
Zwar ist noch viel Zeit bis Anfang September, doch schon jetzt machen sich kommende Schulabgängerinnen und -abgänger Gedanken über das neue Ausbildungsjahr. Wer dann eine Lehre beginnen will, schaut sich mitunter jetzt schon unter passenden Betrieben um.
Doch wie trifft man die richtige Wahl? Helfen können dabei Bewertungen, die andere Internetnutzer über Unternehmen abgegeben haben. Das Portal Kununu ist eine solche Adresse.
Solche Bewertungen seien bei der Berufswohl gleichermaßen nützlich und mit Vorsicht zu genießen, meint IT-Experte Simon Klingenmaier aus Würzburg. Unternehmen sollten in jedem Fall im Blick haben, was dort über sie geschrieben wird, so der 46-Jährige.
Klingenmaier ist Organisator des HR-Netzwerks Mainfranken, das sich mit Human Resources (HR), also dem Personalwesen in Unternehmen beschäftigt. Dem Netzwerk haben sich fast 500 Betriebe in der Region angeschlossen.

Simon Klingenmaier: Dazu rate ich in jedem Fall. Egal, ob es Kununu ist oder ob man Leute fragt, die man kennt und die in dem Unternehmen arbeiten. Es geht um den Berufseinstieg, und das ist eine Weichenstellung.
Klingenmaier: Solche Bewertungsplattformen sind in der momentanen Lage sehr wichtig. Wenn sich Kandidatinnen oder Kandidaten irgendwo bewerben wollen, haben sie verschiedene Optionen, um sich umzuschauen. Sie machen das Gleiche wie bei jeder Reisebuchung, in jedem Online-Shop oder vor einem Restaurantbesuch: Sie schauen sich die Bewertungen an und achten darauf, auf was sie sich einlassen.
Klingenmaier: Das ist unterschiedlich. Es gibt welche, die das sehr aktiv und bewusst machen. Das rate ich auch jedem. Andere Unternehmen ignorieren es schlichtweg, nach dem Motto: Was soll ich denn sonst noch alles machen? Dazu muss ich allerdings sagen: Der Fachkräftemangel geht nicht einfach so wieder vorüber. Bewertungsportale werden weiterhin ihren Stellenwert haben. Die Lage wird sich eher noch verschärfen.
Klingenmaier: Es gibt dabei genau zwei Möglichkeiten. Ich kann es ignorieren – aber dann mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Oder ich organisiere es, reagiere und betreibe es aktiv. Je größer ein Unternehmen ist und je mehr Kandidatinnen und Kandidaten auf dieses Unternehmen aufmerksam werden, desto mehr Bewertungen kann es geben. Dann wird die Arbeit daran richtig zeitintensiv.
Klingenmaier: In den meisten Fällen ist die Personalabteilung dafür zuständig. Oder der Bereich Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit. Wenn dort, dann muss es aber auf jeden Fall einen Rückkanal zur Personalabteilung geben.
Klingenmaier: Nein. Aber man muss sie auf jeden Fall einordnen. Das sollten alle tun, die sie lesen. Auch da ziehe ich den Vergleich zu jedem Reiseportal oder Online-Shop. Wer da Erfahrung hat, weiß: Es gibt sehr extreme Bewertungen in die eine und in die andere Richtung. Ich rate, immer darauf zu achten, wie jemand schreibt und differenziert, wie nachvollziehbar die Bewertung erscheint.
Klingenmaier: Das würde ich nicht vermuten. Denn die Leute, die Bewertungen schreiben, sind ganz normale Arbeitnehmer. Die formulieren ganz unbedarft, wie es ihnen in den Sinn kommt.
Klingenmaier: Nicht gegen jede Bewertung, die kritisch ist, muss man sich wehren. Manches muss man einfach aushalten. Wenn eine Bewertung in Richtung Rufschädigung geht, muss man sich natürlich dagegen wehren. Ignorieren hilft nicht. Solche Bewertungen können richtig Schaden anrichten.
Klingenmaier: Im deutschsprachigen Raum ist Kununu das wichtigste Bewertungsportal. Es gibt noch Glassdoor als Nummer zwei. Das ist aber eher bei internationalen Unternehmen und im englischsprachigen Raum gängig. Auch bei Google, Xing oder Facebook kann man Bewertungen abgeben. All diese Bewertungsmöglichkeiten sollte man fortwährend beobachten.
Klingenmaier: Auf jeden Fall innerhalb von ein paar Tagen. Es macht keinen Sinn, da nur einmal im Monat reinzuschauen. Dafür ist das Online- und Social-Media-Geschäft zu schnelllebig.
Klingenmaier: Wenn etwas Falsches oder Ungerechtfertigtes im Raum steht, sollte man zumindest einen eigenen Kommentar abgeben und Gesprächsbereitschaft signalisieren. Wenn sich jemand darauf einlässt, sollte die Kommunikation nicht weiter auf der Plattform geführt werden, sondern telefonisch oder persönlich. Man sollte zeigen, dass man mit kritischen Bewertungen umgehen kann und sie ernst nimmt. Das ist ein sehr positives Zeichen nach außen. Wie man agiert, zeigt ein Stück der eigenen Unternehmens- und Gesprächskultur.
"Umgang mit Bewertungen bei Kununu und Co. – ignorieren oder organisieren und reagieren?": Diese Frage steht im Mittelpunkt des nächsten Online-Treffens des HR-Netzwerks Mainfranken am Mittwoch, 1. März, ab 14.30 Uhr. Weitere Infos und Anmeldung: simon.klingenmaier@iso-gruppe.com