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Würzburg/Schweinfurt
Zwölf Unterfranken erzählen: Das hilft uns durch den Lockdown!
Viel Bewegung an der frischen Luft, Klavierunterricht per Skype oder einfach mehr Zeit für die Familie: 12 Beispiele, was in dieser anstrengenden Corona-Zeit gut tut.
Robert Schweibold aus Bad Kissingen
Foto: Ines Renninger | Robert Schweibold aus Bad Kissingen
Bearbeitet von Barbara Herrmann Bearbeitet von Catharina Hettiger Bearbeitet von Karlheinz Haase Bearbeitet von Katja Beringer Bearbeitet von Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:50 Uhr

Der lange Lockdown zerrt an unseren Nerven. Die vielen Einschränkungen im Alltag, die fehlende Nähe zu anderen Menschen und die unbestimmte Aussicht auf ein nahes Ende der Corona-Krise, setzt vielen zu. Was hilft in dieser anstrengenden Zeit? Wir haben zwölf Menschen aus Unterfranken gefragt, welche Routinen ihnen gut tun und welche kleinen Freuden sie sich im grauen Alltag gönnen.

Robert Schweibold, 42, Übersetzer, aus Bad Kissingen: "Bewegung muss sein!"

"In dieser Zeit ist es für mich extrem hilfreich rauszugehen, gerade auch an trüben Tagen. Bewegung muss sein. Sonst schlägt einem der Lockdown wirklich aufs Gemüt. Der Anspruch für eine Familie wie die unsere mit drei Kindern, zwei davon im Homeschooling - bald auch noch mit Kommunionunterricht - und einem Homeoffice-Job in Vollzeit wäre anders kaum zu leisten. Man muss eben bei seiner Zeit etwas abzwacken, um noch etwas für sich selbst zu haben. Und wenn es das Ergometer im Keller um 22 Uhr ist. Cool ist übrigens auch eine Fußballrunde mit Sohnemann früh um 7 Uhr. War halt ein verfügbarer Slot."

Beate Krämer, 52, Pfarrerin, aus Abtswind: "Manches Neue angeeignet"

Beate Krämer aus Abtswind (Lkr. Kitzingen)
Foto: Gerhard Krämer | Beate Krämer aus Abtswind (Lkr. Kitzingen)

"Auch wenn Corona für uns viele Einschränkungen gebracht hat, kann ich eine positive Bilanz ziehen: Unsere drei Kinder leben noch zu Hause, können aber alles Schulische selbstständig regeln. Daher genieße ich die gemeinsame Zeit bewusst, bevor sie bald ausfliegen. Beruflich habe ich mir manches Neue angeeignet, interessante Unterrichtsmethoden oder Videos schneiden und gestalten. Intensiv nutze ich die Möglichkeit, einfach von zu Hause aus Online-Seminare und -Veranstaltungen zu besuchen, oft sogar kostenlos."

Martina Baumann, 39, Intensiv-Krankenschwester in Elternzeit, aus Großlangheim: "Bestellen bei der heimischen Gastronomie"

Martina Baumann aus Großlangheim (Lkr. Kitzingen)
Foto: Barbara Herrmann | Martina Baumann aus Großlangheim (Lkr. Kitzingen)

"Ich bin einfach sehr dankbar, dass wir alle gesund sind und ein Haus mit großem Grundstück auf dem Land haben. Unsere Kinder sind sechs, vier und zwei Jahre alt und haben sich als Spielkameraden. Der erste Lockdown war zwar deutlich leichter wegen des besseren Wetters, aber wir kommen gut klar und gehen immer viel raus. Das hilft. Zudem bin ich froh, dass mein Mann wegen Corona beruflich nicht ins Ausland muss. Für Abwechslung im Speiseplan bestellen wir gerne mal Essen bei der heimischen Gastronomie: Das sind kleine Freuden. Und sowieso mochte ich Menschenmassen noch nie, darauf kann ich gut verzichten."

Dominik Blenk, 28, Breakdance-Weltmeister, aus Lohr: "Klimmzüge im Wohnzimmer"

Dominik Blenk aus Lohr (Lkr. Main-Spessart) wohnt jetzt in Würzburg.
Foto: Felix Fejfar | Dominik Blenk aus Lohr (Lkr. Main-Spessart) wohnt jetzt in Würzburg.

