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Würzburg
Frühe Blüte: So schön sieht der Frühling im Botanischen Garten in Würzburg aus
Am 1. März beginnt meteorologisch der Frühling. Und im Botanischen Garten der Uni Würzburg kann man ihn schon sehen. Bei Alpenveilchen, Schneeball und vor allem bei Exoten.
Wie der Name sagt, blüht er schon vor dem Frühling: der Winterjasmin. Im Botanischen Garten der Uni Würzburg ist gerade Hochzeit für Winter- und Frühblüher.
Foto: Patty Varasano | Wie der Name sagt, blüht er schon vor dem Frühling: der Winterjasmin. Im Botanischen Garten der Uni Würzburg ist gerade Hochzeit für Winter- und Frühblüher.
Alice Natter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:16 Uhr

Am 1. März fängt er meteorologisch an – und besonders schön kann man den Frühling im Botanischen Garten der Uni Würzburg kommen sehen. Ein Spaziergang zu Alpenveilchen, Schneeball und Zaubernuss.

Die Chinesische Winterblüte hat als erste den großen Auftritt. Kaum ist Weihnachten, beginnt der Strauch zu blühen. Und verbreitet ab Winterbeginn dann über Wochen in voller Pracht seinen vanillig-jasminigen Duft. Im Botanischen Garten der Uni Würzburg riecht es dank Chimonanthus praecox entsprechend intensiv und süßlich-gut – zur Freude von Kustos Dr. Gerd Vogg. Und vor allem zur Freude der Hummeln, Fliegen, Bienen.

"Sobald es warm wird, sind die Insekten da", sagt der Botaniker. Und zeigt hinüber auf den großen Hartriegel am Garteneingang, der Japanischen Kornelkirsche. Es summelt und wimmelt im Gehölz, es locken die gelben Blütchen von Cornus officinalis.

Die japanische Kornelkirsche (Cornus Mas).
Foto: Patty Varasano | Die japanische Kornelkirsche (Cornus Mas).
Zarte, feine Blüte mitten im Winter: die japanische Zaubernuss (Hamamelis japonica).
Foto: Patty Varasano | Zarte, feine Blüte mitten im Winter: die japanische Zaubernuss (Hamamelis japonica).
Der Bodnant-Schneeball (Viburnum x bodnantense) blüht.
Foto: Patty Varasano | Der Bodnant-Schneeball (Viburnum x bodnantense) blüht.

Es ist eine simple Strategie in der Flora: Früh dran sein! "Wenn du im Mai blühst und kleine Blüten hast, fällst du nicht auf", erklärt Vogg die Taktik der Winter- und Frühblüher. Chinesische Winterblüte, Winterjasmin, Bodnant-Schneeball – die Gehölze, die ganz früh dran sind, zählen zu den Exoten in hiesigen Breiten. Unter den heimischen Pflanzen sind neben der Kornelkirsche, aus deren saftigen, eiförmigen Früchten man im Herbst Marmelade machen kann, vor allem die Hasel und dann Weiden schnell dran – Allergiker wissen es zu klagen.

Völlig ohne Blatt, steht die Salweide mit ihren silbrigen Kätzchen in voller Blüte. Männliche und weibliche Blüten an einem Baum – "aber die weiblichen sind unscheinbar", sagt Vogg, "die müssen Sie echt suchen". Auch am Haselstrauch: beide Geschlechter. Bei den weiblichen Blüten, aus denen die Nüsse werden, "muss man wirklich genau hinschauen".

Ein Haselnussstrauch: Im Bild dominant die bekannte  männliche Blüte und ganz klein mit rotem Kopf die weibliche.
Foto: Patty Varasano | Ein Haselnussstrauch: Im Bild dominant die bekannte  männliche Blüte und ganz klein mit rotem Kopf die weibliche.

Mit Blick auf den Flugbetrieb an der großen Hasel im Botanischen Garten sagt Vogg: „Wir sind bei der Entwicklung voll im Schnitt.“ Am 1. Februar hat sie hier am Würzburger Dallenberg zu blühen begonnen. In denvergangenen drei Jahren sei die Naturimmer zwei, drei Wochen früher dran gewesen. Heuer blühen die frühen Frühblüher so früh und „normal“ wie gewohnt. Sobald es etwas milder wird und der Frühling zu erahnen ist, wird die Transformation sicht- und riechbar.

