
Wie die Polizei mitteilt, rissen in der Nacht zum Donnerstag ein oder mehrere unbekannte Täter eine israelische Nationalflagge vom Mast, die am Mittwoch am Würzburger Landratsamt in der Zeppelinstraße gehisst worden war. Die Kriminalpolizei Würzburg hat die Ermittlungen übernommen und bittet um Hinweise von Zeugen.
Nach bisherigen Erkenntnissen handelt es sich um den ersten anti-israelischen Vorfall in der Region seit der aktuellen Verschärfung der Lage im Nahen Osten. Dies bestätigte auf Anfrage dieser Redaktion Andy Laacke, Pressesprecher der Polizei in Würzburg.
Am Mittwochmittag hatte Landrat Thomas Eberth gemeinsam mit Klaus Rostek und Kathrin Jungmann, den Verantwortlichen für den Jugendaustausch, die israelische Flagge vor dem Landratsamt Würzburg gehisst. Anlass war laut einer Pressemitteilung des Landratsamts der Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland mit Israel, die offiziell am 12. Mai 1965 starteten.
Wie der Würzburger Landrat reagiert
Bereits in der Nacht zum Donnerstag wurde die Flagge von dem oder den Unbekannten vom Mast geholt und anschließend zerrissen. "Gerade erst hängt man die Flagge auf, nur einen Tag später ist sie kaputt - und das alles passiert im geschlossenen Bereich des Landratsamts", zeigte sich Landrat Thomas Eberth am Donnerstag auf Nachfrage dieser Redaktion schockiert. "Das darf nicht passieren, damit dürfen die Täter nicht durchkommen."
Im Bundesgebiet gab es laut Nachrichtenagentur dpa ähnlich gelagerte Vorfälle: Vor Synagogen in Bonn und Münster zündeten Menschengruppen israelische Flaggen an; in Bonn wurde der Eingangsbereich der Synagoge außerdem mit Steinen beworfen. In Gelsenkirchen stoppte die Polizei einen antisemitischen Demonstrationszug. Auch in Hannover musste die Polizei bei einer Anti-Israel-Demonstration einschreiten. "Es kam zu konkreten Feindseligkeiten", berichteten die Beamten. In Solingen wurde in der Nacht zum Donnerstag eine vor dem Rathaus gehisste israelische Flagge angezündet. In Berlin wurde laut Polizei eine Israel-Flagge gestohlen, die vor der CDU-Bundesgeschäftsstelle gehisst war.
Josef Schuster äußert sich zur Gewalt im Nahen Osten
Diese Vorfälle zeigten, dass die Bedrohung für die jüdische Gemeinschaft gerade auch in Deutschland wachse, hatte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, vor dem Vorfall in einem weiteren Gespräch mit dieser Redaktion über die Gewalt im Nahen Osten erklärt. "Der Schutz jüdischer Einrichtungen muss jetzt erhöht werden", forderte Schuster.
Die Schutzmaßnahmen für sämtliche jüdische Einrichtungen wie Synagogen in der Region seien bereits verstärkt worden, so Polizeisprecher Laacke – allerdings nicht erst explizit wegen des Flaggen-Vorfalls, sondern aufgrund der Eskalation des Konflikts im Nahen Osten. Dazu stehe die Polizei in ständigem Austausch mit anderen Sicherheitsbehörden sowie mit den Verantwortlichen der jüdischen Einrichtungen vor Ort.
Neue Flagge wird am Freitag gehisst
Im Landratsamt will man sich von der Tat nicht unterkriegen lassen: Für diesen Freitag, 10 Uhr, ist deshalb das erneute Hissen der israelischen Flagge geplant. Und während die zerrissene Flagge laut Polizeisprecher Laacke als Beweismittel sichergestellt wurde, soll die neue künftig besser überwacht werden, kündigte Eberth an. "Die Flagge soll neben der Erinnerung an die deutsch-israelischen Beziehungen auch eine Mahnung für Frieden und für die Versöhnung der Völker sein – ein Signal, dass Israel nicht alleine dasteht", so Eberth.
Bereits am Mittwoch hatte der Landrat die Lage im Nahen Osten kommentiert: "Derzeit schauen wir mit großer Sorge nach Israel und hoffen auf baldigen Frieden für alle von der Eskalation betroffenen Menschen." Von Freunden aus Mateh Yehuda, einem Landkreis in unmittelbarer Nähe zu Jerusalem, habe ihn die Nachricht erreicht, dass es den Menschen dort bislang gut gehe.
Der Landkreis Würzburg pflegt seit 1997 eine offizielle Partnerschaft mit dem Landkreis Mateh Yehuda in Israel; bereits 1990 fand der erste Schüleraustausch statt – eine Institution, die bis heute besteht. "Wir zeigen mit der Fahnenhissung Verbundenheit mit unseren Partnern in Israel, mit denen uns persönliche Freundschaften verbinden", so Eberth.
In dieser Region trägt JEDER mehr oder weniger zu der aktuellen Lage bei! Es sind alles keine Waisenknaben!!!
Beide Seiten haben in den letzten 50-60 Jahren reichlich zur Eskalation beigetragen.
Zitat: Meine Generation ist in den 60 Jahren geboren, wir sind deshalb niemandem verpflichtet oder etwas schuldig.
Wenn dem so ist, warum wird dann uns Deutschen immer noch vorgehalten was einst hier passiert ist? Warum müssen wir für das was einst passierte immer noch bezahlen? Vor allem, warum müssen Generationen bezahlen die mit "damals" nichts zu tun hatten?