
Viele Projekte in der Gemeinde Estenfeld schreiten weiter voran, während auch immer noch weitere angegangen werden. So kann das Fazit der jüngsten Gemeinderatssitzung des Ortes lauten. Viele Beschlüsse standen im Zeichen von Themen, die bereits seit längerem immer wieder in der Tagesordnung auftauchen.
Der Teil der Tagesordnung, der mit Abstand am meisten Zeit eingenommen hat, betraf die sogenannte vierte Änderung des Bebauungsplanes "Westlich der Konrad-Adenauer-Straße". Dahinter verbirgt sich ein seit langem geplantes Projekt, welches bereits in den vergangenen Jahren mehrmals für Redebedarf im Ratsgremium sorgte. Konkret geht es um eine Öffnung der Wilhelm-Hoegner-Straße zur Würzburger Straße hin. Aktuell endet die Wilhelm-Hoegner-Straße in einer Sackgasse mit Wendehammer und Parkmöglichkeiten. Die Luftlinie zur Estenfelder Hauptverkehrsader beträgt weniger als zehn Meter und ist mit Bäumen und Sträuchern bewachsen. Bereits um die Jahrtausendwende sorgte dieser Straßenzug für Aufsehen, nachdem die Anwohnerinnen und Anwohner sich auf juristischem Weg gegen einen Durchstoß zur Würzburger Straße zur Wehr setzten.
Kurzfristiger Antrag der Grünen
Die Diskussion begann mit einem sehr kurzfristigen Antrag der Grünen-Fraktion um Fraktionssprecher Thomas Herr. Man wollte eine Aufhebung des Beschlusses zur Änderung des Bebauungsplanes erwirken. Begründet wurde dies durch die sinkende Lebensqualität der Anwohner, unter anderem durch Lärmbelästigung und erhöhtes Verkehrsaufkommen. Positive Effekte für benachbarte Straßen, konkret die Konrad-Adenauer-Straße, würden in keinem angemessenen Verhältnis stehen, dass ein solches Vorhaben gerechtfertigt sei. Neben den Grünen stellte sich auch die EinS-Fraktion hinter den Antrag. In der Abstimmung wurde der Antrag allerdings mit einem Ergebnis von fünf zu 13 abgelehnt.
CSU-Fraktionssprecher Ersoy Karakoc kritisierte den Antrag der Grünen. Er merkte an, dass das Vorhaben nun schon weit fortgeschritten sei und man es doch nun zu Ende bringen sollte. Auch Zweiter. Bürgermeister Tobias Grimm (SPD) stellte sich gegen den Antrag. Er sprach davon, dass "dieser Marathon bald beendet werden soll".
Es bleiben noch viele juristische Fragen
Im Anschluss daran wurde eine Vielzahl von Stellungnahmen zu dem Thema verlesen. Die Gemeinde bat 28 Behörden um eine Rückmeldung bezüglich des Vorhabens. Neun merkten an, dass sie weder Anregungen noch Hinweise vorbringen möchten. Darunter waren unter anderem die Regierung von Unterfranken (höhere Naturschutzbehörde), die Stadt Würzburg, das Staatliche Bauamt und die IHK Würzburg – Schweinfurt. Behörden wie der Bayrische Bauernverband, das Bayrische Landesamt für Denkmalpflege, der Bund Naturschutz für Bayern oder auch die Gemeinde Kürnach und der Markt Rimpar verzichteten auf eine Stellungnahme. Von anderen Seiten kamen dagegen Einwände bezüglich rechtlicher Bedenken. Tatsächlich schweben noch viele juristische Fragen im Raum.
Auch von der Anwohnerseite wurden Stellungnahmen eingereicht, die anonym verlesen wurden. Laut dieser wird eine Öffnung der Wilhelm-Hoegner-Straße abgelehnt. In erster Linie wird moniert, dass die Wilhelm-Hoegner-Straße in diesem Abschnitt ein reines Wohngebiet ist, wohingegen die zu entlastende Konrad-Adenauer-Straße im betroffenen Bereich vor allem aus Autowerkstätten und Läden besteht. Hier wären deutlich weniger Bürgerinnen und Bürger von der Verminderung der Lebensqualität direkt betroffen.
Weitere Stellplätze im Bereich des Wendehammers schaffen
Die Öffnung der Wilhelm-Hoegner-Straße soll vor allem die Verkehrsanbindung der Straße verbessern und weitere Stellplätze im Bereich des Wendehammers am Straßenende schaffen. Aktuell fahren die Anwohnerinnen und Anwohner über die Konrad-Adenauer-Straße zur Würzburger Straße und absolvieren dabei auf dem Weg Richtung Würzburg drei Linksabbiegevorgänge. Durch die Änderung wird die Konrad-Adenauer-Straße zukünftig um circa 450 Autos entlastet, wohingegen die Wilhelm-Hoegner-Straße lediglich um etwas mehr als 200 Fahrzeuge zusätzlich belastet wird.
Zum jetzigen Zeitpunkt existiert lediglich ein improvisierter Trampelpfad über die bewaldete Grünfläche, der unzureichend befestigt und beleuchtet ist. Über diesen gelangt man vor allem zur nahegelegenen Bushaltestelle in der Würzburger Straße.
Abschließend wurde der Beschluss mit elf zu sechs Stimmen gefasst. Die vierte Änderung des Bebauungsplans "Westlich der Konrad-Adenauer-Straße" wird mit allen Änderungen als Satzung beschlossen und somit wird an dem Vorhaben festgehalten.