Wie soll die Bücherei am Hubland aussehen? Was soll sie alles können, was haben? Eine gewaltige Herausforderung für die Mitarbeiter der Bücherei im Falkenhaus.
Und dafür nutzen sie ein System, das sich „Design Thinking“ nennt. Auf einen Nenner gebracht: Der Blick von außen ist gefragt und damit können die Würzburger ihre neue Zweigstelle selbst definieren.
Würzburger sollen mitmachen
Voraussetzung ist aber eine gesunde Selbstbeteiligung. Und die geht so: Noch am heutigen Dienstag von 10 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16.30 Uhr, stellen Mitarbeiter ihre selbst gebastelten Prototypen im ersten Stock im Falkenhaus vor. Und die Besucher können dann sagen, ob sie mit der Umsetzung dieser Vorstellungen zufrieden sind oder ob sie ganz neue Anregungen haben.
Zettelwand und digitaler Bildschirm
Ein Beispiel. Die Gruppe um Manfred Ullrich hat eine Mischung aus analoger Pinnwand für den Austausch mit Zetteln und einem digitalen Bildschirm gebastelt. „Egal, ob die Menschen zu uns kommen und in Kontakt mit anderen Leuten per Zettel oder in einer digitalen Nachricht kommen wollen, wir bieten das an.“
Der Kosename der Wand ist „Emma“ und die Absicht, die dahinter steckt, ist so formuliert: „Erfahren, Mitteilen, Mitmachen, Austauschen.
Die neue Zweigstelle im ehemaligen Tower der Leighton Barracks soll auf zwei Etagen je 300 Quadratmeter Fläche haben und die gilt es perfekt für die Bedürfnisse der Neubürger zu nutzen. Ein zentraler Ort als Anlaufstelle für die Bewohner des neuen Stadtteils schwebt Bücherei-Chefin Anja Flicker vor.
„Die sind dort alle neu und kennen sich nicht, das müssen wir bedenken“, sagt Flicker. Die Fertigstellung ist als Landesgarten-Schau-Bibliothek zum 12. April für die Besucher geplant. Eine Ausleihe ist dann noch nicht möglich.
Prominenter Designer
Sie hat sich prominente Hilfe geholt von einem weltweit bekannten Bibliotheken-Designer: Aat Vos aus den Niederlanden hat so Objekte wie die preisgekrönte Bibliothek in Aarhus eingerichtet. „Wir haben schon viele Interwies mit Lesern geführt, um heraus zu finden, was sie für Vorstellungen und Bedürfnisse bei einer neuen Zweigstelle haben.“
Daraus sind die Prototypen entstanden,über die Bücherei-Besucher jetzt diskutieren dürfen.
Deren Anregungen und Kritiken fließen ebenfalls in die Beurteilung ein und der Bibliotheksdesigner bekommt diese Vorstellungen denn präsentiert und macht Vorschläge zu Umsetzung. Also haben es die Würzburger in der Hand, wie Aat Vos die Zweigstelle gestaltet.
Trainerin für „Design Thinking“
Julia Bergmann ist Trainerin für Design Thinking und hat die Mitarbeiter geschult. Sie zeigte am Montag Vormittag das Modell einer multifunktionalen Spielwiese für junge Familien, ebenfalls selbst gebastelt. Die Spielwiese hat am hinteren Ende eine große Malwand, die bei Bedarf zugeklappt werden kann. Dann entsteht eine Bühne. Vieles ist multifunktional und gut durchdacht.
Welche Anregungen kamen von den Lesern? „Es war ganz schnell klar, dass sie sich bei so einem Treffpunkt für junge Familien die Möglichkeit wünschen, sich selbst mal umzuschauen und den Nachwuchs irgendwie beaufsichtigen zu lassen.“
Regen Zuspruch hatte Bergmann bei ihrer Präsentation. Viele Besucher blieben bis zu 30 Minuten, um mit ihr zu diskutieren.
Diese Art des Feedbacks von außen soll künftig in allen städtischen Bücherei-Filialen Einzug halten. Anja Flicker: „Wir haben bisher wenig auf diese Außenperspektive geachtet.“