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Würzburg
Würzburgs Bibliotheken erfinden sich neu
Vier Stadtteilbüchereien gibt es in Würzburg. Diese sollen sich nun mehr an den Bedürfnissen ihrer Bewohner orientieren. Die Stadt hat dazu ein Entwicklungsplan in Auftrag gegeben.
Die Stadtteilbücherei am Hubland dient als Vorbild für ein neues Konzept, das nun von Kulturreferent Achim Könneke gemeinsam mit Bücherei-Chefin Martha Maucher vorgestellt wurde.
Foto: Johannes Kiefer | Die Stadtteilbücherei am Hubland dient als Vorbild für ein neues Konzept, das nun von Kulturreferent Achim Könneke gemeinsam mit Bücherei-Chefin Martha Maucher vorgestellt wurde.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 14.02.2024 13:05 Uhr

Die Grundlage für den vom Stadtrat in Auftrag gegebenen Entwicklungsplan für die städtischen Bibliotheken ist gelegt: Nach einem ersten Zwischenbericht beginnen ab September unter Beteiligung der Akteure vor Ort die konkreten Planungen für die Zukunft der Stadtteilbücherei in Heidingsfeld. Im Städtle will die Stadtbücherei zum ersten Mal mit dem Sozialreferat zusammenarbeiten.

Die erste Stufe des von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Bibliotheks-Entwicklungsplans ist das Ergebnis zahlreicher Workshops – erst intern im Team der Stadtbücherei, dann mit den Nutzerinnen und Nutzern des Falkenhauses und der vier Stadtteil-Büchereien in Heidingsfeld, am Heuchelhof, in Versbach und in Lengfeld. Die Leitlinien, Ziele und Ergebnisse der Workshops hat die Stadtbücherei auf der Webseite "360grad-stadtbuecherei-wuerzburg.de/" veröffentlicht.

Weg von der banalen Ausleihstation

"Bibliotheken sind bundesweit dabei, sich neu zu erfinden", erläuterte Kulturreferent Achim Könneke, der den Zwischenbericht zusammen mit Bücherei-Chefin Martha Maucher und Projektleiterin Anna Neufeld präsentierte. Die Entwicklung gehe "weg von der banalen Ausleihstation hin zu kommerzfreien Räumen für alle Menschen".

Durch eine Förderung der Kulturstiftung des Bundes hat die Stadtbücherei die entsprechenden Mittel zur Verfügung bekommen, für alle weiteren Bibliotheksstandorte eigene Dritte-Ort-Lösungen zu erarbeiten und diese in einem Bibliotheksentwicklungsplan zusammenzufassen. (Von rechts): Achim Könnecke (Kulturreferent Stadt Würzburg), Martha Maucher (Leiterin der Stadtbücherei), Anna Neufeld (Projektbeauftragte Stadtbücherei).
Foto: Johannes Kiefer | Durch eine Förderung der Kulturstiftung des Bundes hat die Stadtbücherei die entsprechenden Mittel zur Verfügung bekommen, für alle weiteren Bibliotheksstandorte eigene Dritte-Ort-Lösungen zu erarbeiten und diese in ...

Vorbild ist die vor zwei Jahren eröffnete Stadtteilbücherei am Hubland, deren Konzept deutschlandweit für Aufmerksamkeit in der Bücherei-Szene gesorgt hat. Als öffentliches Wohnzimmer des neuen Stadtteils steht sie allen Nutzern mit Bibliotheksausweis an sieben Tagen in der Woche zur Verfügung. Nach ihrem Vorbild sollen auch das Falkenhaus und die anderen Stadtteilbüchereien zu sozialen Begegnungsstätten für alle Menschen werden: "Wir wollen alle Zweigstellen mit demselben Anspruch weiterentwickeln", so Könneke.

Bibliothek an die Bedürfnisse der Stadtteilbewohner angepasst

Zu diesem Anspruch gehört auch, dass die Menschen vor Ort als Experten für ihren Stadtteil in den Entwicklungsprozess eingebunden werden. Auf dem Weg zum so genannten "dritten Ort" zwischen der Privatwohnung und dem Arbeitsplatz wurde am Hubland ein Beteiligungsprozess nach dem Ansatz des "Design Thinking" durchgeführt, in dem die künftigen Nutzerinnen und Nutzer befragt und im Alltag begleitet wurden, um die Bibliothek als "Open Library" (englisch für "offene Bücherei") an die Bedürfnisse des Stadtteils anzupassen.

Mit demselben Ansatz soll es ab 2023 in Heidingsfeld weitergehen: Weil die Sparkasse Mainfranken ihre Räume im Alten Rathaus verlässt und sich dadurch neue Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen, steht die dortige Stadtteilbücherei noch vor dem Falkenhaus auf der Prioritätenliste des Entwicklungsplans ganz oben.

"Jeder darf mitwirken, sich einmischen und uns begleiten."
Martha Maucher, Leiterin der Stadtbücherei Würzburg

Nach dem Vorbild von Bibliotheken in Skandinavien will die Stadtbücherei im Städtle zum ersten Mal auch eng mit dem Quartiersmanagement zusammenarbeiten. Entstehen soll im Alten Rathaus als Pilotprojekt eine gemeinsame Anlaufstelle für die Bürger.

Wie die Kooperation im Detail aussehen und welche Zielgruppen sie ansprechen wird, wollen Stadtbücherei und Sozialreferat ab September ausloten, danach sind wieder die Expertinnen und Experten vor Ort gefragt – unter anderem in persönlichen Gesprächen und Interviews. "Wir wollen versuchen, auch an die Menschen heranzukommen, die noch nicht in der Bücherei sind. Jeder darf mitwirken, sich einmischen und uns begleiten", betont Martha Maucher.

Das Ergebnis soll dann ab Januar mehrere Monate lang in einem leerstehenden Ladenlokal in der Innenstadt praktisch erprobt werden. Entstehen soll dort eine Art Bibliotheks-Labor, um die Ideen zur räumlichen Gestaltung, neue Veranstaltungsformate oder innovative Bücherei-Angebote im Alltag testen zu können.

 
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