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Würzburg
Würzburger Forscher: Sport besser als zu viel Büffeln
Wer intensiv Sport treibt, hat bessere Noten in der Schule: Das ist das Ergebnis einer neuen Studie aus Würzburg. Für die Eltern ergibt sich daraus ein klarer Auftrag.
Der Würzburger Bildungsforscher und langjährige Fußballtrainer Heinz Reinders.
Foto: Theresa Müller, dpa | Der Würzburger Bildungsforscher und langjährige Fußballtrainer Heinz Reinders.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:55 Uhr

Wenn die Noten schlecht sind oder das Kind in der Schule nur schwer mitkommt, reagieren viele Eltern ähnlich: Jugendliche sollen noch mehr büffeln, dafür werden Sport und Spiel gestrichen. Völlig falsch, sagt der Würzburger Bildungsforscher Prof. Heinz Reinders. Genau das Gegenteil wäre sinnvoll, also Schulstress mit viel Sport zu begegnen.

Das ist keine Mutmaßung, sondern von Reinders und seinen Mitarbeitern am Lehrstuhl für Empirische Bildungsforschung der Uni nun belegt. In einer Studie wurden über mehrere Monate 235 junge Vereinsfußballerinnen und -fußballer im Alter von 15 und 16 Jahren getestet. Mit einem klaren Ergebnis: "Intensiver sportlicher Ausgleich am Nachmittag geht mit besseren Schulnoten einher."

"Das ist wichtig, um den Kopf frei zu bekommen."
Bildungsforscher Heinz Reinders über Freizeitaktivitäten wie Sport und Musik

Dabei lässt sich das Resultat vom Fußball auf andere Sportarten übertragen, vor allem jene mit einer großen "Handlungsschnelligkeit" wie Handball, Basketball oder Hockey. Hier müssen sich die Aktiven ständig auf neue Situationen einstellen und Entscheidungen treffen. In der Leichtathletik werden andere Kompetenzen gestärkt: "Hier automatisiert und standardisiert man bestimmte Bewegungsabläufe", erklärt Reinders im Gespräch mit der Redaktion. Grundsätzlich aber sei jede Form von Bewegung und auch Musik geeignet als Ausgleich und zum Stressabbau. "Das ist wichtig, um den Kopf frei zu bekommen." Dann stellten sich Lernerfolge leichter ein.

Integratives Sportfest in Schweinfurt im vergangenen Sommer: Fußball und andere Sportarten fördern bei Kindern den schulischen Erfolg.
Foto: Anand Anders | Integratives Sportfest in Schweinfurt im vergangenen Sommer: Fußball und andere Sportarten fördern bei Kindern den schulischen Erfolg.

In der Studie testete das Nachwuchsförderzentrum für Juniorinnen der Uni Würzburg 177 Mädchen und 52 Jungs. Gemessen wurden die wöchentliche Sportzeit und die Schulnoten. Jugendliche, die mit mehr als fünf Stunden pro Woche intensiv Sport treiben, haben sowohl in Mathematik wie auch in Deutsch bessere Noten.

Mädchen haben bessere Noten als Jungs: Kann Sport ausgleichen?

In Mathe liegen die "Sport-Jungs" mit einer Durschnittsnote von 2,9 deutlich über der Vergleichsgruppe mit wenig Sport (3,5), die Intensivsportlerinnen haben mit 2,3 einen Vorsprung von einer halben Note gegenüber wenig aktiven Schülerinnen. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Fach Deutsch.

Damit bestätigen die Würzburger Bildungsforscher auch einen bekannt problematischen Schultrend: Jungs werden von den Mädchen immer mehr abgehängt, Reinders führt dies auf eine bessere Selbstdisziplin und -regulierung bei Mädchen zurück. Sport könnte hier beim Ausgleich helfen. Der Forscher spitzt es zu: "Intensivsport ist eine Möglichkeit, um einer Risikogruppe Unterstützung für schulische Erfolge zu geben." 

Junge Intensivsportler brauchen eine gute Selbstdisziplin

Gründe für den Zusammenhang zwischen Sportaktivität und guten Noten gibt es verschiedene. So sind Intensivsportler in der Regel von Kindesbeinen an aktiv. Und viel Sport und Bewegung in der Kindheit begünstigt nach Ansicht der Forscher die Intelligenzentwicklung. Zweitens schulen Nachwuchstalente beim intensiven Training in Fußball oder anderen schnellen Sportarten ihre Agiltität, also Auffassungsgabe und Bewegungsschnelligkeit. "Je intensiver die Jugendlichen Fußball spielen, desto besser werden auch ihre kognitiven Fähigkeiten geschult", ist Reinders überzeugt.

Und schließlich lernen junge Leistungssportler, vieles unter einen Hut zu bringen: "Sie müssen ihren eigenen Alltag, ihren Tages- und Wochenablauf so strukturieren, dass sie alle Aufgaben vernünftig erledigen können." Für das schulische Lernen sei solche Selbstorganisation ein großer Vorteil.

Bildungsforscher appellieren an die Eltern

Aus ihren Erkenntnissen leiten die Forscher ihre Empfehlung ab, Kindern schon frühzeitig Sport als Ausgleich zur Schule zu ermöglichen und gerade in der Jugendphase Leistungssport zu unterstützen. Im Sport erlebten die Schüler schneller Erfolge und lernten Teamgeist, gerade in den Mannschaftssportarten. Das gelte auch für den Breitensport.

Dass möglicherweise gerade jene Jugendlichen mehr Sport machen, die in der Schule leichter lernen - das will Bildungsforscher gar nicht bestreiten. "Das ist keine Einbahnstraße. Der Zusammenhang ist aber auf jeden Fall erwiesen." Die Ergebnisse der Studie seien belastbar. Das Nachwuchsförderzentrum hat dafür Spielerinnen und Spieler des 1.FC Nürnberg, der TSG 1899 Hoffenheim, Eintracht Frankfurt, der Würzburger Kickers und des Würzburger FV getestet.

 
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