
Nach intensiven Bemühungen bekommen die Winterhäuser ein vollständiges Paket zum Bahnlärmschutz. Nach einigen Teilerfolgen kam nun der dritte große Baustein dazu, der noch fehlte: Der Bund fördert auch eine Lärmschutzwand an der westlichen Seite der Bahntrasse zu den Neubausiedlungen hin, dazu noch eine Verlängerung der bereits genehmigten Wand auf der Altortseite. Möglich wurde dies durch Änderungen der Richtlinien für die Lärmsanierung.
Das Eisenbahn-Bundesamt hat der Deutschen Bahn AG die Förderung für diese Maßnahme bewilligt. Die Nachricht hatte vor wenigen Tagen der Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder den Winterhäusern überbracht (wir berichteten). Für den Gemeinderat war es nun ein leichtes, die von der DB Netz AG gewünschte Zustimmung zu dem Vorhaben zu geben.
Stichtagsregelung verhinderte die zweite Wand
Das Bemühen um Bahnlärmschutz an der Hauptstrecke, die von zahlreichen Güterzügen befahren wird, hat eine Geschichte von rund eineinhalb Jahrzehnten. Zunächst kämpften die Gemeinde und ein örtlicher Aktionskreis Bahnlärm darum, überhaupt in das freiwillige Lärmsanierungsprogramm des Bundes zu kommen. Dafür bedurfte es schon der Einschaltung von Mandatsträgern. Eine Petition wurde sogar persönlich an den damaligen Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee übergeben.
Schließlich wurde der Abschnitt von Obernbreit bis Heidingsfeld, in dem Winterhausen liegt, zeitlich vorgezogen. Geplant wurde eine Lärmschutzwand auf der Seite des Altorts, nicht aber auf der anderen Seite, wo sich die Neubaugebiete befinden. Das lag hauptsächlich an der Regelung, dass bei der Errechnung der Lärmbelastung nur Gebäude berücksichtigt wurden, die vor dem 1. April 1974 errichtet wurden. Zu jenem Zeitpunkt trat das Bundesimmissionschutzgesetz in Kraft. Von da an hätten bei Neubauvorhaben die Bauherrn oder die Gemeinde als Trägerin der Bauleitplanung schon Lärmvorsorge treffen müssen.
Die Gemeinde unternahm viele Versuche
Für die Winterhäuser war es nicht hinnehmbar, dass mehrere hundert Bewohner in den Siedlungen ohne Schutz bleiben sollten. Zudem befürchteten sie, dass bei einer einseitigen Wand der Schall in die Siedlungen reflektiert werde. Die Gemeinde unternahm mehrere Versuche, zum Ziel zu kommen. Hoffnung setzte man zeitweise darauf, mit einer innovativen Lärmschutzwand eine Förderung aus dem Zukunftsinvestitionsprogramm (ZIP) des Bundes zu bekommen. Doch daraus wurde auch nichts. Die Gemeinde hatte dabei schon selbst Pläne von einem Fachingenieurbüro ausarbeiten lassen und dafür einen fünfstelligen Betrag investiert.
Mittlerweile hatte es Erfolg in einem anderen Punkt gegeben. Die Brücke über die Fuchsstadter Straße war den Winterhäusern ein Ärgernis, weil der stählerne Überbau beim Überfahren von Zügen weithin hörbar donnerte. Dank eines Konjunkturpakets des Bundes konnte die "Entdröhnung" finanziert werden. 2011 wurde der stählerne Brückenkörper durch Betonelemente ersetzt.
Der Planungsauftrag ist schon vergeben
Änderungen der Förderrichtlinien im Jahr 2019 ermöglichten nun den dritten Baustein. Bei der Errechnung der Belastung wurde der "Schienenbonus" abgeschafft, den die Bahn gegenüber anderen Verkehrsträgern bisher hatte, und zudem der Auslösewert, ab welchem Lärmschutz geschaffen werden muss, gesenkt. Ganz entscheidend war, dass die Stichtagsregelung entfiel und auch Häuser berücksichtigt werden, die nach 1974 gebaut wurden. Aufgrund dessen wurde das Schallgutachten neu erstellt. Für die zweite Wand ergab sich nun eine Notwendigkeit und ein passendes Nutzen-Kosten-Verhältnis.
Bürgermeister Christian Luksch sprach von einem "Bombenerfolg", der durch Beharrlichkeit erreicht worden sei. Dafür dankte er vor allem dem örtlichen Aktionskreis, ebenso dem Abgeordneten Lehrieder, aber auch den Planern der DB. Glück habe man gehabt, dass das Planverfahren für Winterhausen noch nicht als abgeschlossen galt, so dass die zweite Wand gleich mit aufgenommen werden konnte, ohne ein neues Verfahren aufrollen zu müssen.
So ist inzwischen der Planungsauftrag für die zweite Wand vergeben. Sie wird etwa 800 Meter lang, beginnt am Anwesen "Am Walch" 4 und zieht sich bis zum Schützenweg. Der Bau der Wand auf der Ostseite entlang der Goßmannsdorfer Straße und des Altorts bis zum ehemaligen Stationsgebäude, die über 900 Meter Länge hat und nach der aktuellen Planung noch um 35 Meter Richtung Goßmannsdorf verlängert wird, soll im Herbst dieses Jahres beginnen.