Es ist eine stille Furcht vieler Angehöriger von Pflegebedürftigen: Hilflose Senioren werden ausgerechnet von den Pflegern bestohlen, die sie betreuen. In einem Würzburger Fall hat sich der Verdacht, über den wir vor einigen Monaten berichtet hatten, bestätigt.
Zwei Jahre Haft auf Bewährung
Der 34-Jährige aus der Nachbarschaft hat über Monate hinweg im Haus eines vermögenden Ehepaares, bei dem er als privater Pfleger gearbeitet hatte, Geld, Schmuck und Uhren gestohlen. Das hat der Mann inzwischen vor Gericht gestanden. Er wurde zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, wie der stellvertretende Amtsgerichts-Direktor Jürgen Reiher auf Anfrage bestätigt.
Ein halbes Jahr lang war der 34-Jährige im Haus des Unternehmers tätig. Dabei steckte er nicht nur Beträge zwischen 350 und 2000 Euro ein, sondern auch zwei Herrenuhren: eine Quinting (Wert 37.000 Euro) und eine Cartier im Wert von 10.000 Euro sowie Goldkettchen und Ringe. Dazu klaute er dem Hausherrn einen Safeschlüssel aus der Jackentasche und legte ihn anschließend
wieder zurück.
Jan Paulsen, der Anwalt der Familie sagt: "Wir haben Strafanzeige erstattet. Meine Mandantin vermisste einige wertvolle Stücke, die für sie auch von hohem Erinnerungswert sind." Seine Mandantin sei "furchtbar enttäuscht" von dem Pfleger, dem sie vertraut habe. "Er hat das schamlos ausgenutzt."
Ehefrau wurde vor ein paar Jahren gekidnappt
Auf das Geld des Ehepaares hatte es ein paar Jahre zuvor schon einmal eine Bande abgesehen. Diese entführte die Frau beim Ausführen ihres Hundes, um mit ihrer Hilfe in das gut gesicherte Haus zu kommen. Als die Kidnapper Augenzeugen auffielen, flüchteten sie und ließen ihr erschrockenes Opfer auf einem Acker unterhalb de Raststätte Würzburg zurück. Drei Jahre später sagte die Frau im Prozess gegen die inzwischen geschnappten Entführer als Zeugin aus. Sie wurden zu Haftstrafen verurteilt.
Diebstahl-Verdacht auch im Altersheim
Auch diesmal kam der Täter nicht ungeschoren davon, gegen den die Polizei zunächst an seinem Arbeitsplatz in einem Würzburger Altersheim ermittelt hatte. Dort keimte ursprünglich der Verdacht, der 34-Jährige klaue bei Senioren und Kolleginnen, die sich immer wieder über fehlende Scheine in ihren Geldbeuteln wunderten.
Auffallend sei gewesen, dass ganz verschiedene Menschen den Verdacht hatten. Und immer sei der eine Pfleger im Dienst gewesen, wenn plötzlich Geld fehlte. Das Personal informierte die Heimleitung, die Polizei begann mit Ermittlungen. Doch eine Falle mit präparierten Geldscheinen schnappte nicht zu. Die Verurteilung des 34-Jährigen erfolgte daher erst aufgrund der fast 70.000 Euro Beute, die er dem Unternehmer-Paar entwendet hatte.