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WÜRZBURG
Zweifacher Entführer bald vor Gericht
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:54 Uhr

Bei der wilden Verfolgungsjagd rammte er drei Streifenwagen, floh von der Autobahn auf einen Waldweg – und blieb stecken: Bei Waldbrunn (Lkr. Würzburg) endete im März die wilde Flucht eines 30-Jährigen, der in Gießen seine Ex entführt und missbraucht hatte. Während die Staatsanwaltschaft an der Anklage gegen ihn arbeitet, wird klar: Man hatte die Gefährlichkeit des 30-Jährigen zunächst falsch eingeschätzt. Die Qual für die junge Frau war weit schlimmer als zunächst angenommen.

Falsches Kennzeichen

Der Fahrer hatte seinen Mercedes Sprinter mit falschen Kennzeichen getarnt – und genau die wurden ihm zum Verhängnis: Auf der Flucht auf der Autobahn A 3 von Hessen in Richtung Bayern passierte das Fahrzeug kurz nach der Landesgrenze in Richtung Würzburg eine automatische Kennzeichenerkennung. Diese schlug bei der Einsatzzentrale in Würzburg Alarm: Auto und Kennzeichen passten nicht zusammen.

Auf der Flucht drei Polizeiautos gerammt

Die Polizei nahm die Verfolgung auf. Der Fahrer versuchte, sich der Kontrolle mit aller Macht zu entziehen. Er ignorierte alle Stoppsignale und rammte drei Streifenwagen. An einer Behelfsausfahrt zog der Mann sein Fahrzeug nach rechts und verließ die Autobahn. Wenig später war die Flucht auf einem Waldweg bei Waldbrunn zu Ende. Der Fahrer ließ den Sprinter stehen und floh zu Fuß. Bald darauf stellten ihn die Polizeibeamten.

Frau konnte entkommen

Die sahen aber auch eine zweite Person aus dem Auto fliehen. Es war laut Würzburger Staatsanwaltschaft die 27-jährige Ex-Lebensgefährtin des Fahrers, die sich „nach derzeitigem Stand der Ermittlungen während der Fahrt gefesselt im Fahrzeug befand“.

Nach heutigem Kenntnisstand sieht es so aus, als habe der 30-Jährige in Gießen seiner ehemaligen Partnerin aufgelauert. Mit einer Schusswaffe soll er sie gezwungen haben, in den Mercedes Sprinter zu steigen. Er fesselte sie mit Kabelbindern. Während der zwei Tage, in der die 27-Jährige in seiner Gewalt war, soll es zu sexuellen Übergriffen gekommen sein, sagten Würzburger Ermittler. Der 30-Jährige, der wie seine Ex-Partnerin aus dem Raum Gießen stammt, wurde vorläufig festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Schon einmal entführt

Inzwischen zeigte sich: Es war offenbar nicht die erste Entführung. Bereits zwei Wochen vor der brutalen Aktion hatte sich die 27-Jährige bei der Polizei in Gießen gemeldet und ihren Ex-Freund der Entführung und Vergewaltigung beschuldigt.

Wie der Sprecher der Gießener Staatsanwaltschaft, Thomas Hauburger, bestätigte, hatte die Frau angegeben, der 30-Jährige habe sie schon in der Nacht vom 18. auf den 19. Februar vor ihrer Wohnung abgepasst, sich zu ihr ins Auto gesetzt und sie gezwungen, mehrere Stunden mit ihm herumzufahren. Danach habe er sie zurück zu ihrer Wohnung gelotst und sie dort vergewaltigt.

Aussage gegen Aussage

Aufgrund dieser Aussage habe die Polizei den Tatverdächtigen vorläufig festgenommen. Bei seinen Vernehmungen habe er den Anschuldigungen der 27-Jährigen widersprochen. Die Fahrt mit dem Auto und der Geschlechtsverkehr seien einvernehmlich gewesen. Da ihm diese Aussage nicht zu widerlegen war und auch keine Spuren gefunden wurden, die auf Gewalteinwirkung hätten schließen können, habe man den Verdächtigen damals wieder laufen lassen müssen, aber weitere Ermittlungen eingeleitet.

Inhaftierung nicht möglich

„Wenn zwei Personen aus einer erst kurze Zeit zuvor beendeten Beziehung völlig unterschiedliche Angaben zu gegenseitigen Anschuldigungen tätigen, muss der Sachverhalt genau abgeklärt werden“, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Den Mann deswegen so lange in Haft zu nehmen, sei rechtlich nicht praktizierbar. Allerdings habe man dem 30-Jährigen den Kontakt zu seiner Ex-Partnerin untersagt.

Mit einer Anklage ist im August zu rechnen.

 
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  • H. M.
    Es ist immer das gleiche. Aussage gegen Aussage und solche Hohlköpfe sind ruck zuck wieder auf freiem Fuß. Die aller wenigsten betroffenen Frauen denken sich so was aus. Den Verbrechern -und nichts anderes sind solche Zeitgenossen- wird aber lediglich ein Kontaktverbot auferlegt. Da ist einfach lächerlich, weil solche kaputten Existenzen sich nicht dran halten. Zynischer Weise hat die Frau noch Glück im Unglück gehabt. So was endet oft mit Mord. Das rammen von gleich drei Streifenwagen sollte als versuchter Mord gewertet werden, damit dieser Verbrecher lange, lange hinter Gitter verschwindet.
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