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Würzburg
Auftritt wurde abgesagt nach seiner Kritik an antisemitischer Rede: Würzburger DJ gerät zwischen die Fronten
Nach der Demo zum Weltfrauentag in Würzburg kam es zum Schlagabtausch auf Instagram zwischen einer Pro-Palästina-Gruppe und der Antifa. Mit Folgen für einen Techno-DJ.
Bei der Demo am 8. März zogen mehrere Hundert Menschen zum internationalen queerfeministischen Kampftag durch die Würzburger Innenstadt. Dabei soll es zu antisemitischen Redebeiträgen gekommen sein. 
Foto: Patty Varasano | Bei der Demo am 8. März zogen mehrere Hundert Menschen zum internationalen queerfeministischen Kampftag durch die Würzburger Innenstadt. Dabei soll es zu antisemitischen Redebeiträgen gekommen sein. 
Lara Meißner
 |  aktualisiert: 18.03.2025 02:36 Uhr

Im Nachgang zur Demo zum feministischen Kampftag am 8. März, auch als Weltfrauentag bekannt, werden seit Tagen Diskussionen in Würzburgs Subkultur geführt. Ausgangspunkt ist die Rede von Vertretern der pro-palästinensischen Gruppe "QueersforpalestineWue". In dieser sei die Glaubwürdigkeit der Berichte über die sexualisierten Gräueltaten der Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel infrage gestellt worden, kritisierte unter anderem die Deutsch-Israelische Gesellschaft Würzburg.

Ein Demo-Teilnehmer, bekannt als DJ Kanda, hat sich laut eigener Aussage gegen die Inhalte der Rede ausgesprochen. Ihm sei daraufhin von anderen Demonstranten gedroht worden. Zudem sei ihm ein geplanter Auftritt nach der Demonstration im Kulturzentrum "Kapitel Zwei" in der Zellerau abgesagt worden.

Unter anderem hieß es in der Rede, die der Redaktion vorliegt, rund um die Taten am 7. Oktober werde "zionistische Propaganda" verbreitet. "Die Forderung, israelischen Frauen zu glauben, wird als Waffe missbraucht, um jegliche Kritik abzuwürgen", heißt es wörtlich. Analysen des Beweismaterials vom 7. Oktober würden demoralisiert und diffamiert, sexuelle Übergriffe des israelischen Militärs gegen Menschen aus Palästina hingegen ignoriert werden. Weiße Feministen und Feministinnen würden ein Bild von einem "barbarischen, arabischen Mannes" kreieren, "der weiße Frauen angreift". 

Diverse Berichte, etwa von den Vereinten Nationen und weiteren supranationalen Vereinigungen, zeichnen ein anderes Bild und bestätigen, dass es am 7. Oktober zu Gruppenvergewaltigungen und Genitalverstümmelung durch Mitglieder der Hamas an israelischen Frauen kam. 

DJ Kanda: Bedrohungen und ein gecancelter Auftritt im "Kapitel Zwei"

Für DJ Kanda waren die Aussagen, die bei der Demo-Rede fielen, ein Grund, öffentlich zu widersprechen. In einer Stellungnahme auf Instagram heißt es: "Ich habe 'Scheiß Antisemiten' reingerufen und die Demo verlassen wollen. Daraufhin hat mich eine Person erkannt, mit Namen angesprochen und massivst beleidigt und gewaltvoll bedroht."

Ein für den Abend geplanter Auftritt des DJs im "Kapitel Zwei" in der Zellerau sei in der Folge spontan abgesagt worden. In seiner Stellungnahme auf Instagram spricht DJ Kanda von Boykottaufrufen. Das Team des Kulturzentrums sei "stark unter Druck gesetzt" worden, ihn als "zionistische Person" auszuschließen. Mehrere Würzburger Organisationen wie das Jugendforum der Deutsch-Israelischen Gemeinschaft Würzburg oder der Antifa Würzburg haben in einem gemeinsamen Posting Solidarität mit DJ Kanda bekundet. 

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Auch das "Kapitel Zwei" hat nach einer Anfrage der Redaktion ein Statement veröffentlicht. DJ Kanda sei "zu Unrecht ausgeschlossen" worden, das Kulturzentrum entschuldige sich ausdrücklich. Die Entscheidung sei - rückblickend bewertet - "überstürzt und unangemessen" gewesen. Man werde in Zukunft daran arbeiten, das Kulturzentrum auch in schwierigen Zeiten als "offenen und solidarischen Ort" aufrechtzuerhalten. 

