Das neue Turmkreuz der Wallfahrtskirche Fährbrück ist montiert. „Heute war Gottes Segen spürbar“, waren sich die rund 20 Zeitzeugen am frühen Morgen des 28. August einig. Stimmiger, tadelloser und würdiger hätte der historische Moment in der Geschichte des frühbarocken Gotteshauses nicht verlaufen können, meinten sie einhellig.
Aufgehende Sonne bei der Montage
Vieles bewegte die Herzen, etwa die aufgehende Sonne bei der Montage am fast windstillen Tag und der sorgfältige Umgang mit dem Turmkreuz. Aufgrund des schönen Augustinusfestes mit der Weihe des Kreuzes am Vortag war die Stimmung heiter. Es hat auch gefallen, dass der Termin exakt auf den Gedenktag des Kirchenlehrers und Ordensgründers Augustinus von Hippo gelegt worden war. Seit 1880 leben und wirken die Augustiner in Fährbrück.
Vier Tage lang war das neue Doppelkreuz im Chor des Gotteshauses aufgestellt gewesen. Es ist 3,50 Meter hoch, zwei Meter breit und 250 Kilo schwer. Gefertigt wurde das neue Turmkreuz in der Kunstschmiede Schrepfer in der Kroatengasse in Würzburg. Es ist aus Stahl und wurde feuerverzinkt, grundiert, gelb lackiert und vergoldet. Rund 30 000 Euro einschließlich Zusatzmaßnahmen muss die Kirchenverwaltung Fährbrück als Bauherr dafür aufbringen.
„Es kommt selten vor, dass eine Kirche ein neues Turmkreuz braucht“, gesteht Statiker Bernd Hußenöder. Er spricht aus Erfahrung und meint, dass er wohl schon 250 Kirchtürme begutachtet habe. Über 320 Jahre war das Erbauerkreuz auf dem Kirchturm gestanden.
Erbaut zwischen 1683 und 1697
Die Wallfahrtskirche Fährbrück in ihrer heutigen Form wurde zwischen 1683 und 1697 von Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg „aus Liebe zur allerseligsten Gottesmutter Maria mit eigenen Mitteln erbaut“. Der 58 Meter hohe Kirchturm ist 1694 fertig geworden.
Warum der Fürstbischof seinerzeit ein „Patriarchenkreuz“ mit zwei Querbalken wählte, ist nicht bekannt. Diese Art stand früher offensichtlich oft an Gemarkungsgrenzen und auf Kirchtürmen. Patriarchenkreuze sollten Übel abwehren und vor vielfältigen Gefahren wie Krieg, Unwetter oder Krankheiten schützen.
Turmkreuz steckte im Kaiserstiel
Das Turmkreuz war im so genannten Kaiserstiel aus Eichenholz gesteckt. Bei einer früheren Renovierung ist es schon mit Eisenteilen verstärkt worden. Größere Reparaturen am Fährbrücker Kirchturm gab es in den Jahren 1840, 1872, 1945 und 1954. Davon zeugt der Inhalt der Schatulle in der Kirchturmkugel. Diese Kugel ist bereits am 23. August wieder gefüllt und an ihrem angestammten Platz montiert worden.
Weil der Kaisersiel vermorscht gewesen war und deshalb verkürzt wurde, konnte das bisherige Turmkreuz nicht mehr montiert werden. Es hätte verstärkt werden müssen. Aber das Schweißen war aufgrund des Materials nicht möglich. In Abstimmung mit dem Bauamt der Diözese Würzburg und dem Landesamt für Denkmalpflege ist deshalb nach altem Muster ein neues Kreuz hergestellt worden.
Dafür ist der Kaiserstiel mit einer Stahlkonstruktion aufgedoppelt und mit Bolzen nach oben versehen worden. Entsprechend dieser Vorrichtung hat das neue Kreuz am Boden Vertiefungen bekommen.
Kompliment für Kranfahrer
Ein „dickes Kompliment“ gebührt Kranfahrer Armin Weidner aus Gauaschach. „Phantastisch ruhig, zeitlupenartig und passgenau hat er das Kreuz am Seil aus der Höhe heruntergelassen. Es sei „auf Anhieb und ganz sanft“ in seine Halterung gerutscht, waren sich Architekt Schubert und die drei Monteure Moritz Mendow, Willi Artes und Tobias Schönwitz von der Firma Schrepfer einig. Sie haben das Kreuz nur noch fest verschrauben müssen.
Auch Vergolder Bernhard Schmitt war begeistert. Er habe wegen des Aufstellens des Kreuzes in der Kirche schon „schlaflose Nächte“ gehabt, trotz des extra starken Doppelgoldes mit 24 Karat. Jeder Transport oder jedes unvorsichtige Berühren berge die Gefahr eines Verkratzens mit sich. Aber der Umgang mit dem neuen Kreuz sei sehr vorsichtig gewesen. Nach der Montage hat der Vergolder nur wenig an den Kanten des Kreuzes nacharbeiten müssen.
„Die Zusammenarbeit zwischen uns Handwerkern hat bestens geklappt“, freut sich auch Metallbaumeister Erik Hofmann, der vom Boden aus per Funk mit den Monteuren auf dem Turm und mit Architekt Bernhard Schubert verbunden gewesen ist. Das konnte auch Egon Walter aus Hausen bestätigen, der sich ehrenamtlich um die Bestellung des Krans mit seinem 80 Meter langen Ausleger gekümmert hat.
Teilnahme ein Herzensanliegen
„Ich war im Oktober 2012 dabei, als das alte Kreuz abgenommen wurde“, erzählt er. Jetzt sei es ihm ein Herzensanliegen gewesen, bei der Montage des neuen Kreuzes wieder mitzuhelfen. „Kreuze sind ein Zeichen der unveränderlichen Liebe und Gnade Gottes“, hatte Dekan Immanuel Nau beim Augustinusfest in Fährbrück gemeint. Die Gottesdienstbesucher bekräftigten das mit dem Lied „Großer Gott wir loben dich“.
Nun strahlt das neue Kreuz mit seinem goldenen Glanz in die Welt hinaus. Es ist exakt nach Osten ausgerichtet, zur aufgehenden Sonne hin. „Die Renovierung hält hoffentlich 100 Jahre“, wünschen sich „die Fährbrücker“.
Zeugnis für nachfolgende Generationen
Zusammen mit dem Inhalt der neu vergoldeten Kirchturmkugel soll das Turmkreuz der weithin sichtbaren Wallfahrtskirche den nachfolgenden Generationen einmal Zeugnis geben von der Handwerkskunst und vom Geschehen unserer Tage.