
Rettich, Kohl, Radieschen, Kohlrabi oder Blumenkohl – sie hatte alles auf Lager, was die Küche an frischem Gemüse brauchte: Hermine Gernert, die bekannteste Marktfrau von Würzburg. Jetzt ist sie im Alter von 85 Jahren gestorben.
Damit verliert Würzburgs Grüner Markt nicht nur sein bekanntestes Gesicht, sondern auch ein Original, das um einen flotten Spruch nie verlegen war. Den bekam nämlich so mancher gratis dazu, der bei Hermine Gernert einkaufte. Darunter viele Stammkundinnen und -kunden, die sich gern mit frischem Gemüse eindeckten bei der erfahrenen Händlerin, die schon seit den 1960er Jahren auf dem Markt verkaufte.
Über die Jahre hinweg hatte Hermine Gernert einen guten Blick für die Menschen entwickelt
Die Menschen kämen gerne zu ihr, "weil sie hier auch jemandem für einen kleinen Plausch haben, im Gegensatz zu den Supermärkten", sagte sie 2005 im Gespräch mit dieser Redaktion. Hermine Gernert hatte mit ihrer langen Erfahrung einen guten Blick für die Menschen entwickelt: Jeder Kunde sei anders. "Im Laufe der Jahre merkt man, ob ein Kunde für einen Spaß zu haben ist oder ob er wirklich nur einkaufen will."
Marktfrau mit Leib und Seele, das war Hermine Gernert über die Jahrzehnte hinweg. Sie könne sich nichts Schöneres vorstellen, bekannte sie, und das, obwohl die Arbeit anstrengend war, sie zwischen den Markttagen raus aufs Feld zum Ernten musste und kaum Urlaub und nur sonntags frei hatte.
Hermine Gernert stammte aus Albertshofen, der bekannten Gartenbau-Gemeinde im Landkreis Kitzingen, von hier kam auch das Gemüse. Doch die Menschen auf dem Würzburger Markt schätzten bei der beliebten Marktfrau nicht nur die regionale Herkunft der Ware, sondern eben auch die persönliche Ansprache. "Ich bin auch oft mal Kummerkasten, denn die Leute wissen, dass ich nichts weitererzähle", sagte Hermine Gernert seinerzeit. Mit ihr verliert der Würzburger Markt nicht nur eine populäre Händlerin, sondern auch ein fränkisches Original mit Herz und fröhlicher Zunge.
Hermine Gernerts Marktfrauen-Sprüche – eine Auswahl:
- "Den Salat müssen Sie mal ausprobieren. Man muss doch alles mal testen. Das ist wie in der Disco und mit den Männern. Der eine ist halt a weng zarter als der andere."
- "Da packen Sie sich ihre Sachen selber ein, dann wird's billiger."
- "Eine Marktfrau darf kein leichtes Mädle sein, sonst fliegt sie bei jedem Wind weg."
- "Da lassen Sie mal die Finger davon. Wenn Sie das nach Hause mit zu Ihrer Frau bringen, kriegen Sie garantiert Ärger. Mensch, Mensch, Mensch."
- "Mein Mann hat mich schon in der Schule poussiert. Das war aber anders als heute. Fünf Jahre hat's bis zum ersten Kuss gedauert."
OB Schuchardt: Hermine Gernert hat den Markt und auch die Stadt geprägt
In den sozialen Medien reagierten am Wochenende viele Würzburgerinnen und Würzburger auf die Nachricht vom Tod Hermine Gernerts. "Sie war klasse! Immer freundlich, immer lustig, immer gelacht und immer 'nen flotten Spruch auf den Lippen!“, schreibt so eine Userin in der Facebook-Gruppe "Du bist ein echter Würzburger, wenn…". An anderer Stelle heißt es: "Ein Urgestein vom Marktplatz Würzburg. Weit über die Landesgrenzen bekannt und beliebt". "Ein echtes Original. Sie wird mit ihrer einzigartigen Art vielen Menschen fehlen", lautet ein weiterer Kommentar.
Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt würdigte Hermine Gernert als "eine Institution, die den Markt und auch die Stadt geprägt" und "für jeden den passenden Spruch" gehabt habe. "Sie war herzlich, freundlich und zugleich eine fränkische Seele, die nun von uns gegangen ist", so der OB gegenüber der Redaktion.
Meine Frau war bei Hermine am Stand einkaufen. Ich stand etwas abseits an der Marktapotheke.
Hermine deutete auf mich und sagte zu meiner Frau: „Id des da hinne deiner?“
Meine Frau drehte sich um und nickte.
Hermine rief mir dann zu: „Gehmal har un drach des Daschla vo deiner Fraa!“ 😀
Herzliches Beileid an die Familie.
Die Qualität des regionalen Angebotes bleibt auch bei deinen Nachfahren, z.B. auch auf dem Zeller Bauernmarkt am Freitag, und das ist auch dein Erfolg, deine Witzle und Schlagfertigkeiten bleiben aber ein Verlust für uns Wüzburcher. RIP.
Sie möge in Frieden ruhen und die Ruhe sei ihr auch gegönnt. Aber es ist schon so: ein Grund, das Gemüse auf dem Markt zu kaufen, war halt schon die "Mine". Jetzt darf sich der Himmel über die Sprüch' amüsieren...
Herzliches Beileid ihrer Familie und allen, die sie vermissen werden.