
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Heiligabend klopft an die Tür. Doch von weihnachtlicher Vorfreude ist in diesem Jahr wenig zu spüren. Die Gemütslage ist überall im Land eher gedämpft. Corona erweist sich, nicht ganz unerwartet, als Stimmungskiller. Die Zahl der Infizierten erreicht fast täglich eine neue Rekordmarke. Das gilt auch für die an und mit Covid-19 Verstorbenen. Und die Aufnahmekapazität einiger Kliniken ist mittlerweile erschöpft.
Das wichtigste Geschenk hat uns die Wissenschaft mit dem Impfstoff beschert
Und dann ist da ja noch die Frage, wie wir unter Lockdown-Bedingungen überhaupt Weihnachten mit der Familie feiern können – und wollen. So manch einer von uns wird erst einmal den Rechenschieber bemühen müssen, um zu kapieren, wen er wann wie lange unter welchen Bedingungen vor dem festlich geschmückten Christbaum treffen darf. Für die meisten von uns wird es wahrscheinlich ein einsameres und stilleres Fest als sonst werden.
Das wichtigste Geschenk hat uns vor einiger Zeit schon die Wissenschaft beschert: Die in Rekordzeit entwickelten und geprüften Impfstoffe lassen uns hoffen, dass die Pandemie in nicht allzu ferner Zukunft ihren Schrecken verlieren wird. Nach aktuellem Stand dürften kurz nach Weihnachten die ersten Menschen in Deutschland gegen Covid-19 geimpft werden. Wir haben also trotz der augenblicklich schwierigen Tagen und Wochen Grund zur Zuversicht.
Aus zahlreichen Zuschriften weiß ich allerdings, wie schwer es derzeit etlichen von Ihnen fällt, mit Optimismus nach vorne zu blicken. Das betrifft vor allem jene von Ihnen, die in der Gastronomie, der Reisebranche oder dem Einzelhandel tätig sind. Existenzängste drücken schwer aufs Gemüt – nachvollziehbarerweise.
Für über 80 Prozent des Gastgewerbes sowie der Reisewirtschaft stehen die Geschäfte still
Eine Konjunktur-Umfrage des ifo Instituts im November 2020 hat gezeigt, dass sich 15 Prozent der deutschen Unternehmen bedroht fühlen. In der Region sieht es ähnlich aus. Ralf Jahn, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt bestätigte kürzlich, dass "für über 80 Prozent des Gastgewerbes sowie der Reisewirtschaft die Geschäfte still stehen, auch für mehr als die Hälfte der Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft". In der Industrie, im Einzelhandel und in der Verkehrsbranche seien es über 60 Prozent. Zudem habe ein Viertel der Unternehmen aus Industrie, Handel und Bau bei ihren Zulieferprodukten mit logistischen Engpässen zu kämpfen.

Vielleicht fragen Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, wie die wirtschaftliche Situation bei der Mediengruppe Main-Post aussieht. Geschäftsführer David Brandstätter konnte dieser Tage den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in seinem Weihnachtsbrief vorsichtige Entwarnung geben: "Die Lage ist deutlich entspannter als zu Beginn der Krise."
Die Main-Post wird ihre wirtschaftlichen Ziele weitgehend erreichen. Wenngleich David Brandstätter darauf verweist, "dass dies nur durch die umfangreichen staatlichen Hilfen möglich geworden ist". Allein das Instrument der Kurzarbeit habe eine enorme Kosteneinsparung und damit Sicherheit für die Arbeitsplätze in unserem Haus ermöglicht. Brandstätter: "Zwar wird das Betriebsergebnis 2020 deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre liegen, aber angesichts der Rahmenbedingungen bin ich persönlich sehr zufrieden und dankbar."
Der Geschäftsführer verhehlt mit Blick auf 2021 allerdings nicht, dass "die kritische Überprüfung unserer Arbeit und Angebote auch im kommenden Jahr fortgesetzt wird". Schmerzliche Maßnahmen seien da leider unvermeidlich. So endet mit Beginn des kommenden Jahres ein Stück Main-Post-Geschichte in Würzburg: Die innerstädtische Geschäftsstelle in der Plattnerstraße, für viele Einheimische die "Heimat" ihrer Zeitung, wird nach dem Lockdown nicht wieder ihre Türen öffnen. Das gilt auch für die Geschäftsstelle des zur Mediengruppe gehörenden Haßfurter Tagblatts in Haßfurt (Brückenstraße 14).
Eine Schließung zum jetzigen Zeitpunkt ließe sich nach den Worten des Main-Post-Chefs zwar noch ein wenig hinauszögern. "Allerdings nur zu dem Preis, dass wir unser Produktangebot massiv ausbauen müssten. Dies hätte freilich zur Folge, dass wir in einen harten Wettbewerb zu unseren Kunden, den Einzelhändlern in der Stadt, treten müssten. Doch die haben es ohnedies schwer genug und wir sind lieber deren Partner als deren Konkurrenten."
Bei der inzwischen verabschiedeten Planung für 2021 geht die Main-Post weiterhin von "erheblich erschwerten wirtschaftlichen Bedingungen" aus. Zumindest bis weit in den Frühling hinein. Dementsprechend kündigte Brandstätter an, in den ersten Monaten des Jahres weiter auf Kurzarbeit setzen zu müssen. "Bei all unseren Überlegungen und Entscheidungen gibt es für mich vor allem zwei Top-Ziele: die höchstmögliche soziale Verantwortung für die Menschen in unserem Unternehmen und die Erfüllung unseres publizistischen Auftrags."
Ich kann Ihnen versichern, liebe Leserinnen und Leser, dass die Redaktion Sie trotz aller Erschwernisse durch die Pandemie weiterhin engagiert, kreativ und motiviert mit gut recherchierten Informationen versorgen wird. Begleiten Sie uns dabei gerne auch in Zukunft mit Ihren kritisch-konstruktiven Rückmeldungen. Sie erreichen mich unter michael.reinhard@mainpost.de.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Beschluss. Das Wichtigste aber: Bleiben Sie gesund!
Herzlichst
Ihr Michael Reinhard