zurück
Würzburg
Würzburger CSD-Auftakt ganz unterm Eindruck der Bluttat vom Barbarossaplatz
Völlig überlagert von der Messerattacke am Barbarossaplatz war der Start des Würzburger Christopher Street Days. Warum das Programm am Wochenende trotzdem stattfindet.
Etwa 70 Menschen verfolgten am Freitag den Auftakt zum Christopher Street Day im Rathausinnenhof in Würzburg.
Foto: Daniel Peter | Etwa 70 Menschen verfolgten am Freitag den Auftakt zum Christopher Street Day im Rathausinnenhof in Würzburg.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 18.05.2023 02:33 Uhr

Unter dem Eindruck der tragischen Ereignisse am Barbarossaplatz hat am Freitagabend der Würzburger Christopher Street Day (CSD) begonnen. Etwa zwei Stunden nach der Messerattacke begann die Veranstaltung im Rathaus-Innenhof mit einer Schweigeminute für die Opfer, auf die geplanten Musikstücke wurde verzichtet.

Oberbürgermeister Christian Schuchardt betonte vor etwa 70 Menschen der Würzburger LGTBIQ-Community, dass es gerade angesichts eines Verbrechens mit Todesopfern und Verletzten ein wichtiges Zeichen sei, den CSD in einem der Situation angemessenen Rahmen zu eröffnen. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Es ist aber auch richtig, den CSD zu eröffnen, weil er eine wichtige Funktion hat", betonte Schuchardt.

Schuchardt: CSD ist eine urdemokratische Veranstaltung

Der CSD sei eine "urdemokratische Veranstaltung mit der klaren Forderung, friedlich und anständig miteinander umzugehen". Gerade die aktuellen Ereignisse rund um das EM-Spiel der deutschen Mannschaft gegen Ungarn in München hätten gezeigt, "dass es sich lohnt, sich für die Anerkennung von unterschiedlichen Lebensentwürfen einzusetzen. Dabei handelt es sich um universelle Menschenrechte", so der OB weiter.

Fotoserie

Axel Hochrein begründete als Sprecher des Veranstalters Queer Pride Würzburg, warum der Auftakt nicht abgesagt wurde und auch das übrige CSD-Programm am Wochenende in angemessener Form stattfinden wird: "Wir erleben erneut, dass Hass in unsere Gesellschaft eingreift und Leben zerstört. Dem müssen wir als Demokraten und als Menschen, die in Frieden miteinander auskommen wollen, entgegen treten."

LGBTIQ ist eines von mehreren Kürzeln für die Gemeinschaft aller Menschen, die sich nicht der heterosexuellen Norm in der Gesellschaft zugehörig fühlen. Der Christopher Street Day erinnert an die ersten Proteste homosexueller Menschen gegen Ausgrenzung und Polizeigewalt am 28. Juni 1969 in der Christopher Street in New York.

Communitiy soll sich nicht in Schubladen aufteilen

In diesem Jahr haben die Veranstalter den Würzburger CSD unter das Motto "Gaymainsam" gestellt: "Das soll auch eine Aufforderung an die Community sein, sich nicht in zu viele Schubladen aufzuteilen und dabei die gemeinsamen Ziele aus den Augen zu verlieren", erläuterte Martina Kapuschinski, Vorstandsmitglied von "Queer Pride Würzburg"

52 Jahre nach den Protesten in New York gibt es laut Axel Hochrein weltweit immer noch mehr als 70 Ländern, in denen Homosexualität strafbar ist und transgeschlechtliche Menschen nicht sicher leben können. Dass es auch in Deutschland noch viel zu tun gibt, habe die gerade zu Ende gegangene Sitzungswoche des Bundestags gezeigt, in der unter anderem eine Reform des Transsexuellengesetzes oder die Aufhebung des Blutspendeverbots für schwule und bisexuelle Menschen von der Regierungsmehrheit abgelehnt worden sei: "Im Grundgesetzt steht aber nicht, dass alle heterosexuellen Menschen vor dem Gesetz gleich sind, sondern dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind", betonte Hochrein.

Er forderte unter anderem, Artikel 3 des Grundgesetzes um ein Diskriminierungsverbot aufgrund der sexuellen Orientierung zu ergänzen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Patrick Wötzel
Bisexualität
Christian Schuchardt
Christopher Street Day
Deutscher Bundestag
Hass
Homosexualität
Homosexuelle
Messer-Attentate
Polizeigewalt
Queeres Leben
Schubladen
Todesopfer
Zerstörung
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • gaby_schmitt
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • CoupDeGrace
    Der politische Anstand hätte es geboten, vor dem Hintergrund des blutigsten Anschlages den Würzburg seit dem zweiten Weltkrieg erlebt hat, jede für dieses Wochenende geplante Veranstaltung unverzüglich abzusagen.
    Daß Oberbürgermeister Christian Schuchardt trotz aller Toten und Verletzten den CSD an diesem Wochenende mit freundlicher Unterstützung des städtischen Rathauses hat stattfinden lassen läßt mich ein wenig an seiner Qualifikation als OB zweifeln.
    Die LGBTQ-Bewegung wird von Herrn Schuchardt einmal mehr als tolerante demokratische Community verklärt. Vielleicht sollte sich Herr Schuchardt einmal etwas mehr mit seinen Schützlingen befassen. Dann wird auch er erkennen, daß die LGBTQs im Rennen der Intoleranten inzwischen eine Spitzenposition belegen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Michael Fischer
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • gaby_schmitt
    Der Christopher Street Day ist eine urdemokratische Veranstaltung, die das Gegenteil von Spaltung, nämlich Solidarität und den Friedensgedanken in sich trägt und weltweit gefeiert wird. Hetze und Gewalt gegen diese Lebensentwürfe kommen bekanntlich aus der rechten Ecke. Das ist jetzt das letzte, was wir brauchen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • CoupDeGrace
    @gaby_schmitt:
    Der CSD ist jetzt also schon eine „urdemokratische Veranstaltung“ – so what?
    Ich zitiere ´mal Wikipedia:
    Demokratie (…) bezeichnet heute Herrschaftsformen, politische Ordnungen oder politische Systeme, in denen Macht und Regierung vom Volk ausgehen (Volksherrschaften).
    Die Aussage vom „CSD als urdemokratische Veranstaltung“ ist wie man sie dreht und wendet völlig sinnfrei. Und wenn der werte Herr Schuchardt diesen Nonsens noch so oft von sich gibt - die Aussage wird nicht besser.
    „Hetzte und Gewalt gegen diese Lebensentwürfe kommen bekanntlich aus der rechten Ecke“ – so what?
    Der letzte mir bekannte schwere Angriff auf Homosexuelle war in Dresden am 4. Oktober 2020.
    Vielleicht hat das Gericht den Täter Abdullah Al H. ja zu unrecht als islamistischen Gefährder eingestuft. Vielleicht ist er doch ein verkappter Rechter?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Da heucheln jetzt doch gerade diejenigen Betroffenheit, die sonst mit allen Mitteln gegen eine konsequente Asyl- und Abschiebepolitik hetzen. Der Versuch, ihre verqueren Lebensentwürfe unter dem Deckmantel der Toleranz vor die mehrheitlichen zu stellen, spaltet doch erst unsere Gesellschafft. Schade, dass die Stadt Würzburg dem immer wieder eine so große Bühne bietet.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten