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Würzburg
Wirtschaftsstandort Würzburg: Gibt's bald keine Gewerbeflächen mehr?
Eine Erweiterung des Gewerbegebiets Würzburg-Ost scheiterte im Stadtrat denkbar knapp. Was das jetzt für die Ansiedlung neuer Unternehmen im Stadtgebiet bedeutet.
Am Friedrich-Bergius-Ring hätte das Gewerbegebiet Ost erweitert werden sollen. Daraus wird nun nichts. 
Foto: Patty Varasano | Am Friedrich-Bergius-Ring hätte das Gewerbegebiet Ost erweitert werden sollen. Daraus wird nun nichts. 
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 06:21 Uhr

Weniger Flächenversiegelung und mehr Artenschutz oder neue Gewerbeflächen im Stadtgebiet – mit dieser Grundsatzfrage hat sich der Stadtrat kurz vor Jahresende befasst. Auf der Tagesordnung stand eine geplante Erweiterung des Gewerbegebiets Würzburg-Ost, die nach intensiv geführter Diskussion mit der denkbar knappsten Entscheidung abgelehnt wurde.

Warum sollte das Gewerbegebiet erweitert werden?

Weil es sonst nach den Worten von Klaus Walther, Chef der städtischen Wirtschaftsförderung, zumindest aus heutiger Sicht mittel- und langfristig so gut wie keine anderen Möglichkeiten mehr geben wird, zusätzliche Gewerbeflächen auszuweisen, Arbeitsplätze zu schaffen und neue Gewerbesteuerzahler in der Stadt anzusiedeln. Das Gewerbegebiet "Skyline Hill" am Hubland sei inzwischen fast komplett vermarktet, und außer einigen kleinteiligen Grundstücken am Heuchelhof könne er potenziellen Interessenten keine weiteren Flächen anbieten, betonte Walther.

Wirtschaftsstandort Würzburg: Gibt's bald keine Gewerbeflächen mehr?
Was hatten Baureferat und Wirtschaftsförderung genau geplant?

Eine Erweiterung des bestehenden "Science Park" am Friedrich-Bergius-Ring durch den Ankauf eines 14,6 Hektar großen Areals Richtung Norden und Osten bis an die Rottendorfer Gemarkungsgrenze. Darauf könnten in der bevorzugten Planungsvariante 28 Parzellen in einer Größe von 1800 und 5200 Quadratmeter für Produktion, Dienstleistung, Handwerk sowie Büronutzungen entstehen. Um die Flächenversiegelung möglichst gering zu halten, war ein zentrales Quartiersparkhaus geplant, außerdem waren fast 40 Prozent des Gebietes als Grünfläche mit knapp 80 Baumstandorten vorgesehen. Die Trasse einer bestehenden Fernwasserleitung sollte mit einem bis zu zwölf Meter breiten Grünstreifen freigehalten werden. Klaus Walther sprach im Stadtrat von einem "weitestgehend ökologischen Flächennutzungsmodell".

Was spricht dagegen?

Wie fast überall im Würzburger Norden der Schutz des stark vom Aussterben bedrohten und von der EU mit Zustimmung der Bundesregierung streng geschützten Feldhamsters. Die Regierung von Unterfranken hat für das Projekt zwar eine bis 2023 befristete Ausnahmegenehmigung erteilt. Sie steht allerdings unter dem Vorbehalt, dass sich die Population des Feldhamsters nicht verschlechtert. Dies sei aber bereits eingetreten, betonte Patrick Friedl von den Grünen. Nach Angaben des Landesamts für Umweltschutz ist das Gebiet zwischen Würzburg, Kitzingen und Schweinfurt der letzte verbliebene Feldhamster-Lebensraum im Freistaat Bayern.

Was sagen die Fraktionen im Stadtrat?

