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Würzburg
Würzburger Psychologe bekommt "Anti-Nobelpreis"
Viel Spaß mit ernstem Hintergrund: Der Würzburger Psychologe Fritz Strack hat in Harvard den Ig-Nobelpreis erhalten. Als einziger Deutscher – und mit Stift im Mund.
Preisträger Fritz Strack bedankte sich mit einer selbst gedichteten kleinen Ballade für den schrägen Nobelpreis.
Foto: Elise Amendola, dpa | Preisträger Fritz Strack bedankte sich mit einer selbst gedichteten kleinen Ballade für den schrägen Nobelpreis.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:31 Uhr

Die Universität Würzburg hat einen weiteren Nobelpreisträger: Der emeritierte Sozialpsychologe Fritz Strack ist in der Nacht auf Freitag an der Harvard-Elite-Uni in Cambridge (USA) mit dem "Ig-Nobelpreis" in der Kategorie Psychologie ausgezeichnet worden. Der 69-Jährige war der einzige Deutsche unter den zehn neuen Trägern des wissenschaftlichen Spaßpreises, der gerne auch als "Anti-Nobelpreis" bezeichnet wird.

Skurrile Preisverleihung mit viel Spaß

Die Gala vor gut 1000 Zuschauern war so schrill und schräg wie der Preis selbst, der zum 29. Mal vom humoristischen Wissenschaftsmagazin "Annals of Improbable Research" (Annalen der unwahrscheinlichen Forschung) verliehen wurde. Die prämierten Studien sollen laut Komitee erst zum Lachen und dann zum Nachdenken anregen. Fritz Strack erhielt den Ig-Nobelpreis "für seine Entdeckung, dass ein Stift, den man im Mund hält, einen lächeln lässt, was einen glücklicher macht - und für die spätere Entdeckung, dass das nicht stimmt".

Wie unterschiedliche Bedingungen Experimente beeinflussen

Eine arg verkürzte Widmung - und sie ist, sagt Strack, auch nicht ganz richtig. Tatsächlich zeigte er schon 1988 in einer vielbeachteten Studie: Wenn sich Menschen einen Stift zwischen die Zähne klemmen, finden sie Cartoons witziger. Allein die Aktivierung der Lachmuskeln, so die These, mache uns glücklicher. 2016 ließ Strack den Versuch erneut durchführen - in weltweit 17 Labors. Doch die Ergebnisse von 1988 wurden nicht bestätigt. Hat er sich selbst widerlegt? Der Grund, wie sich später herausstellen sollte: Die Probanden waren bei der Wiederholung 2016 von laufenden Kameras beeinflusst.

Ein Paradebeispiel für die sogenannte Replikationskrise: In der Psychologie wird heftig darüber debattiert, wie weit andere Forscher bei der Wiederholung eines Experiments zu gleichen Ergebnissen gelangen müssen. Strack jedenfalls sieht seine Erkenntnisse von 1988 durch neueste Studien von 2018/19 sogar bestärkt.

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Und so nutzte er die 60 Sekunden, die jedem der zehn Preisträger bei der Harvard-Gala auf der Bühne für eine Dankesrede gewährt wurden, für eine feinsinnige Entgegnung: In einer selbst gedichteten "Replikationsballade"  nahm er den Streit auf die Schippe und rief dazu auf, von Unterstellung und Effekthascherei zu Wissenschaft und Debatte zurückzukehren.

Der gebürtige Pfälzer Strack war von 1995 bis zur Emeritierung 2016 Professor für Sozialpsychologie an der Uni Würzburg und Inhaber des Lehrstuhls für Psychologie II, von 1997 bis 2014 fungierte er als Geschäftsführender Vorstand des Instituts für Psychologie. 

"Unwürdiger" Preis mit Satire-Trophäe

Der Ig-Nobelpreis ist nicht dotiert, die Preisträger reisen auf eigene Kosten an. Als Trophäe gab es diesmal eine Art Skulptur in Form eines Pappbechers, eine Urkunde und einen wertlosen 10-Milliarden-Dollar-Schein aus Simbabwe. Seinen Namen hat der Preis vom englischen "ignoble", was so viel bedeutet wie "unedel" oder "unwürdig".

Der Preis soll laut Komitee "das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren". Im Mittelpunkt stehen vermeintlich triviale und kuriose Errungenschaften. Trotz Klamauk, Nonsens und Parodie "freue ich mich über die internationale Aufmerksamkeit", sagt Strack im Telefonat aus den USA. Er sei gegen Ende aufgerufen worden und habe die knapp zweistündige Gala sehr genossen, auch die guten Gespräch mit Kollegen.

Der Würzburger Psychologe Fritz Strack bei der Preisverleihung in Cambridge. 
Foto: Elise Amendola, dpa | Der Würzburger Psychologe Fritz Strack bei der Preisverleihung in Cambridge. 

Welche Banknoten verbreiten die meisten Bakterien?

In der Kategorie Wirtschaft gewannen Forscher Andreas Voss von der Uni Nijmegen (Niederlande) und sein Sohn Timothy gemeinsam mit dem Kollegen Habip Gedik für eine Studie darüber, welches Papiergeld aus welchem Land am meisten gefährliche Bakterien verbreitet. Timothy Voss in seiner Dankesrede: "Rumänische Leu und der US-Dollar gehörten zu den schlimmsten Währungen. Bei denen können wir euch nur einen Rat geben: Faltet sie zu Papierfliegern und schmeißt sie gleich weg.“

Hoden-Temperaturen bei französischen Postboten

In der Medizin gewann Silvano Gallus für die Sammlung von Beweisen, dass Pizza gegen Krankheiten und Tod schützt - wenn sie in Italien gemacht und gegessen wird. Die italienische Ernährungsweise sei einfach sehr gesund, erklärte der Geehrte. „Aber lasst die Finger weg von der Salami.“ Forscher aus Frankreich wurden ausgezeichnet, weil sie unterschiedliche Temperaturen am Hodensack bei nackten und angezogenen Postboten maßen. Ein Wissenschaftler aus dem Iran erhielt den Preis in der Kategorie Technik für die Erfindung einer Baby-Wickelmaschine. Und eine Forschergruppe aus mehreren Ländern wurde für Untersuchungen ausgezeichnet, warum Wombats würfelförmig kacken.

Aus Würzburg hatte zuletzt Psychologin Kristina Suchotzki vor drei Jahren zusammen mit einem internationalen Team einen Ig-Nobelpreis gewonnen. Die Wissenschaftler hatten verschiedene Altersgruppen beim Lügen verglichen.

(mit Material von dpa)

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