"Ich komme ursprünglich aus Lohr, wohne aber jetzt in Würzburg, wo ich gerade im Endspurt meiner Physiotherapie-Ausbildung bin. Da mache ich gerade Praktikum in der Kinderklinik. Ich halte mich fit, indem ich täglich im großen Wohnzimmer unserer WG Bodyweight-Sachen mache, also Übungen mit meinem eigenen Körpergewicht. Zum Beispiel gibt es da einen Balken, der sich gut für Klimmzüge eignet. Hier übe ich auch Breakdance. Normalerweise gebe ich jede Woche Streetdance-Kurse. Da habe ich fünf Gruppen. Jetzt mache ich das zumindest jeden Mittwoch online für die Kids."

Horst Köhler, 48, Maler- und Verputzermeister, aus Karlburg: "Heidenspaß auf dem Rollentrainer"

Horst Köhler aus Karlburg (Lkr. Main-Spessart)
Foto: Karlheinz Haase | Horst Köhler aus Karlburg (Lkr. Main-Spessart)

"Beim ersten Lockdown haben wir mit unserem Verputzerbetrieb den Kontakt zu älteren Personen komplett vermieden und nicht in bewohnten Häusern gearbeitet. Jetzt kennen wir die Schutzmöglichkeiten und sind wieder überall tätig. Die Kunden wollen mit den Renovierungen nicht warten. Privat mache ich mehr Sport als zuvor. Ich bin leidenschaftlicher Gravel- und Mountainbikefahrer und habe jetzt auch einen Rollentrainer fürs Fahrrad zu Hause. Über die Plattform 'Swift' fahre ich wie draußen. Da ändert sich der Widerstand wie in einer echten Landschaft. Das macht einen Heidenspaß."

Günther Geiling, 80, pensionierter Grundschullehrer, aus Eichelsdorf: "Lernen, auf etwas zu verzichten"

Günther Geiling aus Eichelsdorf (Lkr. Haßberge)
Foto: Peter Schmieder | Günther Geiling aus Eichelsdorf (Lkr. Haßberge)

"Verzichten zu können ist eine Eigenschaft, die dazugehört. Die aktuelle Situation ist die ideale Chance zu lernen, auf etwas zu verzichten. Es muss halt so sein, die Spielregeln sind eben so. Was negativ aussieht, hat eine Ecke, die positiv ist. Die suche ich mir. Ich beschäftige mich auch in der jetzigen Situation viel mit aktuellen Themen. Als ehemaliger Grundschullehrer interessiere ich mich besonders für alles, was mit der Schule zu tun hat. Das ist wichtig, denn Kinder sind die Zukunft."

Catharina Fastenmeier, 36, Diplom-Religionspädagogin, aus Haßfurt: "Faschingsparty für zuhause"

Catharina Fastenmeier aus Haßfurt
Foto: Johanna Fastenmeier | Catharina Fastenmeier aus Haßfurt

"Als Mutter von zwei Kindern im Grundschulalter, die sich im Homeschooling befinden, hilft es mir, den Tag gut durchzustrukturieren. Regelmäßig gehen wir an die frische Luft – so wird der Kopf frei für neue Herausforderungen. Dazu koche ich gerne, das sorgt für eine gute Atmosphäre am Tisch und neue Energie! Und: Ab und an durchbrechen wir den Alltagstrott, indem wir zum Beispiel eine tolle Faschingsparty für uns zu Hause planen."

Ricarda Zachmann, 29, Bankfachwirtin, aus Oberweißenbrunn: "Jeden Tag in der Natur"

Ricarda Zachmann aus Oberweißenbrunn (Lkr. Rhön-Grabfeld)
Foto: Marion Eckert | Ricarda Zachmann aus Oberweißenbrunn (Lkr. Rhön-Grabfeld)

"Vor allem genieße ich den herrlichen Schnee und die bestens präparierten Loipen hier bei uns in der Rhön. Ich bin jeden Tag in der Natur unterwegs und sehr dankbar, dass ich auch in den letzten Wochen der Schwangerschaft fit genug bin, um zu wandern oder auf Langlaufskiern den Schnee zu nutzen. Es ist eine geschenkte Zeit für mich selbst, die ich sehr genieße und nicht missen möchte. Zum Glück haben wir Loipen und Möglichkeiten zum Winterwandern direkt vor der Haustüre. Und ich finde bei jedem Wetter Leute, die mich begleiten. Auch wenn der Anstieg zum Himmeldunk nun immer beschwerlicher wird."

