Was Künstliche Intelligenz (KI) schon bewerkstelligen kann, demonstrierte der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) am Montag in Würzburg ganz spielerisch. Kann die Julius-Maximilians-Universität auch eine deutsche Exzellenz-Uni werden? Blume hatte dazu die neuartige Text-KI "ChatGPT" befragt, die nach Abwägen verschiedener Aspekte zum Ergebnis gelang: "durchaus möglich".
Da hatte Uni-Präsident Prof. Paul Pauli schon schneller und im Brustton der Überzeugung laut "Ja!!" hineingerufen. Dass die Uni nicht nur in vielen Felder bereits exzellent unterwegs ist, sondern nun auch im Bereich der Künstlichen Intelligenz ganz vorne mitmischen will – das wurde beim Richtfest für das neue KI-Zentrum am Campus Hubland-Nord deutlich.
Im August war Baubeginn, Einzug noch in diesem Jahr
Rekordverdächtig das Tempo: Nur eineinhalb Jahre nach dem Planungsauftrag und ein halbes Jahr nach Baubeginn steht der Rohbau inklusive Fenster. Noch in diesem Jahr sollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie sonstiges Personal in das vierstöckige Gebäude einziehen. Es wurde funktional in Stahlbeton-Modulbauweise errichtet. "Sonst wäre diese kurze Bauzeit nicht möglich", sagte Grit Liebau vom Staatlichen Bauamt. Der Beschleunigung diente auch die Vergabe an einen Generalunternehmer, die Goldbeck Südwest GmbH, für die gesamte Planung und Abwicklung des Baus.
Bauherr ist der Freistaat, es entstehen auf rund 2100 Quadratmetern Nutzfläche moderne Forschungs- und Seminarräume, Büros und Besprechungsräume. Kosten: gut 13 Millionen Euro. Der Neubau ist Teil der bayerischen High-Tech-Agenda, für die der Freistaat laut Minister Blume 3,5 Milliarden Euro investiert. 42 neue Professuren hat die Uni Würzburg so erhalten, ein Viertel davon für den Bereich Künstliche Intelligenz. Mit seinem KI-Zentrum CAIDAS (Center for Artificial Intelligence and Data Science) wird Würzburg ein wichtiger Knotenpunkt in einem bayernweiten KI-Netzwerk.
Welche unfassbaren Mengen an Daten zu erfassen, auszuwerten und weiterzuverarbeiten sind – das zeigt gerade die frei zugängliche Sprach- und Text-KI "ChatGPT", die auf Kommando immer neue Texte ausspuckt, ganz nach Wunsch des Auftraggebers. Informatik-Professor Andreas Hotho, Leiter des KI-Zentrums, ist beeindruckt: "Das ist die nächste Revolution, die nächste Suchmaschinen-Generation. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell kommt."
Hotho geht davon aus, dass früher oder später nicht mehr zu unterscheiden ist, ob ein Text von der Maschine oder von einem Menschen stammt. Es gelte, einen konstruktiven Umgang mit den neuen Möglichkeiten zu finden. Auch Wissenschaftsminister Markus Blume spricht von einer "technischen Revolution". Die Hochschulen hätten das Thema im Blick, noch brauche es dafür keine ministeriellen Vorgaben, meinte er im Gespräch mit der Redaktion.
Klar sei aber auch: "Das wird die Art und Weise wissenschaftlichen Arbeitens verändern." Und dann benötige man auch neue Leitplanken. Für Blume verdeutlichen diese Dynamik und das aktuelle Weltgeschehen die Gefahr von Abhängigkeiten: "Wir müssen in unsere eigene technologische Stärke investieren." So wie dies mit dem KI-Zentrum in Würzburg geschehe.
Uni-Präsident Pauli und Oberbürgermeister Christian Schuchardt dankten dem Freistaat – vertreten durch mehrere örtliche Landtagsabgeordnete – für sein Engagement. Die Universität selbst hat die KI-Lehrstühle um weitere Professuren und Stellen ergänzt, um alle Fakultäten anzubinden.
Das neue Zentrum soll eine Schnittstelle werden für verschiedensten Projekte aus Natur- und Geisteswissenschaften. Leiter Andreas Hotho sprach von insgesamt 25 bis 30 Lehrstühlen. "Wir werden in diesem Gebäude tolle Forschung sehen", gab sich Pauli überzeugt.