
Zuerst war es nur ein Gerücht, ein Running-Gag im Großraumbüro. Die Vorstellung, dass die Redaktion zum 50. Jahrestag der Mondlandung tatsächlich ein Grundstück auf dem Himmelskörper gekauft haben soll, schien absurd.

Als der Chef der Digitalredaktion dann aber mit einem süffisanten Grinsen eine große, blaue Urkunde mit der Aufschrift "Lunar Deed" (Mondurkunde) aus einem Briefumschlag zog, musste auch der letzte Zweifler eingestehen: Diese ist Zeitung nun Grundbesitzer auf dem Erdsatelliten. Oder?
Der Quadratmeter kostet weniger als einen Cent
Das kleinste Stück Mond, das auf der Website der "Lunar Embassy" angeboten wird, hat einen Größe von einem Acre; das entspricht über 4000 Quadratmetern. So ein halber Hektar Mondlandschaft befindet sich seit kurzem im Besitz der Main-Post – zumindest laut Zertifikat. Gelegen ist dieses Grundstück direkt am Krater Manilius auf der Mondvorderseite, also der Erde zugewandten Seite.
Keine Sorge, Abonnement-Gebühren wurden dafür nicht verwendet: Das steinige Land ist für einen Spottpreis von nur 25 US-Dollar zu haben. Der Quadratmeter kostet also weniger als einen Cent. Im (nicht ganz fairen) Vergleich: In Würzburg lag der Kaufpreis für einen Quadratmeter einer Wohnung laut immowelt.de im Jahr 2017 bei rund 2880 Euro. Klar, zwischen diesen Preisen liegen sprichwörtlich Welten.
Da kann man schon ins Grübeln kommen. Wobei die Umzugskartons aber nicht überstürzt gepackt werden sollten. Denn wann – und ob – die Besiedlung des Mondes möglich wird, steht... noch in den Sternen. Derzeit arbeiten beispielsweise Amazon-Gründer Jeff Bezos und seine Firma Blue Origin kräftig daran, den Erdtrabanten und seine Ressourcen für die Menschheit wirtschaftlich zu erschließen. Vielleicht lohnt sich eine Investition in den Himmelskörper also doch?
Lukrative Geschäfte im Weltraum
Karl Mannheim, Professor für Astronomie an der Uni Würzburg, sagt, dass Himmelskörper aus wertvollen Rohstoffen bestehen und jederzeit "Begehrlichkeiten zur Verwertung wecken" könnten. Bislang sei der Aufwand allerdings zu groß gewesen, um Gewinnerwartungen zu ermöglichen. Das kann sich laut Mannheim grundsätzlich ändern.
Da die Raumfahrt zunehmend privatisiert werde, könnten Geschäftsfelder wie Weltraumtouristik, Rohstoffgewinnung, Weltraumbahnhöfe oder Satellitenkommunikation interessant werden, so Mannheim. Außerdem gebe es ein wachsendes militärisches Interesse am Weltraum. Eventuell werden Staaten laut Mannheim auch auf kommerzielle Systeme zurückgreifen und sich im Weltraum quasi "einkaufen".

Staaten dürfen sich keine Himmelskörper aneigenen
Was sich jetzt nach lukrativen Aussichten für Grundstückseigentümer auf dem Mond anhört, hat leider einen Haken. Im Weltraumvertrag von 1967 haben die Vereinten Nationen festgeschrieben, dass sich Staaten grundsätzlich keine Flächen auf dem Mond oder anderen Himmelskörpern aneignen dürfen.
Dass Privatpersonen in diesem Vertrag nicht explizit erwähnt werden, hat der US-Amerikaner Dennis Hope 1980 zum Anlass genommen, um zu behaupten, dass ihm der Erdmond sowie alle anderen Planeten und deren Monde im Sonnensystem gehören und seine Besitzansprüche im Sinne eines Gesetzes aus der Zeit des Wilden Westens sogar behördlich angemeldet. Seitdem hat er laut der Website seines Unternehmens "Lunar Embassy" Grundstücke an über sechs Millionen Personen verkauft.
Vorerst nur Dekoration für die Redaktion
Obwohl die Legitimität dieser Geschäfte mehr als umstritten ist, konnte Hope, der sich leicht größenwahnsinnig auch als "Ominpotent Ruler of the Lighted Lunar Surface" bezeichnet, bisher noch nicht zum Aufhören gezwungen werden. Dass ihm besagte Himmelskörper wirklich gehören, bestreiten Experten für Weltraumrecht allerdings vehement. Und so bleibt auch die Mond-Urkunde dieser Zeitung vorerst nur nette Dekoration.