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Würzburg/München
Zöller, Behr, von Zobel: Warum sich Landtagsabgeordnete aus Unterfranken öffentlich Tattoos stechen lassen
Ungewöhnliche Bilder: Die Abgeordneten Andrea Behr, Thomas Zöller und Felix von Zobel werben mit ihrem Körper für mehr Organspender. An diesen Stellen haben sie sich tätowieren lassen.
Um ihre Bereitschaft zur Organspende zu signalisieren, haben sich Landtagsabgeordnete am Mittwoch in München Tattoos stechen lassen. Im Bild der Patientenbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, Thomas Zöller aus Mönchberg.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa | Um ihre Bereitschaft zur Organspende zu signalisieren, haben sich Landtagsabgeordnete am Mittwoch in München Tattoos stechen lassen.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 17.11.2024 02:30 Uhr

Eine ungewöhnliche Aktion sorgt für ungewöhnliche Bilder: Acht bayerische Landtagsabgeordnete von Freien Wählern, CSU und Grünen haben sich in München ein Organspende-Tattoo stechen lassen. Mit dabei waren die Unterfranken Andrea Behr (CSU) aus Würzburg, Felix von Zobel (FW) aus Darstadt (Lkr. Würzburg) und Thomas Zöller (FW) aus Mönchberg (Lkr. Miltenberg).

Zöller ist Patienten- und Pflegebeauftragter der bayerischen Staatsregierung. Er hatte gemeinsam mit der Organisation Junge Helden im Landtag zur Teilnahme an der Aktion aufgerufen, um für mehr Spendenbereitschaft zu werben. Tätowiert wurde den Politikerinnen und Politikern das Organspende-Symbol, das aus einem Kreis und zwei Halbkreisen besteht.

Laut Junge-Helden-Geschäftsführerin Angela Ipach läuft die Kampagne seit zwei Jahren. 750 Tattoostudios in Deutschland nehmen daran teil. Sie stechen die Tattoos kostenlos. Mittlerweile tragen über 10.000 Menschen in Deutschland das Symbol auf ihrer Haut.

Gemeinsam sprachen sich die Politiker für die Widerspruchslösung aus. Dazu hatte der Bundesrat im Juli eine Gesetzesinitiative gestartet. Durch Einführung der sogenannten Widerspruchslösung soll zukünftig jede Person als Organspender gelten, wenn sie nicht zu Lebzeiten einer Organspende widersprochen hat.

In Bayern warten derzeit laut Zöller rund 1.200 Menschen auf ein Organ. Zwischen Januar und September 2024 gab es 118 Organspenden in Bayern.

Thomas Zöller: Zweites Tattoo nach der Rassetaube

Thomas Zöller (Freie Wähler) ließ sich das Organspende-Symbol auf den rechten Oberarm tätowieren.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa | Thomas Zöller (Freie Wähler) ließ sich das Organspende-Symbol auf den rechten Oberarm tätowieren.

Für Thomas Zöller war es das zweite Tattoo seines Lebens – diesmal am rechten Oberarm. Nachdem er 2012 Doppel-Europameister in der Rassetaubenzucht wurde, habe er sich eine fliegende Taube auf das Wadenbein stechen lassen, erzählt Zöller. "Wenn das Organspende-Tattoo nun im Schwimmbad für genauso viel Aufmerksamkeit sorgt wie die Taube, wäre schon einiges gewonnen",  sagt der bayerische Patientenbeauftragte, der seit 1997 einen Organspendeausweis bei sich trägt.

Andrea Behr: Niemand muss mehr in meinem Geldbeutel wühlen

Andrea Behr (CSU) ließ sich das Organspende-Symbol auf die rechte Rippe tätowieren.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa | Andrea Behr (CSU) ließ sich das Organspende-Symbol auf die rechte Rippe tätowieren.