CSU, SPD, FWG und FDP/Bürgerforum haben sich für die Erweiterung des Gewerbegebiets ausgesprochen. "Es geht um Arbeits- und Ausbildungsplätze, die wir jungen Menschen geben wollen, damit sie hier bleiben und Familien gründen", betonte Rena Schimmer (CSU). Andrew Ullmann (FDP) die Bedeutung der Wissenschaft für die Stadt: "Wir sollten uns anstrengen, damit sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei uns wohlfühlen. Feldhamster siedeln sich auch in anderen Regionen an." Das sehen die Grünen, Linke, WL und ZfW anders: "Wenn der Feldhamster ausgestorben ist, dann ist er ausgestorben, und wir können ihn auch nicht wieder auferstehen lassen", sagte Sandra Vorlova (Grüne).

Wie ist die Abstimmung ausgegangen?

Nachdem der Ausschuss für Planung, Umwelt und Mobilität (Puma) die Pläne Ende November mit deutlicher Mehrheit abgelehnt hatte, wurde es im Stadtrat ganz knapp: In namentlicher Abstimmung gab es 23 Stimmen für die Erweiterung und 23 Stimmen dagegen. Da keine Mehrheit für die neuen Gewerbeflächen zustande kam, bleibt es beim ablehnenden Puma-Beschluss. Interessante Notiz am Rande: Der CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth war zwar anwesend, nahm aufgrund persönlicher Betroffenheit aber nicht an der Abstimmung teil.

 
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  • S. T.
    Schon wieder Wolfgang Roth? Also langsam wird der Mann mir suspekt. Erst vor kurzem in der MainPost porträtiert als der, der am meisten vom Insiderwissen als Stadtrat zu profitieren scheint, hat er bei dieser Entscheidung schon wieder dei Finger drin? Das ist ja unglaublich! Auch wenn er nicht mitstimmt, weiss er doch wohl aufgrund der Tätigkeit , was die Stadt sucht und braucht, oder? Geht das rechtlich so überhaupt?
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  • H. V.
    1. Ressourcen der Erde sind limitiert. Es ist damit SPARSAM umzugehen. Kreativität zur Wirtschaftsförderung ist gefragt!
    2. 2 Negativbeispiele: --50% des Industriegebietes IKEA sind nur großzügig zugestandene zugeteerte Verkehrsflächen. --Neues Projekt: HEM Tankstelle beim Hornbach. Wie viele zukunftsfähige Arbeits-/Ausbildungsplätze wurden überhaupt geschaffen? Tankstelle dort ist strategisch völlig sinnlos. Die CO2-Emissionen sollen ja runter und nicht rauf! Nun fehlen der Stadt WÜ Flächen.
    3. FDP: Gutes Umfeld für Wissenschaft ist ein gutes Ziel, erreicht man nicht mit diesem Industriegebiet. Am Bergiusring hat es eben nicht funktioniert, wie ursprünglich geplant, Bio-Start-ups wie in Martinsried anzusiedeln.
    4. Der Feldhamster hat schon die letzten, seinen Lebensansprüchen passende Reviere besetzt. Er ist Indikator, dass die Ressourcen begrenzt sind. Die Grünflächen/ Baumbestand wären tatsächlich lokal-klimatisch besser als intensiver Ackerbau. Dr. Dipl.-Biol. H. v. B.
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  • S. B.
    Erschreckend. Ich hab die grünen gewählt. Aber nicht, damit sie städtebauliche Entwicklungen rundheraus ablehnen. Sondern diese ökologisch vertretbar gestalten.

    Wer diese Erweiterung ablehnt, muss eine Alternative nennen! Eine Dagegen-Partei braucht niemand.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Die Grünen waren noch nie anders,man muß sie vergessen!
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  • J. H.
    Neue Gewerbegebiete sind eine riskante Wette auf die Zukunft. Der kurzfristige Wunsch nach mehr Gewerbesteuer. Verständlich.

    Die Frage ist, wer bei der demographischen Entwicklung der Bevölkerung mittel- bis langfristig neue Industriegebiete überhaupt braucht. Die optimistischeren Studien gehen von etwa gleicher Bevölkerungszahl bis 2050 aus, andere von einem Bevölkerungsrückgang um 5 bis 10 Mio. Sollte letzteres eintreten, wird es viel Leerstand geben.

