zurück
Estenfeld
Zahlreiche Bäume und Sträucher gerodet: Wieder Ärger um die Hoegner-Straße in Estenfeld
Mitten in der Urlaubszeit ließ Bürgermeisterin Rosi Schraud genau die Fläche roden, die den Durchstich zur Würzburger Straße bildet. Warum das die Anwohner auf die Palme bringt.
Fakten geschaffen: 16 Bäume und Sträucher wurden während der Urlaubszeit in der Wilhelm-Hoegner-Straße in Estenfeld gerodet.
Foto: Eberhard Wunderlich | Fakten geschaffen: 16 Bäume und Sträucher wurden während der Urlaubszeit in der Wilhelm-Hoegner-Straße in Estenfeld gerodet.
Guido Chuleck
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:48 Uhr

Mitten in der Urlaubszeit rollten Mitarbeiter des Bauhofs Estenfeld mit schwerem Gerät an der Wilhelm-Hoegner-Straße an. Binnen weniger Minuten waren 16 Bäume und Sträucher gerodet – an der Stelle, an der der Durchstich zur Würzburger Straße vorgesehen ist. Der von den entsetzten Anwohnern alarmierte dritte Bürgermeister Christian Albert ließ die Arbeiten sofort stoppen. "Da hat Bürgermeisterin Rosi Schraud aus ihrem Urlaub heraus im Vorfeld einer gerichtlichen Klärung vollendete Tatsachen geschaffen", ärgerte sich nicht nur der Anwohner Eberhard Wunderlich. Schnell fotografierte er die Arbeiten des Bauhofes und wandte sich empört an diese Zeitung.

Kolonne rückte um halb neun morgens an

Es war der 18. August morgens um halb neun, als die Bauhof-Kolonne eine sichtbare Lücke in das Gehölz gerodet hatte. Geschehen war das tatsächlich auf Anweisung der Bürgermeisterin, wie sie im Telefonat mit dieser Redaktion erklärte. "Der Gemeinderat hat in seiner Juli-Sitzung mit 12:6 Stimmen beschlossen, dass die Änderung des Bebauungsplanes‚ westlich der Konrad-Adenauer-Straße‘ und damit die Öffnung der Hoegner-Straße zur Satzung wird", so ihre Erklärung.

Daran hatte auch ein Antrag der Grünen, den Durchstich nicht zu machen, nichts geändert. "Ein unverständlicher Antrag, wie die Mehrheit im Gremium befunden hatte, und unglücklich zu einer Unzeit", so die Bürgermeisterin, "neue Gutachten, Rechtsanwälte und Ingenieurbüros waren beauftragt worden." Zudem hätten aktuelle Gutachten und Auswertungen ergeben, "dass die Öffnung der Hoegner-Straße keine unzumutbare Belastung für die Anwohner ist, aber eine erhebliche Entlastung für die Anwohner der Konrad-Adenauer-Straße bringen wird".

Am 18. August rückte eine Bauhof-Kolonne und hinterließ eine sichtbare Lücke im Gehölz.
Foto: Eberhard Wunderlich | Am 18. August rückte eine Bauhof-Kolonne und hinterließ eine sichtbare Lücke im Gehölz.

Nach Rücksprache mit der Anwältin der Gemeinde war sie vor ihrem Urlaub zu der Überzeugung gekommen, dass mit dem öffentlichen Aushang des Satzungsbeschlusses auch Baurecht vorlag. "Ich habe noch vor meinem Urlaub den Bauhofmitarbeiter Klaus Wolz, einem forstwirtschaftlichen Experten, angewiesen, er solle nach seinem eigenen Urlaub so bald wie möglich mit diesen Arbeiten beginnen", sagte sie. Da auch der zweite Bürgermeister Tobi Grimm im Urlaub war, war Christian Albert der "diensthabende Bürgermeister".

Dass der über diese Absprache wohl nicht informiert war, erklärt die Bürgermeisterin mit einer "möglicherweise fehlenden Absprache im Urlaub". Denn nicht nur sie und ihr erster Vertreter, sondern auch Bauhofchef Jürgen Fottner weilte zum Zeitpunkt der Rodung im Urlaub. Nun sind die Bäume und Büsche gerodet, bis Ende September passiert in Absprache mit allen Beteiligten erstmal nichts weiter.

Laut unterer Naturschutzbehörde lag keine Genehmigung für diese Rodung vor

Was die Anwohner, die eine Interessengemeinschaft gebildet haben, natürlich nicht besänftigte, sagte Eberhard Wunderlich, einer der Vertreter der IG. "Unser Anwalt hat vor dieser Aktion mit Georg Deppner vom Bauamt Estenfeld gesprochen, und der hatte gemeint, dass bis Ende September wohl nichts dergleichen geschehen werde", so Wunderlich. Denn bis Ende September sind normalerweise nur Schönheitsschnitte erlaubt.

Also hatte sich die IG mit ihrer geplanten Normenkontrollklage, die als Eilantrag eingereicht werden sollte, Zeit lassen wollen. Zumal der Anwalt die Bürgermeisterin auch schriftlich gebeten hatte, mit einer möglichen Rodungsaktion bis zum Einreichen der Klage zu warten. "Es war aber als Bitte formuliert", so Schraud, "und die Anwältin war der Ansicht, dass man einer Bitte nicht unbedingt auch entsprechen müsse."