In der freien Natur, in den Gärten – und im Botanischen Garten mit seinen exotischen und heimischen Arten ganz besonders. "Das Besondere an der Zeit jetzt ist, dass sich jeden Tag neue Entwicklungen beobachten lassen", sagt der Botaniker. Und, weil viele Veränderungen versteckt ablaufen, empfiehlt er – wie bei der Haselnussblüte – "genau hinzusehen".

Taktik 'früh dran sein': Kustos Gerd Vogg vor den Alpenveilchen und Schneeglöckchen.
Foto: Patty Varasano | Taktik "früh dran sein": Kustos Gerd Vogg vor den Alpenveilchen und Schneeglöckchen.
Schwarze Weidenkätzchen? Bei dieser Weide aus Japan schon. Im Botanischen Garten finden sich viele Bäume und Sträucher aus Fernost.
Foto: Patty Varasano | Schwarze Weidenkätzchen? Bei dieser Weide aus Japan schon. Im Botanischen Garten finden sich viele Bäume und Sträucher aus Fernost.

Wenn irgendwann im April die Natur förmlich „explodiert“, alles auf einen Schlag grün ist und ein Großteil der Pflanzen gleichzeitig blüht – „da ist man dann teilweise auch etwas erschlagen von der Vielfalt“. Deshalb mag Vogg die Winter- und sehr frühen Frühlingsblüher, die jetzt das Zeitfenster im kalten Vorfrühling nutzen, in dem noch wenig Konkurrenz ist. Weiter also zu den Knollen- und Zwiebelpflanzen. Kleinere Blümchen unter den Geophythen mit ihren unterirdischen Speicherorganen wachsen gerne unter dem hellrot blühenden Bodnant-Schneeball oder der Zaubernuss, der Hamamelis. Die gelben Winterlinge haben sich unter einer kahlen Magnolie ausgebreitet – "in einem Monat sind die weg, dann sehen Sie davon nichts mehr", sagt Vogg.

Apropos Magnolie – da werden die samtigen Knospen schon groß und größer. "Solange sie geschlossen sind, sind die Anlagen gut geschützt. Da passiert bei Frost nichts." Wer im Vorfrühling einen lilafarbigen Garten mag, dem empfiehlt der Botaniker den Elfenkrokus vom Balkan. "Der verwildert am stärksten, der macht Fläche!"

Exotischer Baum mit extrem hartem Holz: So schön blüht der persische Eisenholzbaum (Parrotia persica).
Foto: Patty Varasano | Exotischer Baum mit extrem hartem Holz: So schön blüht der persische Eisenholzbaum (Parrotia persica).
In knackigem Gelb am Boden: die Winterlinge.
Foto: Patty Varasano | In knackigem Gelb am Boden: die Winterlinge.
Die Vorfrühlings-Alpenveilchen blühen!
Foto: Patty Varasano | Die Vorfrühlings-Alpenveilchen blühen!

Im Botanischen Garten blühen derzeit vor allem auch die Alpenveilchen mit Macht. Die heimischen sind erst im August dran. Aber die Veilchen aus dem östlichen Mittelmeerraum und dem Kaukasus, die blühen üppig und jetzt. Wie die weißen Schneeglöckchen und die Märzenbecher. Und die Lenzrose, die Christrose aus den heimischen Wäldern.

Die Lenzrose blüht im Botanischen Garten in verschiedenen Farben.
Foto: Patty Varasano | Die Lenzrose blüht im Botanischen Garten in verschiedenen Farben.

Die Bezeichnung "Stinkende Nieswurz" mag unfreundlich sein, umso schöner feiner ist jetzt ihre Blüte. Zurück auf dem kopfsteingepflasterten Weg zum Ein- und Ausgang bückt sich der Biologe noch einmal – und zeigt auf winzige weiße Blütchen zwischen in den Ritzen. "Ein Hungerblümchen", sagt Vogg. Und empfiehlt noch mal lächelnd: "Genau hinschauen lohnt."

Das Frühlings-Hungerblümchen zwischen Kopfsteinpflaster.
Foto: Patty Varasano | Das Frühlings-Hungerblümchen zwischen Kopfsteinpflaster.

Der Botanische Garten der Uni Würzburg am Dallenberg musste seit November wegen der Corona-Maßnahmen geschlossen bleiben. Jetzt soll es endlich wieder soweit sein: Voraussichtlich ab 5. März können Gartenfreunde wieder täglich das Freigelände besuchen, an den Wochenenden auch die Tropenhäuser. Genaue Informationen und konkrete Öffnungszeiten: Tel. (0931) 31 86240 und online unter go.uniwue.de/bgw

 
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