Auch die Gruppe "QueersforpalestineWue" hat sich auf Nachfrage geäußert. Man habe die Mitarbeiter des "Kapitel Zwei" nicht unter Druck gesetzt. Der Vorfall auf der Demo sei eine Konfrontation zwischen Einzelpersonen gewesen. 

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Kommentare
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  • Paul Schüpfer
    Wird das "Kapitel Zwei" mit öffentlichen Geldern unterstützt? Vielleicht sollte man die Förderung mal überprüfen? Bei "Q...." bleiben einem die Worte weg. Nicht der "Vorfall" zwischen Einzelpersonen ist das große Problem. Das wird offensichtlich nicht gesehen.
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  • Martin Deeg
    Noch nicht mitbekommen?

    ...»Die Bundesregierung ist nicht befugt, Zuwendungsempfängern in Hinblick auf die Veranstaltung von Demonstrationen Vorgaben zu machen«, heißt es in der nun veröffentlichten Stellungnahme weiter. Gemeinnützige Organisationen dürften außerdem politisch aktiv sein, und es sei auch nicht zu beanstanden, »wenn eine steuerbegünstigte Körperschaft außerhalb ihrer Satzungszwecke vereinzelt zu tagespolitischen Themen Stellung nimmt«....

    Mehrere Organisationen lobten die Antwort der Regierung und kritisierten die Union. Die Amadeu Antonio Stiftung sprach von einer »bemerkenswert eindeutigen Klarstellung« seitens der Regierung. Eine »Klatsche für die Unionsfraktion« nannte die Organisation Campact die Antwort der Regierung."

    Quelle: Spiegel, 12.03.2025
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  • Frank Zumkeller
    Frauen - oder Queerrechte im Nahen Osten zu stärken ist eine ehrenwerte Sache und ein lohnenswertes Ziel. Bei dieser Gruppierung geht es jedoch nur um Antisemitismus mit äußerst transparentem Deckmäntelchen.
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  • Martin Deeg
    ...."ist eine ehrenwerte Sache und ein lohnenswertes Ziel."

    Ersteres mag stimmen, zweiteres ist eine Illusion. Was hier in Deutschland diesbezüglich läuft hat erkennbar keinerlei Wirkung auf die Zustände im Nahen Osten, es geht - soviel Ehrlichkeit muss sein - vor allem um "psychosomatische" Wirksamkeiten, um die Darstellung einer Haltung.

    Auch da da manches verrutscht und statt den "Rechten" vielmehr diverse Feindbilder gepflegt werden kann kaum verwundern, Aktivismus driftet mitunter schnell in fanatische Gefilde ab.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Zum feministischen Kampftag (seltsamer Begriff) würde ich von "QueersforPalestineWue" erwarten,
    sich für die Rechte lesbischerFrauen, ausgebeuteterMütter und Hausfrauen, oder auch für Belange schwuler Jugendlicher und Männer in arabischen Kulturkreisen einzusetzen.
    Alternativ könnte man auch über die Situation der Mütter und Töchter in einem Hamas-Terrorist*inn*enland referieren oder die allgemeinen Lebensbedingungen in dieser Weltgegend genauer beleuchten.

    Sich stattdessen darin zu verbeissen,
    dass weiß interpretierte Frauen aus Israel dramatisieren, und die armen und unterdrückten Hamastypen ja gar nicht anders können als scheußlichste Verbrechen zu begehen,
    -weil die ja für das Gute morden-,
    daß ist so daneben,
    daß die passenden Worte dazu hier nicht stehen dürfen.

    Ein herzliches Danke geht an DJ Kanda!

    Wo Unfug verbreitet wird und die Mehrheit mit einstimmt,
    da ist Widerspruch besonders dringend nötig,
    auch wenn es dafür einen Shitstorm gibt.
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  • Sebastian Hansen
    Ich hoffe, dass Antisemiten in der Würzburger Zivilgesellschaft in Zukunft nichts mehr zu melden haben.
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  • Martin Deeg
    Fanatismus und jedwede Ideologie sollten generell nichts in der Zivilgesellschaft zu melden haben (und erst recht nicht in der Parteipolitik).
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