Wenn sich tausende Menschen durch die ganze Würzburger Innenstadt drängen, man an jeder Ecke den Geruch von Bratwurst, Pommes und Burgern wahrnimmt und man aus allen Straßen lautstarke Musik hört, kann das nur eines bedeuten. Nachdem das Würzburger Stadtfest in den letzten beiden Jahren der Corona-Pandemie zum Opfer fiel, ist es nun endlich zurück und bot wieder ein abwechslungsreiches Erlebnis mit Musik, Essen und Einkaufsmöglichkeiten.
Das Festgelände erstreckte sich dieses Jahr vom Bahnhof bis in die Augustinerstraße und von der Semmelstraße bis auf die Alte Mainbrücke. Auf dem Bahnhofsvorplatz wurde zudem das Bahnhofsfest gefeiert, dass sich im kleinen Rahmen vor allem an Familien mit Kindern richtete. Die großen Bühnen waren weiter stadteinwärts zu finden, unter anderem in der Eichhornstraße und im Bereich des Marktplatzes. Dort war das Gedränge bereits am Nachmittag mit Abstand am größten und gegen Abend wuchs die Menge an Leuten noch weiter an.
Warum blieben die Studenten fern?
Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketings und damit hauptverantwortlich für die Organisation des Stadtfests, konnte bereits eine erst Schätzung der Besucherzahl abgeben: "Wir gehen von einer Zahl zwischen 120 000 und 140 000 aus. Wir hatten uns etwas mehr erhofft, aber das Wetter spielte da leider nicht so richtig mit."
Auffällig war für ihn auch das Fernbleiben von Studenten und Studentinnen. Man müsse beobachten, ob viele die Semesterferien dann doch nicht in Würzburg verbringen und erst im Oktober wiederkommen. Die Einnahmen der Standbetreiber waren im Vergleich zum Rekordjahr 2018 auf ein Drittel gesunken. Die Inflation und finanzielle Unsicherheiten führten dazu, dass man auf Festen eher sparsam unterwegs sei, vermutete Weier. Es war aber auch keinesfalls das schlechteste Stadtfest, wie er betont.
Die TV-Mainfranken-Bühne bot ein sehr vielseitiges Programm. Neben verschiedenen Bands präsentierte man auch indische Tänze oder Samba-Trommeln. Das Abendprogramm bildeten dann klassische Partybands, aber eher auf ein älteres Publikum ausgerichtet. Außerdem wurde hier am Freitag von Oberbürgermeister Christian Schuchardt das Stadtfest offiziell eröffnet. Beim traditionellen Bieranstich benötigte er gerade einmal zwei Schläge und machte damit seine unglückliche Kiliani-Eröffnung (neun Schläge) vergessen.
Musik und Auftritte für alle Altersgruppen
Auch auf der Posthallenbühne am Unteren Marktplatz gab es eher ungewöhnliche Auftritte zu sehen. Unter anderem wurde der brasilianische Kampftanz Capoeira zum Besten gegeben und es gab auch eine Poledance-Vorführung. Der größte Andrang war allerdings auf der benachbarten "Frizz präsentiert WVV"-Bühne. Dort lockte man die Besucherinnen und Besucher über die ganzen zwei Tage mit Bands verschiedener Genres und bemühte sich vor allem um ein junges Publikum.
Einige Besucherinnen und Besucher hatten aber gar kein großes Interesse an den Auftritten auf den Bühnen und den Menschenmassen davor. Ein älteres Ehepaar erzählte zum Beispiel: "Zum Feiern und Tanzen sind wir inzwischen zu alt, aber es macht trotzdem Spaß hier rumzulaufen und zu schauen, was so los ist."
Das Wetter war an diesem Wochenende jedoch nicht auf der Seite der Stadtfest-Besucher. Vor allem der Samstag war mit mehreren Regenschauern und viel Wind eher ungemütlich und die allgemein frischen Temperaturen wirkten bereits sehr herbstlich. "Das Problem war nicht das schlechte Wetter an sich, sondern dass es ständig wechselte. "Alle zwei Stunden gab es einen großen Regenguss und die Besucherinnen und Besucher mussten sich wieder unterstellen. So kam leider kaum Stimmung auf. Viele Leute waren auch von der Kälte überrascht und waren unpassend angezogen", erklärte Wolfgang Weier.
Wir brauchen aber den Regen dringender als denn je, da kann man auch mal gern auf das Stadtfest verzichten. Vielleicht ist es ja nächstes Jahr besser. Und: Bratwurstgeruch gibt es in Würzburg ja zur Genüge!