Zurück zu den Wurzeln: Der französische Premierminister Jean-Marc Ayrault besucht am Freitag, 5. April, Würzburg. Die Julius-Maximilians-Universität verleiht dem 63-Jährigen, der im Wintersemester 1969/70 am Main Germanistik studiert hat, die Ehrenbürgerwürde. Ein erster Termin im vergangenen November war kurzfristig wegen dringender Termine in Paris geplatzt.
Offiziell bekannt geben wollen Stadt und Universität den hohen Besuch erst nach Ostern. Es stünden noch letzte Absprachen mit der französischen Botschaft aus. Dann gebe es eine Pressemitteilung, hieß es.
Allerdings hat die Universität jetzt Professoren und die ehemaligen Absolventen („Alumni“) für Freitagnachmittag in den Lichthof der Alten Universität am Sanderring eingeladen. Dort erhalte der Premier „in Anerkennung seiner großen Verbundenheit mit der Universität“ die Ehrenbürgerwürde, heißt es in einem Schreiben.
Geplant sei auch ein „informeller Austausch“ mit Ayrault. Gut möglich, dass er dann erzählt, wie er Mainfranken als 19-jähriger Student erlebt hat. Die Uni hatte sich in der Vergangenheit bereits bemüht, Dozenten ausfindig zu machen, die sich noch an den Gaststudenten aus Westfrankreich erinnern können.
Dem Vernehmen nach wird der Premierminister, der vor seiner politischen Karriere als Deutschlehrer gearbeitet hat, vor dem Festakt an der Universität im Rathaus von Oberbürgermeister Georg Rosenthal begrüßt
Dieser Empfang mit Eintrag ins Goldene Buch soll in kleinerem Rahmen über die Bühne gehen, die Öffentlichkeit sei erst an der Universität erwünscht. Auch ein im November noch geplanter Spaziergang über die Alte Mainbrücke fällt offenbar aus.
Abends trifft Ayrault dann in München Ministerpräsident Horst Seehofer zu politischen Gesprächen, bevor er am Samstag in der bayerischen Landeshauptstadt eine Ausstellung eröffnet.
Ayraults Würzburg-Besuch lässt Erinnerungen an den 9. Juli 1980 wach werden. Damals empfing Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß in der Residenz den französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d'Estaing zu politischen Gesprächen. Am Residenzplatz sollen über 20.000 Menschen Giscard zugejubelt haben. Nach dem Abschreiten einer Ehrenformation der Bayerischen Bereitschaftspolizei schüttelte er zahlreichen Bürgern die Hände.
Jean-Marc Ayrault
Der Premierminister, Jahrgang 1950, stammt aus einer Arbeiterfamilie, er engagierte sich als Jugendlicher in der Christlichen Landjugend. Nach Germanistik-Studium in Nantes und in Würzburg arbeitete Ayrault als Deutschlehrer, bis er 1986 für die Sozialistische Partei (PS) in die Nationalversammlung gewählt wurde. Von 1997 bis 2012 war er PS-Fraktionschef. Am 15. Mai 2012 ernannte ihn Präsident François Hollande zum Premier. Micz
Wohlgemerkt: Dies ist keine Kritik an Herrn Ayrault!