Tätowiert zu sein, ist für Andrea Behr nichts Neues. "Ich bin schon ziemlich tapeziert", sagt die studierte Zahnärztin – und lacht. Ihre rechte Rippe hat die CSU-Politikerin nun dem Thema Organspende gewidmet. "Jetzt ist die Sache klar. Niemand muss im Falle des Falles erst in meinem Geldbeutel nach dem Organspendeausweis wühlen. So ein Symbol, tätowiert bei klarem Kopf, ist eine eindeutige Aussage, nach der sich Ärzte richten können."

Felix von Zobel: Ungewöhnliche Stelle für das erste Tattoo

Felix von Zobel (Freie Wähler) ließ sich das Organspende-Symbol hinter das linke Ohr tätowieren
Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa | Felix von Zobel (Freie Wähler) ließ sich das Organspende-Symbol hinter das linke Ohr tätowieren

Eine besondere Stelle suchte sich Felix von Zobel für sein erstes Tattoo aus. Nachdem er zuerst überlegt hatte, sich das Organspende-Symbol auf einen Finger stechen zu lassen, habe er sich schließlich fürs Ohr entschieden, sagt er. "Das passt besser zu einem Politiker." Seit fünf Jahren hat von Zobel immer einen Organsapendeausweis dabei. Er kenne schließlich aus der eigenen Familie die Nöte der Menschen, die auf ein Spenderorgan warten.

 
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Kommentare
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  • Michael Czygan
    Hallo Herr Stapff, guter Gedanke. Ich setze hier mal den Link zu der interaktiven Karte, die der Verein Junge Helden veröffentlicht hat. Da finden sich auch Tattoo-Studios aus der Region, die bei der Aktion mitmachen. https://junge-helden.org/optink#map
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  • Michael Zink
    Meines Wissens eretzt das Tattoo keinen Spendeausweis. Es wäre schön, wenn Sie das nachprüfen und ergänzen könnten.
    Denn manche Aussagen im Artikel klingen so, als wäre das Tattoo selbst rechtlich gültig.
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  • Michael Czygan
    Sie haben recht, Herr Zink. Danke für den Hinweis. Das Tattoo ersetzt nicht den Spenderausweis, ist aber ein deutlicher Hinweis, dass es bei seinem Träger einen gibt, dass sich die Suche danach lohnt.
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  • Herbert Stapff
    Es ist eine gute Idee, um noch mehr dazu zu bewegen, sich als Organspender zu registrieren. Es trägt aber auch zur Entbürokratisierung bei, denn die Retter vor Ort können sofort erkennen, ob der Verunglückte ein Organspender ist.
    Dazu wäre es vielleicht sinnvoll, das Emblem an exponierter Stelle zu stechen. Hinter dem Ohr oder auf dem Arm ist es sofort zu erkennen. Am Bauch in weiteren Tatoos versteckt wird man es womöglich sehr viel schwerer finden.

    Bitte an den Autor: Stellen Sie das Logo Organspender nochmal deutlich vor und veröffentlichen, wer im Einzugsbereich MainPost es stechen darf.
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  • Michael Zink
    An welcher Stelle das Logo gestochen wird, ist eigentlich egal. Es ersetzt keinen Organspendeausweis. Darum finde ich einige Aussagen im Artikel gefährlich. Dort wird etwas anderes suggeriert.
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  • Herbert Stapff
    Ich habe nie gesagt, dass das Tatoo den Ausweis ersetzt. Aber es ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Tote ein Spender sein kann und sich die Suche nach dem Ausweis lohnt. Denn oft kommt es auf die Zeitspanne an. Außerdem fährt der Bestatter dann sofort ins Krankenhaus. Ich bleibe dabei: An exponierter Stelle hilft es den Gedanken weiterzutragen.
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  • Michael Zink
    So gesehen haben Sie natürlich Recht.
    Aber Ihren ersten Absatz, speziell das mit Entbürokratisierung, verstehe ich trotzdem nicht. Da die Tätowierung nicht rechtsverbindlich ist und auch eine nicht vorhandene Tätowierung nichts aussagt, sehe ich keinen großen Unterschied. Es ist halt ein Hinweis und evtl. Werbung.
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