Im Sommer sorgte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mit einer Forderung für Diskussionen: Denn wenn es nach den Umweltschützern geht, sollen die Deutschen das neue Jahr mit möglichst wenig Silvesterkrachern und -raketen begrüßen. Die DUH gab auch an, welche Städte die private Silvesterböllerei entweder ganz verbieten oder zumindest einschränken sollen. Im Sommer war noch die Rede von 31 Städten, mittlerweile hat die Organisation insgesamt 98 in die Liste aufgenommen. Auch Würzburg ist dabei.
DUH: "Archaische Schwarzpulver-Böllerei"
Der Grund: Es werde zu viel Feinstaub zu Lasten der Umwelt und Gesundheit an Silvester in die Luft geblasen. "Wir wünschen uns weiterhin freudige Feste zum Jahreswechsel – aber ohne verpestete Luft, brennende Häuser, verletzte Menschen und verängstigte Tiere durch archaische Schwarzpulver-Böllerei", schreibt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, in einer Pressemitteilung.
Würzburgs Umweltreferent Wolfgang Kleiner bestätigte im Sommer, dass die Stadt zum Jahreswechsel eine massive Feinstaubbelastung aufweist. Für ein grundsätzliches Verbot privater Silvesterfeuerwerke gebe es allerdings "keinen rechtlichen Aufhänger". Im Rathaus wollte man die Forderung der Umwelthilfe indes aber nicht einfach zu den Akten legen. Doch was ist seitdem passiert?
Die Stadt wollte sich bei der Organisation melden. Das hat sie auch getan, wie DUH-Sprecherin Marlen Bachmann bestätigt. In einem Schreiben vom 26. August – also etwa einen Monat nach Veröffentlichung der Forderungen – erklärte Umweltreferent Kleiner die Feinstaubproblematik in Würzburg und die bisher schon greifenden Maßnahmen an Silvester. So gibt es zum Beispiel Böllerverbote rund ums Käppele, im Bereich der Festung Marienberg und auch der Residenz. Kleiner führte zudem erneut auf, keine rechtliche Möglichkeiten zu sehen, diese Verbotszonen weiter auszudehnen oder Änderungen vorzunehmen.
Ist Verbot der richtige Weg?
Dies bestätigte der Umweltreferent auch auf Nachfrage dieser Redaktion. "Die Anliegen der DUH sind grundsätzlich gerechtfertigt, es gibt derzeit aber keine Rechtsgrundlage", sagt er. Zudem stellte er auch in Frage, ob ein Verbot in solch einem Fall der richtige Weg sei. "Durch Regulierungen nimmt man keine Menschen mit", so Kleiner. Anfang Dezember tagt der Umweltausschuss des deutschen Städtetags in Nürnberg. Der Umweltreferent wird daran teilnehmen und geht davon aus, dass dieses Thema auch dort vertreten sein wird.
Unterschiedliche Meinungen zu einem Verbot
Die Bürger sind bei dem Thema zumindest geteilter Auffassung. Wie das Meinungsforschungsinstitut YouGov bei einer (übrigens 2018 angefertigten) Umfrage ermittelte, finden 61 Prozent, Silvesterknaller sollten in Innenstädten verboten werden. Bei einer nicht repräsentativen Umfrage auf www.mainpost.de sprachen sich rund 65 Prozent gegen das private Böllerverbot aus. Deutliche Kritik gibt es weiterhin von Seiten des Verbands der pyrotechnischen Industrie (VPI). Er wirft der DUH vor, alte Umfragen zu nutzen und die Öffentlichkeit und Politik bewusst zu täuschen.
Derweil zählt die DUH auch eine mögliche Alternative zum klassischen Feuerwerk auf: Licht- und Lasershows wie in Landshut seien moderne und saubere Alternativen zur "Schwarzpulver-Böllerei". Könnte das vielleicht auch in Würzburg die Zukunft sein? "Das ist ein interessanter Ansatz", findet Kleiner. Dabei erfolge zumindest keine Feinstaubbelastung.