Auf vielen Flächen tummeln sich heute etwa ein Drittel weniger Insektenarten als noch vor einem Jahrzehnt. Was viele Fachleute und Naturfreunde schon lange befürchtet haben, hat ein internationales Forschungsteam kürzlich mit einer Studie bestätigen können. Daran beteiligt waren auch Forscher der Universität Würzburg.
Problematisch für Insekten ist auch die "Lichtverschmutzung". Nachtaktive Arten werden von Lampen angezogen und zur leichten Beute für Insektenfresser. Viele schwirren so lange um die Lichtquelle, bis sie sterben. Die Stadt Würzburg möchte dieses Problem nun eindämmen, indem sie verschiedene Gebäude ab 23 Uhr nicht mehr anstrahlen will.
Wie kommt es zu dieser Maßnahme?
Grund ist ein neuer Artikel im Bayerischen Immissionsschutzgesetz. Er besagt im Wortlaut: "Nach 23 Uhr und bis zur Morgendämmerung ist es verboten, die Fassaden baulicher Anlagen der öffentlichen Hand zu beleuchten, soweit das nicht aus Gründen der öffentlichen Sicherheit erforderlich oder durch oder auf Grund Rechtsvorschrift vorgeschrieben ist". Vergangenen Sommer hat der Landtag das Volksbegehren "Rettet die Bienen" ins Gesetz aufgenommen und dieses angepasst.
Um wie viele Leuchten geht es in dieser Angelegenheit?
Zur Umsetzung dieser gesetzlichen Vorgaben wurden laut Stadtverwaltung alle bekannten Fassadenbeleuchtungen (insgesamt etwa 200 Leuchten), die durch die Stadt Würzburg oder die Mainfrankennetze GmbH betrieben werden, überprüft.
Muss die Stadt all diese Leuchten nachts abschalten?
Nein, denn die Stadtverwaltung hat drei Kategorien gebildet, um auf verschiedene Art und Weise tätig zu werden. So gibt es beispielsweise in der ersten Kategorie Beleuchtungen von Fassaden, die aus Gründen der öffentlichen Sicherheit auch nach 23 Uhr eingeschaltet sein müssen. Also dort, wo es keine ergänzende Beleuchtung gibt. Das betrifft vor allem den Dom, die Residenz, das Falkenhaus und die Marienkapelle. Zudem gibt es Bereiche, in denen eine Beleuchtung zum Schutz vor Vandalismus weiterhin nötig ist – zum Beispiel bei den Heiligenfiguren auf der Alten Mainbrücke.
Wo werden die Lichter dann ab 23 Uhr abgeschaltet?
Die Stadt teilt mit, dass die Lampen an folgenden Bauwerken nachts abgeschaltet werden: Grafeneckart (bisher: ganznächtig), Festung Marienberg und Käppele (bisher: Sommer bis ein Uhr; Winter bis null Uhr), Installation „Das letzte Luftschiff“ im Hublandpark (bisher: ganznächtig), Bögen der alten Mainbrücke (bisher: nur im Sommer und ganznächtig), Stadtmauer Heidingsfeld (Salmannsturm und Wehrbrücke am Speierloch; bisher bis null Uhr), verschiedene Kirchen (bisher bis null Uhr), alter Kranen und Haus des Frankenweins (bisher: ganznächtig), Zeller Tor (bisher: ganznächtig).
Wann setzt die Stadt die Maßnahme um?
Die Umstellung soll so bald wie möglich erfolgen. Infos gibt es dazu beim kommenden Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss am Dienstag, 11. Februar, um 16 Uhr. Bei Beleuchtungen, die bereits bisher zeitlich beschränkt waren, sei die Umstellung meist kurzfristig und mit geringem Aufwand möglich.
Gilt diese Maßnahme nur für Fassaden-Beleuchtungen?
In Würzburg gibt es auch Bodenleuchten, die Bäume anstrahlen. Diese möchte die Stadt nachts teilweise auch ausschalten und hat dazu bestimmte Bereiche untersucht, in denen dies möglich ist. Dies betrifft die Leuchten der Baumreihen am Oberen Mainkai, am Willy-Brandt-Kai sowie Einzelbaumbeleuchtungen in der Plattnerstraße und der Langgasse. Diese Lampen sollen zunächst probeweise für ein Jahr komplett ausgeschaltet werden. Nach dieser Erfahrung wird dann über das weitere Vorgehen entschieden.
Wie bewertet ein Umweltschützer das Vorhaben?
Steffen Jodl, Geschäftsführer der Kreisgruppe Würzburg im Bund Naturschutz, begrüßt, "dass die Nacht endlich wieder dunkel wird". Die Lichtverschmutzung und Energiekosten würden dadurch reduziert und nachtaktive Insekten weniger gestört. "Die Maßnahmen machen auf jeden Fall Sinn", so Jodl auf Nachfrage der Redaktion. Seiner Meinung nach werde es auch dringend Zeit, solche Vorhaben für den Umweltschutz umzusetzen.