberwolves (am Mittwochabend Ortszeit), es folgen die Partien gegen die Memphis Grizzlies am Freitag, in Memphis am Sonntag, gegen die Phoenix Suns am Dienstag und tags darauf zum letzten Saisonspiel bei den San Antonio Spurs. Dass Dirk Nowitzkis einzigartige Karriere in der nordamerikanischen Profiliga NBA anschließend endgültig beendet sein würde, galt lange Zeit in etwa als so sicher wie die Tatsache, dass man in Dallas niemals Schneeketten braucht. Inzwischen konnte und kann man Zeifel daran bekommen, dass es das war für ihn.
Natürlich deutet alles auf Abschied hin. Es ist mittlerweile zum Ritual geworden, dass bei Auswärtsspielen der Mavericks sich selbst die Fans der gegnerischen Gastgeber erheben und stehend applaudieren, wenn der alte große Mann das Parkett betritt. Neulich setzte Doc Rivers, Trainer der Los Angeles Clippers, sogar noch einen drauf: Neun Sekunden vor dem Ende der Begegnung, die Dallas klar verlor, nahm Rivers eine Auszeit, ließ sich das Hallenmikrofon geben, zeigte auf den Würzburger und sprach: "Dirk Nowitzki, einer der Größten aller Zeiten."
Die Zuschauer im Staples Center erhoben sich von ihren Sitzen und spendeten Applaus. Die Gegenspieler auch, und die gingen dann einer nach dem anderen auf Nowitzki zu, umarmten ihn oder klatschten ihn ab. Die Mimik des sonst stets so cool und abgeklärt wirkenden 40-Jährigen sagte, dass er berührt war in diesem Moment. Dirk Nowitzki schossen Tränen in den Augen. Die ganze surreale Szene konnte an die Huldigung für ein Lebenswerk erinnern. "Ich wusste nicht, was los war", sagte Nowitzki. "Das hat mich wirklich berührt. Es war sehr emotional."
Jüngst, am Montag, beim 122:102-Erfolg von Dallas gegen Philadelphia, gaben die Mavericks-Anhänger womöglich einen Vorgeschmack darauf, was in den letzten beiden Heimspielen dieser Tage noch geschehen könnte. Im Schlussabschnitt schallte es durch das American Airlines Center in Dallas: "We want Dirk! We want Dirk!" Trainer Rick Carlisle blieb gar nichts anderes mehr übrig, als seine lebende Legende nochmal aufs Parkett zu schicken. Inzwischen erscheint es ja auch nur noch Nebensache, wie viele Punkte Nowitzki pro Partie wirft oder wie viele Rebounds er sich schnappt. Seit er im März die NBA-Legende Wilt Chamberlain mit seinen 31 424 Punkten von Platz sechs der ewigen NBA-Bestenliste verdrängt hat, gibt es nicht mehr allzu viele Bestmarken, die der Würzburger realistischerweise noch erreichen kann.
Auch Politiker huldigen ihm
Selbst Dallas County, also der Verwaltungsbezirk, hat die Zeichen der Zeit erkannt - und den April als "Month of Dirk" ausgerufen. Bezirksrichter Clay Jenkins trug bei der Verlesung der dazugehörigen Resolution eine Mavericks-Mütze, und laut Medienberichten hatten die für diese Entscheidung zuständigen Beamten den Antrag einstimmig durchgewinkt. Den Schlüssel der Stadt Dallas hat Nowitzki ja schon seit November in der Tasche, weil Bürgermeister Mike Rawlings ihn damit für seine Verdienste auf und abseits des Parketts würdigen wollte.
Aber war's das wirklich nun? Zuletzt hatte Nowitzki immer wieder damit kokettiert, vielleicht noch ein Jährchen anzuhängen. Besonders gerne wurden diese Sätze zitiert, wenn der von den Mavericks als sein Nachfolger auserkorene Überflieger Luka Doncic mal wieder erwähnte, er sähe es gerne, wenn Nowitzki weitermachen würde, damit er von ihm lernen könne.
Neueste Weitermach-Gerüchte
Und allerneueste Nahrung bekamen die Weitermach-Gerüchte von Nowitzkis Mentor und Individual-Coach Holger Geschwindner, der in einer großen süddeutschen Zeitung so zitiert wird: "Es ist alles offen." Noch sei nichts über die Zukunft seines Schützlings entschieden. "Es hängt von vielen Faktoren ab." Man werde sich mit dem Klub zusammensetzen und dann entscheiden.
Es könnten also äußerst spannende Tage werden, diese nächsten.