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Bütthard
"Wir können uns das eigentlich nicht leisten": Kindergarten-Anbau wird für Bütthard zur Herausforderung
Schon seit Jahren steht fest: Der Kindergarten in Bütthard ist zu klein. Ein Anbau soll das Platzproblem lösen, stellt die Gemeinde jedoch vor große Probleme.
Das neue Kindergarten-Gebäude in Bütthard wurde erst 2019 bezogen. Trotzdem gibt es Platzprobleme. Ein Anbau soll künftig Abhilfe schaffen.
Foto: Anna-Lena Behnke | Das neue Kindergarten-Gebäude in Bütthard wurde erst 2019 bezogen. Trotzdem gibt es Platzprobleme. Ein Anbau soll künftig Abhilfe schaffen.
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 15.07.2024 14:17 Uhr

Der Kindergarten St. Josef in Bütthard platzt aus allen Nähten. Gerade einmal vier Jahre ist es her, dass der Neubau am Ortsrand eröffnet wurde. Doch der Platz reicht hinten und vorne nicht. Deshalb plant die Gemeinde zurzeit einen Anbau auf der Fläche zwischen dem Kindergarten-Gebäude und der Grundschule. Doch ganz so einfach sei das nicht, sagt Bürgermeister Peter Ernst. Das Problem: die enormen Kosten.

Ernst zufolge würde der aktuelle Entwurf die Gemeinde rund vier Millionen Euro – nach Abzug sämtlicher Zuschüsse – voraussichtlich kosten. "Wir können uns das eigentlich nicht leisten", sagt er. Auf das Bauprojekt zu verzichten, sei allerdings auch keine Option.

In drei Jahren sind mehr als 40 Kinder geboren

Während 2017 - vor der Einweihung des Neubaus – noch etwa 60 Kinder die Einrichtung besuchten, sind es mittlerweile nach Angaben der Kindergartenleitung knapp 140 Kinder, die in zwei Krippen- und vier Kindergartengruppen sowie im Hort betreut werden. "Der schnelle und hohe Anstieg der Kinderzahlen macht deutlich, wie wichtig eine zeitnahe Lösung für das Platzproblem ist", erklärt Einrichtungsleiterin Eva-Maria Stöhr.

Zwei Gruppen sind derzeit wegen des Platzmangels in Container-Anlagen neben dem eigentlichen Kindergarten-Gebäude untergebracht. Stöhr spricht von einer "grundsätzlich guten Übergangslösung", die allerdings "das pädagogische Konzept und die tägliche Arbeit in einer Einrichtung deutlich verändert und auch erschwert" und aus ihrer Sicht "schon lange keine Übergangslösung mehr" ist.

"Wir haben gegenüber der gesamten Bevölkerung eine Verantwortung."
Peter Ernst, Bürgermeister von Bütthard

Denn eine Entspannung der Situation ist nicht in Sicht. Innerhalb der letzten drei Jahre seien in Bütthard mehr als 40 Kinder geboren, sagt Bürgermeister Ernst. "Das stellt uns vor eine riesige Herausforderung." Denn ein Kind, das mit zwölf Monaten anfängt, die Krippe zu besuchen, und bis zur vierten Klasse in den Hort geht, brauche so ganze zehn Jahre lang einen Betreuungsplatz, rechnet Ernst vor.

Anspruch auf Ganztagsbetreuung verschärft das Problem

Zudem gelte in Deutschland spätestens ab der Vollendung des ersten Lebensjahrs der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder, ab 2026 kommt stufenweise der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschülerinnen und Grundschüler dazu.

Vom Staat fühle er sich in dieser Angelegenheit alleingelassen, sagt Ernst. "In der großen Politik wird so etwas beschlossen und ob wir das in den Kommunen umsetzen können oder nicht, wird viel zu wenig mitgedacht", meint er.

Zwei Gruppen des Kindergartens St. Josef in Bütthard sind zurzeit in Containeranlagen ausgelagert, weil im eigentlichen Gebäude nicht genug Platz für alle Kinder ist.
Foto: Anna-Lena Behnke | Zwei Gruppen des Kindergartens St. Josef in Bütthard sind zurzeit in Containeranlagen ausgelagert, weil im eigentlichen Gebäude nicht genug Platz für alle Kinder ist.

Etwas Neues ist der Platzmangel im Büttharder Kindergarten aber nicht. Schon kurz nach der Eröffnung des Neubaus 2019 habe sich herausgestellt, dass es in der Gemeinde für deutlich mehr Kinder einen Betreuungsplatz brauche als gedacht, sagt Ernst. Der Bewegungsraum des Kindergartens wurde deshalb bereits nach wenigen Monaten vorübergehend zum Gruppenraum umfunktioniert.

Erster Entwurf musste verworfen werden

Im Frühjahr 2020 kaufte Bütthard der Nachbargemeinde Giebelstadt eine Containeranlage ab, die vorher in Eßfeld im Einsatz war. Eine zweite dieser Anlagen ist vor gut einem Jahr dazugekommen. Denn auch im Hort sei die Zahl der Kinder deutlich gestiegen, schildert der Bürgermeister. "Wir haben uns so quasi Zeit für den Erweiterungsbau erkauft." Dieser soll mehrere Gruppenräume sowie Platz für eine Küche umfassen.

Es folgten eine Architektenausschreibung und erste Planungen. Diese hätten sich allerdings als komplizierter herausgestellt, als erwartet, sagt Peter Ernst: "Während der ersten Entwurfsplanung hat sich herauskristallisiert, dass wir auf dem Gelände Schichtenwasser haben und nicht so wie geplant bauen können." Statt in den Hang hineinzubauen, müsse nun ein zweigeschossiger Bau her. Mit dem neuen Entwurf seien auch die Kosten gestiegen, so Ernst. Von voraussichtlich insgesamt 4,9 Millionen auf 5,8 Millionen Euro. Vorausgesetzt, die Kosten steigen im Verlauf des Bauprojekts nicht weiter.

Suche nach günstigeren Alternativen läuft

Nach Abzug von etwa 1,8 Millionen Euro Förderung, bleibe so eine Summe von etwa vier Millionen Euro an der Gemeinde hängen, so der Bürgermeister. "Wenn wir das finanzieren müssen, würde das schmerzhafte Einschnitte bedeuten und den Haushalt über Jahrzehnte belasten", gibt das Gemeindeoberhaupt zu bedenken. Deshalb gelte es jetzt die Finanzierungsmöglichkeiten, aber allen voran auch günstigere Alternativen zum aktuellen Entwurf zu prüfen. Strikte Vorgaben, die der Neubau gesetzlich erfüllen muss, um bei der Fördermittel-Vergabe gut abzuschneiden, verkomplizieren die Planung, so Ernst.

Trotzdem: Ob Holzständerbauweise oder eine Containervariante – es müssten alle Optionen durchdacht werden, die einen günstigeren Anbau möglich machen könnten. "Wir haben gegenüber der gesamten Bevölkerung eine Verantwortung", sagt der Bürgermeister. Schließlich müsse nicht nur der Kindergarten bezahlt, sondern in allen sechs Ortsteilen auch Straßen, Kanäle und andere Infrastruktur erhalten und verschiedene Projekte finanziert werden.

Wie die Gemeinde den Kindergarten-Anbau schließlich umsetzen wird und wann der Bau beginnen kann, sei bislang noch völlig unklar, sagt Ernst. "Sicher ist nur: Das wird eine längere Geschichte."

 
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