    Definitiv wird die bevorstehende Verrentung der Babyboomer erst mal für einen kräftigen Rückgang der Erwerbtätigen sorgen. Brauchen wir dann wirklich neue Industriegebiete? Brauchen Rentner neue Industriegebiete? Vielleicht, um die stetig an Kaufkraft abnehmende staatliche Rente auf zu bessern. Wahrscheinlich ist das eher nicht. Was machen wir dann mit all den unbebauten und/leerstehenden Gewerbegebieten? Romatikhotels, Spaßbäder und Trampolinhallen gibt es schon genug. Und Rentner brauche sowas eh nicht.
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  • K. S.
    Ich muß mich sehr wundern wenn man so tut als wollte man neue Firmen hier ansiedeln. Wie mir bekannt ist, ist der Trend doch eher anders herum. Firmen verlassen Würzburg und siedeln sich in Vororten an. Dort ist der Gewerbesteuer-Hebesatz um einiges günstiger und ich denke mir die Grunstückspreise ebenso. Was mich noch erstaunt ist, das man Würzburg vom Verkehr befreien möchte und dann doch versucht noch mehr Firmen an zu locken. Die bedeutet doch eine Zunahme vom Verkehr !
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  • E. S.
    Das Totschlagsargument Nr. 1 musste ja kommen : ARBEITSPLÄTZE!!
    Spricht man aber mit Handwerksmeistern oder Personalchefs hört man nur von einem Problem :viel zu wenige gutausgebildete Arbeitssuchende.
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  • C. D.
    Es wird auch nicht immer gleich alles zubetoniert . Was für eine Aussage !
    Die Versiegelung kommt mit jeder Industriealisierung und wenn man es sinnvoll
    einsetzt haben unsere Kinder und auch die Wirtschaft etwas davon . Also werden neue
    Gebiet auf dem Land erschlossen , damit der Bedarf gedeckt werden kann. Wir
    wollen keine Industrie , keine Landwirtschaft und keinen vernünftigen Fortschritt mehr .
    Hauptsache Bürokratie und Auflagen erhöhen , noch mehr Verwaltung statt Innovation
    und neue Denkfabriken oder Handwerksbetriebe schaffen und alles verbieten .
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  • H. A.
    Wenn man sieht wer alles dagegen war wird schnell klar weis man wo die Marschrichtung hingeht wenn die mal an die macht kommen, nämlich zurück zur Steinzeit. Wenn die diese Herren und Damen gegen alles und jenes sind, sollte man denen zuerst ihre modernen Fahrzeuge abnehmen, die Handys, die PC´s etc. etc., mal sehen wie weit die noch kommen mit ihren stupiden Floskeln die an den haaren herbeigezogen sind. Würzburg schafft sich ab und zwar schneller als allen allen lieb ist.
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  • A. S.
    Eine derart bescheuerte Politik war bei diesen Mehrheitsverhältnissen absehbar. Aber bitte, der urbane moderne Mensch ist ja Öko durch und durch, pflegt sein Leben in der Ökoblase und ist gegen alles. Die Studenten ziehen nach dem Studium weiter, zum Glück, Würzburg kann einem angesichts dieser Politik seit März mehr als leidtun.
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  • M. R.
    Der Feldhamster wird sicher nicht die Aufwandsentschädigung der Grün:innen im Stadtrat zahlen!
    Aber es wird „lustig“ wenn sie sich dann nach der zu erwartenden Pleitewelle mit dem stark geschrumpften Haushalt auseinandersetzen dürfen!
    Wobei es dann ja auch wieder freie Gewerbeimmobilien geben wird... doch wer will heute schon noch ein Unternehmen gründen, bei all den Auflagen...
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  • k. e.
    Man könnte doch den Feldhamster und seinen Lebensbereich in die wirtschaftliche Entwicklung integrieren. Den Aufbau eines Rohrpostunternehmens wäre durchaus vorstellbar, dann hätten diese Entwicklungsbremser eine vernünftige Aufgabe und gegen den angefressenen Speck wär es auch ganz gut.
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  • G. K.
    Danke!

    Es muß wirklich nicht alles zubetoniert werdem. Wenn man die Landschaft heute mit Ansichten vor 60 Jahren vergleicht, kommt einem das Grauen. In den vergleichsweise wenigen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mehr Fläche versiegelt als in der gesamten Menschheitsgeschichte davor.
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