Die untere Naturschutzbehörde erklärte auf Anfrage, dass für diese Gehölzrodung keine Genehmigung vorgelegen habe. "Die Bürgermeisterin", so die Antwort aus dem Umweltamt, "wurde zunächst um Stellungahme zum betreffenden Sachverhalt gebeten, dann ist zu prüfen, ob ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen eines Verstoßes gegen das zeitliche Gehölzbeseitigungsverbot einzuleiten ist." "Sollte es so kommen, dann ist es so", so Schraud, "ich bin der Überzeugung, nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Estenfeld
Guido Chuleck
Grimm Kleinrinderfeld
Rosi Schraud
Urlaubszeiten
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • R. Ö.
    Es ist schon erstaunlich was sich manche Gemeinden bei uns immer wieder erlauben. Da werden mitten im Sommer Bäume gefällt und Hecken gerodet. Ein klarer Verstoß gegen die Naturschutzgesetze. Doch was passiert - nichts. Eine CSU Bürgermeisterin muss sich doch da keine Sorgen machen denn das Landratsamt und der Landrat hält bei allen Machenschaften schützend die Hand darüber. Und nächstes Mal machen wir es dann wieder so, denn das ist bei uns in Bayern ganz normal.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. W.
    Aha, diese Bürgermeisterin ist echt der Meinung,
    nach bestem Wissen und Gewissen dürfe Sie Umweltfrevel anordnen,
    und die Gemeindeanwältin meint obendrauf, Bitten brauche man ja nicht zu entsprechen!

    Solche Leute braucht niemand in führenden Positionen!

    Wo bleibt denn da die Vorbildlichkeit?

    Aber grad diese bürgermeisternden Lokalgottheiten von der CSU fallen ja in Sachen Umwelt -und Naturschutz immer wieder peinlich negativ auf und sind schnell mit der Säge zur Hand,
    wenn es drum geht,
    ein paar Vögeln oder sonstigem Getier den Lebensraum zu zerstören.

    Echt gruselig, solche Leut'.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. F.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Wenn schon die Bürgermeisterin in ihrem Amt überfordert ist, oder absichtlich gegen das Gesetzt handelt, hätten auch die Bauhofmitarbeiter wissen müssen, dass die Arbeiten in dieser Jahreszeit nicht rechtmäßig sind.
    Eine saftige Geldstrafe ist ihr hoffentlich sicher.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Wenn Beschlüsse immer so schnell umgesetzt würden ...
    UNGLAUBLICH!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. A.
    Können Bäume auch umgesetzt werden? Pflanzen werden auch umgetopft.
    Möglicherweise ist so eine Aktion sehr teuer, deshalb Kahlschlag für den Durchstich.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    @gabcht0815: Falscher Zeitpunkt! Manche Genossen wollen oder können mal wieder nicht verstehen um was es geht!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. A.
    gardner,
    Habe Alles verstanden.
    Gehölzbeseitigungsverbot. Bis Ende Sept. sind nur Schönheitsschnitte erlaubt.
    Meine Frage war " rehdorisch."
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. S.
    Es geht hier nicht um Umweltfrevel, sondern um die Umsetzung der Satzung, endlich die Hoegner-Str. mit der Würzburger Str. zu verbinden. Die Bewohner der K-Adenauer-Str. warten schon lange drauf. Hoffentlich hat Bgm. Schraud den Mumm, die Bauarbeiten fortzusetzen und den Gemeinderatsbeschluss durchzusetzen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. W.
    Dann hätten die Leute in der Andenauerstraße auch warten können, bis im Spätherbst/Winter solche Rodungsmaßnahmen keine Straftat) Ordnungswidrigkeit mehr darstellen.

    Blinder Aktionismus ist sowas, sonst nix.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. R.
    Ich muss hier von "schweren Gerät" lesen und bin verwundert, dass die Gemeinde Estenfeld scheinbar Kriegspanzer und Waffen im Bauhof stationiert hat.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. B.
    Wer die Vorgeschichte um die Öffnung der Hoegner Straße kennt, wird sich bei dieser Geschichte ein Schmunzeln sicher nicht verkneifen können. Schön, dass endlich Tatsachen geschaffen werden und dieses leidige Thema und die damit verbundenen grotesken Gerichtsverfahren hoffentlich bald ein Ende findet.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    @maxand: Rechtswidrige Tatsachen! Da wird es noch mind. eine Gerichtsverhandlung geben!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. S.
    wo ist das Problem? Bäume sind immer noch zum fällen da....
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. F.
    klar sind Bäume zum Fällen da, kommt aber drauf an in was für einer Art und weise dies geschieht. Wohnen Sie lieber in einer Betonzugeschütteten Landschaft oder darf da auch
    mal was grünes oder blühendes zwischen durch dabei sein?! - oh mei!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. S.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln (Tonfall) auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    @momento: Bei Ihren "Formulierungen" frage ich mich schon lange, ob Sie Ihre Kommentare ernst meinen oder "nur" provozieren wollen? Wie dem auch sei: Gute Besserung! egal wie Ihr Ansinnen gemeint ist! P.S. Gesetze sind da, um sie einzuhalten! Das gilt für Alle - sogar für Sie!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. F.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    @momento: Es gilt das Bundesnaturschutzgesetz Paragraph 39. Sollten Sie mal lesen, denn Unwissenheit schützt vor Strafe nicht - gilt tatsächlich auch für Sie!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten