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Würzburg
Würzburger Prozess um Finanzbetrug endet schnell: Haftstrafe für Drahtzieher
Nach kurzem Prozess muss ein Anlagebetrüger aus dem Landkreis Schweinfurt für fast fünf Jahre ins Gefängnis. Auch sein Bruder und seine ehemalige Freundin wurden verurteilt.
Prozess in Würzburg: Klare Worte fand der Vorsitzende Thomas Trapp für drei Angeklagte aus dem Landkreis Schweinfurt, die  ein Betrugssystem aufgebaut haben sollen. 
Foto: Thomas Obermeier | Prozess in Würzburg: Klare Worte fand der Vorsitzende Thomas Trapp für drei Angeklagte aus dem Landkreis Schweinfurt, die  ein Betrugssystem aufgebaut haben sollen. 
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:04 Uhr

Am Landgericht Würzburg wurde die Kammer um den Vorsitzenden Richter Thomas Trapp an diesem Montag einmal mehr ihrem Ruf gerecht, schnell zum Punkt zu kommen und kurzen Prozess zu machen. Nach nur vier Tagen - unüblich rasch für Fälle dieser Art, die sich oft über Monate quälend dahinziehen - sprach Trapp das Urteil: vier Jahre und acht Monate Haft für den Drahtzieher des Betruges. Dazu Bewährungsstrafen von einem Jahr und acht Monaten für die Ex-Freundin des Hauptangeklagten, eineinhalb Jahren für seinen Bruder, der als Strohmann gedient hatte.

Freundin mit in die Geschäfte hineingezogen

Vor Gericht stand der 53-jährige Anlageberater, weil er laut Anklage 140 Anleger mit hohen Zinsen gelockt, über den Tisch gezogen und um 400 000 Euro betrogen hatte. Ermittlungen der Schweinfurter Kriminalpolizei und des Finanzamts hatten die Geschäfte als Luftnummern enttarnt.  Zur Tarnung hatte der 53-Jährige seinen Bruder und seine damalige, 20 Jahre jüngere Freundin in seine Geschäfte mit hineingezogen. Sie saßen als Komplizen mit auf der Anklagebank.

Richter lobt "hervorragende Ermittlungsarbeit"

Dies habe vor allem die "hervorragende Ermittlungsarbeit der Sachbearbeiterin der Schweinfurter Kripo" möglich gemacht, betonte Trapp. Mit klaren Fakten in der Hand hatte das Gericht in einem Rechtsgespräch den drei Angeklagten den Ernst der Lage verdeutlicht und eine Vorstellung von der bevorstehenden Strafe vermittelt. Mit Geständnissen ging der Prozess danach rasch zu Ende.

Die Angeklagten hatten die Geschädigten mit Zinsen in Höhe von sechs bis zwölf Prozent gelockt, angeblich ohne Risiko. Doch der versprochene Gewinn blieb für die Anleger aus, die teils bis zu 25 000 Euro investiert hatten. Unter dem Vorwand, die Anleger vor dem Totalverlust ihrer Kapitalanlage zu schützen, hatten die Angeklagten von ihnen noch mehr Geld eingeworben.

Keine Sicherheiten vorhanden gewesen

Ein "realistisches Konzept", die versprochenen Renditen zu erwirtschaften, habe es nicht gegeben, so Trapp. Gegenüber den Kunden angeführte Sicherheiten durch Immobilienbesitz und Pläne, in einem Kitzinger Seniorenheim Geld zu investieren, seien ebenfalls nicht vorhanden gewesen. Tatsächlich hatte der 53-Jährige bei privaten Gläubigern Schulden in Höhe von rund 100 000 Euro.

Staatsanwältin Stefanie Neusius hatte für den Hauptangeklagten fünf Jahre Haft gefordert. Sein Bruder und seine Freundin hätten mitgeholfen, obwohl sie hätten ahnen können, dass die Geschäfte mit Schweizer Firmen und mit Liechtensteiner Konten nur dazu dienten, dass das Geld der Anleger "in seinen Hosentaschen verschwindet".

Die Angeklagten hatten gestanden

Die Verteidiger hoben in ihren Plädoyers die Geständnisse der Angeklagten strafmildernd hervor. Tatsächlich blieb das Gericht bei allen dreien unter der verabredeten Obergrenze. Am Ende hatte der Vorsitzende vor allem Worte des Mitgefühls für die junge Ex-Freundin des 53-Jährigen. Sie hatte ihn mit Anfang 20 kennengelernt und sich offenbar zur willigen Helferin machen lassen, die auch Kaufverträge unterschrieb.

Unter der Untersuchungshaft hatte die Angeklagte, die keine Ausbildung hat, stark gelitten. Jetzt kommt sie auf Bewährung frei. Ihr und den beiden Mitangeklagten gab der Vorsitzende nach zweistündiger Verhandlung mit auf den Weg: "Ich sage nicht ‚Auf Wiedersehen‘ zu Ihnen." 

 
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  • H. S.
    Das Konzept solcher Ponzi-Systeme sollte doch langsam hinlänglich bekannt sein.
    Wenn jemand heute einem Kunden 12% Zinsen, ohne jedes Risiko, verspricht, dann kann ja was nicht stimmen!
    Und das Schlimme ist, dass diese Leute, die solche Geschäfte vorschlagen zuallermeist erstmal in der eigenen Verwandtschaft, und im Freundeskreis wildern.
    Ich finde es immer wieder erschreckend, das manche Leute glauben, Geld würde einfach so vom Himmel fallen, zu einer Zeit, in der man Strafzinsen bezahlen soll, wenn man zu viel Geld auf dem Konto hat. Da müssen doch eigentlich sämtliche Alarmglocken läuten!!!

    Aber dieser Richter gefällt mir, der da im wahrsten Sinne des Wortes "kurzen Prozess" macht. Und an dieser Gerichtskultur, die solche Verfahren solange verschleppen kann, bis die Taten verjährt sind, muss auch dringend etwas geändert werden! Entweder müssen die Gerichte personell massiv aufgestockt werden, oder die Verjährungs-Fristen müssen verlängert werden. (Siehe Cum-Ex).
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