"Ich komme aus dem Handwerk und bin früher daran gemessen worden, was man abends gesehen hat", sagt Peter Ernst. Das hat sich gründlich geändert, seit der 60-jährige gelernte Schreiner am 1. Mai die Amtsgeschäfte im Büttharder Rathaus übernommen hat. "In der Verwaltung müssen manche Dinge wochenlang hin und her bewegt werden", sagt er, "für alles braucht man einen Gutachter, einem normalen Bürger kann man das nicht vermitteln." Der neue Bürgermeister klingt dabei keineswegs resigniert, sondern eher wie einer, der sich viel vorgenommen hat für seine Gemeinde, und dem es dabei manchmal nicht schnell genug geht.
Für junge Familien attraktiv bleiben
Auf sechs Ortsteile sind die rund 1300 Einwohner verteilt. Angesichts dieser Größe verfügt Bütthard über eine beachtliche Infrastruktur: eine Grundschule, einen Kindergarten, ein reges Vereinsleben und - nicht zuletzt - zwei gut gehende Wirtshäuser. Diese gesellschaftlichen Angebote zu erhalten und behutsam weiter zu entwickeln, sieht der neue Bürgermeister als eine seiner wichtigsten Aufgaben. Auch, um die Gemeinde für junge Familien attraktiv zu halten.
In den zurückliegenden Jahren ist dies unter anderem durch die Ausweisung neuen Baulands gelungen. Peter Ernst unterstützt diese Entwicklung weiterhin, wenngleich von staatlicher Seite der Entwicklung der Ortskerne inzwischen höhere Priorität eingeräumt werde. Der Gemeinde seien dabei aber meist die Hände gebunden. Es komme darauf an, Eigentümer zu überzeugen. "Ich wünsche mir, dass der Staat hier mehr Anreize schafft", sagt der Bürgermeister, "und der beste Anreiz ist der Geldbeutel."
Dass die Entwicklung Früchte trägt, ist am neuen Kindergarten abzulesen. Ein Jahr nach seiner Einweihung platzt er bereits aus allen Nähten, weshalb sich der Gemeinderat in naher Zukunft mit einer Erweiterung befassen müsse. "Es ist ganz wichtig, dass wir eine gute Kinderbetreuung bieten", sagt Peter Ernst, "die Jugend ist unsere Zukunft."
Vereine als Rückgrat der Gemeinde
Dass der Kindergarten vom St. Josefsverein getragen wird, zeugt von der großen Bedeutung, die das ehrenamtliche Vereinsleben für die Gemeinde hat. "Die Vereine sind das Rückgrat der Gemeinde", sagt Peter Ernst auch aus eigener Erfahrung, nachdem er seit fast 30 Jahren Kommandant der Büttharder Feuerwehr ist. Auch das beachtliche kulturelle Leben geht aus den Vereinen hervor. Das Savoy Ballroom Orchestra, die A-Cappella-Formation acapiano oder die Konzertveranstaltung "Rock am Wald" sind zu Büttharder Markenzeichen geworden.
Doch die Vereine haben auch Wünsche und Ansprüche, wie an der Sporthalle abzulesen ist, die seit Jahren auf der Wunschliste des SV Bütthard steht. "Es wäre nötig, dass wir eine Halle bauen", sagt der Bürgermeister. Bütthard ans überregionale Radnetz anzubinden, insbesondere ins benachbarte Baden-Württemberg, ist ein weiteres Ziel, das sich Peter Ernst für die nächste Zeit gesetzt hat.
Bürgermeister ist kein Nebenjob
Aber darüber hinaus muss die Gemeinde auch noch ihre Pflichtaufgaben erledigen, etwa den Unterhalt von 24 Kilometern Gemeindestraßen oder die bevorstehende Erneuerung der Kanalisation am Dorfberg. Zum Glück stehe Bütthard finanziell gut da.
Eine Fülle von Aufgaben für einen Bürgermeister, der sein Amt theoretisch im Nebenjob ausfüllt. Dass dies nicht funktioniert, war Peter Ernst von Anfang an klar. Schließlich gehörte er seit zwölf Jahren dem Gemeinderat an. Mit seinem Arbeitgeber hat er deshalb Teilzeit vereinbart. "Es ist kein Job von acht bis vier, und wenn abends um neun jemand anruft, musst du dich auch kümmern." Trotzdem werde er es wohl niemals allen Bütthardern recht machen können. "Ich bemühe mich, jedem gerecht zu werden, aber das werde ich wohl nicht schaffen", sagt Peter Ernst.