Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ruft auch in Würzburg starke Emotionen hervor. Während es in der Stadt und in der gesamten Region eine Welle der Hilfsbereitschaft mit den Menschen in der Ukraine gibt, sehen sich Russinnen und Russen und russischstämmige Menschen mittlerweile offenbar auch Anfeindungen ausgesetzt.
Jetzt appelliert Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt an die Stadtgesellschaft, in der aktuellen Situation keine Menschen mit russischen Wurzeln in Würzburg zu diskriminieren oder zu stigmatisieren. "Nicht die Russinnen und Russen, sondern Putin und sein System haben den Überfall auf die Ukraine angeordnet. Hierfür können die Russinnen und Russen wie auch alle Menschen mit russischen Wurzeln in unserer Stadt nichts", wird Schuchardt in einer Pressemitteilung der Stadt zitiert.
Schuchardt erinnert dabei an das Schicksal der Menschen in der früheren Sowjetunion. Viele Familien, besonders die Wolgadeutschen, seien unter Stalin systematisch verfolgt und diskriminiert und innerhalb der Sowjetunion in andere Teilrepubliken zwangsumgesiedelt worden. In Deutschland hätten sie sich eine neue Existenz aufgebaut. "Sie teilen unsere Werte und verurteilen Putins Krieg. Sie identifizieren sich aber auch mit ihrem positiven Bild eines nach Westen geöffneten Russlands, das ein Teil Europas ist", so Schuchardt. Diese Menschen verdienten "weder Ressentiments, Ausgrenzung noch jegliche Form der Diskriminierung – weder auf dem Schulhof noch auf der Straße".
Schuchardt wendet sich in diesem Zusammenhang direkt an die Würzburger Bevölkerung: "Bitte stehen Sie auch in schwierigen Zeiten zu unseren russischstämmigen und -sprachigen Nachbarn. So wie wir es in Würzburg als tolerante und weltoffene Stadt pflegen, als Europapreisträgerstadt."
Über Anfeindungen gegenüber Menschen aus Russland hatte zuvor bereits Würzburgs Sozialreferentin Hülya Düber berichtet. Via Facebook schrieb sie: "Ich war heute in einem Stadtteil Würzburgs unterwegs und hatte Gelegenheit mich mit Deutschen aus Russland, russischen Bürger:innen und Familien auszutauschen, deren Mitglieder sowohl aus Russland, als auch der Ukraine kommen! Die Schilderungen machen mich nachdenklich! Unterschwellige Anfeindungen, Kinder, die 'beschimpft' werden und die permanente Aufforderung sich erklären zu müssen!"
Auch Düber ruft dazu auf, zwischen den Machthabern im Kreml und der russischen Bevölkerung zu unterscheiden: "Ich erinnere an die Worte unseres Bundeskanzlers: Es ist der Krieg Putins und nicht der Russen!!!"
Peinlich, dass man das immer wieder betonen muss, dass die Nationalität nicht das geringste über den einzelnen Menschen aussagt.
Und wer Kinder „anfeindet“, weil sie russischer oder wahlweise ukrainischer Herkunft sind, sollte sich dringend Hilfe suchen.