
Aufgrund der unsicheren Zeiten und unkalkulierbaren Baukosten lassen sich aktuell viele Bauherren davon abhalten, neue Projekte zu beginnen oder geplante Investitionen durchzuführen. Nicht so die Würzburger Wohnungsgenossenschaft eG (WWG): Die Genossenschaft will in den kommenden Jahren durch Nachverdichtung auf ihren Grundstücken im oberen Frauenland zusätzlichen Wohnraum zu weiterhin erschwinglichen Preisen schaffen.
Konkret handelt es sich um 14 Wohnhäuser mit insgesamt 93 Wohnungen, die in mehreren Abschnitten in den kommenden Jahren Zug um Zug durch neue Gebäude mit deutlich mehr Wohnraum ersetzt werden sollen. "Unsere Idee ist es, die ortsprägende Typologie aufzunehmen und die Neubauten subtil in die Umgebung einzufügen", sagt Christian Brückner vom Büro Brückner & Brückner Architekten.
Die WWG verwaltet derzeit 137 eigene Häuser mit rund 1000 Wohnungen
Das Würzburger Büro ist Ende 2021 als Sieger aus einem Wettbewerb hervorgegangen, zu dem die WWG sechs regionale Büros eingeladen hatte. "Von diesem Ergebnis ausgehend haben wir dann das gesamte Quartier auf Machbarkeit überprüft", erläutert Sebastian Reeg, technischer Abteilungsleiter der Genossenschaft. Konkret ist geplant, die drei zusammenhängenden Gebäude Wittelsbacherstraße 13, 15 und 17 im ersten Abschnitt abzureißen und ab dem kommenden Jahr durch einen Neubau zu ersetzen.

Die 1918 gegründete WWG hat aktuell 3.171 Mitglieder mit knapp 14.000 Geschäftsanteilen und verwaltet derzeit 137 eigene Häuser mit gut 1000 Wohnungen in der Sanderau, der Zellerau, in Grombühl, im Frauenland, in Heidingsfeld und in Gerbrunn. Die durchschnittliche Miete lag im vergangenen Jahr bei 6,70 Euro pro Quadratmeter.
Das Quartier oberhalb des Wittelsbacherplatzes habe die Genossenschaft mit ihren Wohnhäusern bereits "seit den 1930er Jahren geprägt", betont Brückner. Gut 70 Jahre sind seit dem Wiederaufbau der zerstörten Gebäude nach dem Zweiten Weltkrieg vergangen, deswegen besteht aufgrund von Statik, Bausubstanz und nicht mehr zeitgemäßer Wohnqualität inzwischen Handlungsbedarf.
Neubau statt Sanierung
An Stelle von aufwändigen Sanierungen hat sich die Genossenschaft dafür entschieden, die Gebäude abzureißen, mit etwas größeren Grundrissen neu zu bauen und damit mehr Wohnfläche zu schaffen. Nachdem bezahlbarer Wohnraum in Würzburg zum knappen Gut geworden ist, bezeichnet Baureferent Benjamin Schneider die geplante Nachverdichtung als wertvollen Beitrag: "Das Konzept überzeugt, weil unterschiedliche Wohnungstypen für unterschiedliche Generationen und Bedürfnisse angeboten werden."
Ein weiterer Pluspunkt für den Stadtteil sind die geplanten Tiefgaragen unter den neuen Wohnhäusern – die bestehenden Gebäude haben keine eigenen Pkw-Stellplätze. Auch der Stadtrat ist überzeugt und befürwortete das Vorhaben im Januar fast einstimmig, nachdem Bauherr und Architekt es zuvor in den Fraktionen vorgestellt hatte.
Im ersten Abschnitt entsteht entlang der Wittelsbacher Straße zwischen den Einmündungen Grasweg und Sterenstraße ein dreigeschossiges Gebäude mit Satteldach, 22 Wohneinheiten mit rund 1800 Quadratmetern Wohnfläche (bisher 16 mit etwa 1000 Quadratmetern), Aufzügen für die Barrierefreiheit und Balkons. Die Energieversorgung soll überwiegend mit erneuerbaren Energien erfolgen. Die kleinen Vorgärten und die Grünflächen hinter den Häusern bleiben in etwas geringerem Umfang erhalten.
Die betroffenen Mieter werden mit mehreren Jahren Vorlauf informiert
Danach soll im zweiten Abschnitt das Haus Wittelsbacherstraße 9 und 11 an der Reihe sein. Alleine in diese beiden Baumaßnahmen wird die WWG mehr als zehn Millionen Euro investieren. Im nächsten Bauabschnitt plant die Genossenschaft Abriss und Neubau weiterer Wohnhäuser mit den Adressen Wittelsbacher Straße 19 und 21, 22 bis 30 sowie Gerbrunner Weg 50. Dafür gibt es bis jetzt noch keinen konkreten Zeitplan: "Das hängt auch von verschiedenen Entwicklungen sowie von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ab", betont WWG-Geschäftsstellenleiter Jochen Brand.
Die betroffenen Mieter werden mit mehreren Jahren Vorlauf informiert, so wie es auch beim ersten Bauabschnitt der Fall war: In der Wittelsbacher Straße 13 bis 17 werden die letzten Wohnungen bis Herbst leer sein. "Wir konnten das in ständiger Kommunikation mit unseren Mietern sehr sozialverträglich abwickeln und werden das auch in den nächsten Abschnitten so handhaben", versichert Brand.
Geplant ist Photovoltaik auf dem Dach und eine Wärmepumpe. Außerdem entsteht durch den Neubau zusätzlicher Wohnraum, ohne neue Flächen zu versiegeln.
Mit freundlichen Grüßen,
Patrick Wötzel