Lange Zeit war "Fast Fashion" im Trend: Kleidung sollte so billig wie möglich sein, die gesamte Garderobe wurde einmal im Jahr gewechselt und landete im besten Fall auf den Tischen eines Fashion-Flohmarkts oder einem Second-Hand-Laden. Mittlerweile ist vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern die Herkunft der Textilien und die Arbeitsbedingungen im Produktionsland wichtiger als die Jagd nach dem nächsten Billig-T-Shirt.
Genau für diese Zielgruppe entwickeln Julian Reischmann und Sebastian Becker in Winterhausen mit ihrem Fashion-Start-up "Deetory" nachhaltig produzierte und stylische Mode. Zur Gründung kamen sie durch Zufall im Jahr 2016. Beide arbeiteten im Einzelhandel, der gebürtige Hammelburger Sebastian Becker in leitender Position, Julian Reischmann aus Winterhausen als sein Auszubildender. Schnell wurde klar, dass sie ein gemeinsamer Traum verbindet: die Gründung eines eigenen Unternehmens.
Ein Teil des Erlöses geht an regionale NGOs
Die ersten Planungen begannen am Küchentisch nach Feierabend. Julian Reischmann war vor allem die soziale Komponente des Unternehmens wichtig, berichtet er: Mit jedem Kauf sollten die Kundinnen und Kunden die Möglichkeit haben, regionale Partner mit einer Spende zu unterstützen: "Wir wollen der Gemeinschaft was zurück geben und verzichten auf einen Teil unseres Gewinnes, damit wir regionale NGOs (Anm. d. Red.:Nicht-Regierungsorganisationen) unterstützen können", so Reischmann.
Neben ihrer sozialen Verantwortung ist den Unternehmern Nachhaltigkeit in der Produktion ein Anliegen: Die Baumwolle kommt aus einem ökologisch bewirtschafteten Anbaugebiet für faire Rohstoffe in Tansania. Durch die besondere Bearbeitung des Bodens wächst die Baumwolle in Singida, im Herzen des ostafrikanischen Landes, ohne zusätzliche Bewässerung und Beigabe von Pestiziden.
Die Weiterverarbeitung der Baumwolle erfolgt in Tansania und Kenia. Dort entstehen – vorwiegend nach Julian Reischmanns Entwürfen – T-Shirts, Hoodies oder Longsleeves und werden auch dort bedruckt. Sebastian Becker sind die Arbeitsbedingungen vor Ort besonders wichtig: "Diese sind für die Verhältnisse in Tansania und Kenia überdurchschnittlich", sagt er. "Was für uns hier als Standard gilt, zum Beispiel schnittfeste Handschuhe oder ein Feuerlöscher, ist vor Ort schon ein riesiger Mehrgewinn. Genau diese hohen Sicherheitsstandards aus Deutschland sind uns auch für die Produktion in Kenia extrem wichtig."
Produktsiegel garantieren den fairen Anbau und Handel der Baumwolle
Alle Kleidungsstücke, die Deetory ausschließlich über seinen Online-Shop vertreibt, tragen das Fairtrade-Produktsiegel für Baumwolle, das für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen der Baumwoll-Bauern und damit für den fairen Anbau und Handel des Rohstoffs steht. Alle Produktionsschritte lassen sich dabei bis ins Detail zurückverfolgen. Neben dem Fairtrade-Siegel erfüllt Deetory auch den Oeko-Tex Standard 100 für schadstoffgeprüfte Textilien und weitere internationale Richtlinien, die sich gegen Kinderarbeit, Zwangsarbeit und für Mindeststandards im Gesundheitsbereich und Arbeitsschutz einsetzen.
Auch Julian Reischmanns Idee, mit jedem Kauf den Kundinnen und Kunden die Möglichkeit zu geben, regionale Organisationen zu unterstützen, wurde Wirklichkeit. Am Ende eines jeden Einkaufs gibt es "Dees", die eigene Währung des Unternehmens, die dann als Spende an die Würzburger Kulturtafel, die integrative Musikinitiative "Rock the Nations" und den Verein "Hilfe im Kampf gegen Krebs" gehen.
Vorträge in Schulen und bei Fairtrade-Aktionstagen
Mit ihrem Firmenmotto "Von gemeinsamen Werten angezogen" haben die beiden Gründer inzwischen auch Vereine, Institutionen und Schulen auf sich aufmerksam gemacht. So gibt es im Online-Shop inzwischen beispielsweise Fan-Shirts der Rimparer Wölfe und eine Sonderedition in Zusammenarbeit mit der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe DAHW. Das Design des Aufdrucks - eine stilisierte Ananas - haben Kinder bei einem Kinderfest in Würzburg entworfen. Produziert hat Deetory aber auch schon für das Musikprojekt "Rock the Nations".
Ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit fair produzierter und gehandelter Kleidung wollen die beiden Unternehmer weitergeben und arbeiten deshalb mit Schulen zusammen oder erläutern auf Fairtrade-Aktionstagen den Lebenszyklus eines T-Shirts. Hierin soll auch der Fokus der zukünftigen Unternehmensausrichtung liegen, berichten Reischmann und Becker.