Kristina Kessler, 39, in Elternzeit, aus Würzburg: "Runde Fußball auf dem Schulhof"

Kristina Kessler aus Würzburg
Foto: Kessler | Kristina Kessler aus Würzburg

"Mit drei Kindern im Alter von sechs und fünf Jahren sowie elf Monaten treffen in unserer Familie ganz unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander. Was uns allen hilft, gut durch den Lockdown zu kommen, ist frische Luft und Bewegung. Wir gehen jeden Nachmittag raus, auch wenn das Wetter nicht dazu einlädt. Während des ersten Lockdowns war es oft schwierig, die Kinder dazu zu überreden, weil auch die Spielplätze geschlossen waren. Das ist jetzt besser. Auch in der direkten Umgebung gibt es viele Ziele – und manchmal tut es auch eine Runde Fußball auf dem nahe gelegenen Schulhof."

Oliver Schulte, 41, Geschäftsführer, aus Schweinfurt: "Das Kochen entdeckt"

Oliver Schulte aus Schweinfurt
Foto: Raphael Götz | Oliver Schulte aus Schweinfurt

"Der erste Lockdown war für mich eine Zäsur. Erstmals seit Jahren war mein Kalender nahezu leer, ich wurde von 180 auf Null gebremst. Die ersten vier Wochen habe ich genossen, war viel in der Natur, habe Sport gemacht und im Garten gearbeitet. Mit meinem neuen Job und einer neuen Wohnung ging es dann sofort wieder von Null auf 180 – und das bis heute. Der zweite Lockdown geht daher fast an mir vorüber. Aber: Ich habe das Kochen für mich entdeckt!"

Hannah Kuhn, 9 Jahre, Schülerin, aus Mühlhausen: "Klavier üben für Zuhörer"

Hannah Kuhn aus Mühlhausen (Lkr. Würzburg).
Foto: Anja Kuhn | Hannah Kuhn aus Mühlhausen (Lkr. Würzburg).

"Ich habe im Oktober mit dem Klavierspielen angefangen. Seit Januar habe ich montags immer über Skype Unterricht bei meiner Klavierlehrerin. Das macht mir sehr viel Spaß! Es gibt Lieder, die ich besonders schön finde und dann mehrmals spiele. Vor allem muss jedes Familienmitglied mal vorbei kommen und mir zuhören, wenn ich übe. Das lenkt mich dann auch ab. Ich male auch sehr viel und spiele mit meinem Bruder. Es ist schön, dass man öfter zuhause ist und zusammen als Familie mehr Zeit hat!"

Heiko Kuschel, 50, Citykirchenpfarrer, aus Gochsheim: "Für die Nerven gibt's viel Schokolade"

Heiko Kuschel aus Gochsheim (Lkr. Schweinfurt)
Foto: Nike Bodenbach | Heiko Kuschel aus Gochsheim (Lkr. Schweinfurt)

"Statt in Schweinfurt tolle Aktionen zu planen, sitze ich in meinem Homeoffice in Gochsheim und hangle mich von einer Videokonferenz zur nächsten. Zum Glück besteht unsere zwei Jahre alte Hündin Pinda darauf, regelmäßig rauszugehen. So komme ich wenigstens an die frische Luft und bekomme etwas Bewegung. Wenn neben Homeschooling und allem anderen Zeit bleibt, spiele ich auch gerne mal ein Spiel mit der Familie oder nutze die Zeit zum Lesen. Und für die Nerven gibt’s (viel zu viel) Schokolade."

 
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  • ubs.schnurrer@t-online.de
    Wer zu all dem einen Lockdown braucht, tut mir leid !
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  • Werner12
    Viele wurden vor Corana beruflich in ein Korsett gepresst mit viel Stress und wenig Zeit für das private.
    Jetzt ist es eigentlich bei vielen so wie es seien sollte einer geht arbeiten der andere macht den Haushalt und kümmert sich um die Kinder.
    Und ich sage nicht das die Frau Zuhause bleiben soll.
    Ein wechselndes Modell wäre gut.
    Leider reicht heutzutage ein Verdienst meist nicht aus.
    In de 70er waren die Menschen und Ihre Kinder bestimmt glücklicher weil viel mehr Zeit füreinander da war.
    Corona kann uns das verdeutlichen aber leider ist wahrscheinlich nach Corona vor Corana.
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