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Würzburg
Wie läuft das digitale Semester an der Uni?
Studiert wird an der Würzburger Universität in der Corona-Krise mithilfe professioneller digitaler Werkzeugen. Ein Problem haben aber Studierende und auch Dozenten dabei. 
Das leere Audimax, der zentrale Hörsaal, der neuen Universität im Hauptgebäude am Sanderring.
Foto: Esther Knemeyer Pereira | Das leere Audimax, der zentrale Hörsaal, der neuen Universität im Hauptgebäude am Sanderring.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 16:48 Uhr

Hörsäle und Seminarräume sind geschlossen, in Bibliotheken gibt es nur eine eingeschränkte Ausleihe: Mit der Corona-Krise haben sich auch an der Würzburger Julius-Maximilians-Universität fast alle ins Selbststudium begeben. Wie klappt das? 

"Die Dozenten geben sich echt Mühe und gestalten ihre Lehre abwechslungsreich", erzählt Eva Rauth, die in Würzburg Grundschullehramt studiert. Sie verfolgt Vorlesungen online und arbeitet hoch geladene Skripte durch. Zusätzlich dazu muss Rauth schriftliche Aufgaben erledigen und Online-Tests absolvieren. Ihr Fazit nach den ersten Wochen des digitalen Sommersemesters: "Das Studieren kostet mehr Zeit."   

"Habe ich Leute abgehängt? Gibt es fragende Blicke, gerunzelte Stirne?"
Mathematik-Professor Marc Erich Latoschik

Einen höheren Zeitaufwand hat auch die Dozentin Angela Bezold vom Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik. Die Vorbereitung der Liveübertragung ihrer Vorlesung im Internet würde viel Zeit kosten. "Es hat sich aber gelohnt." Die Vorlesung mit 420 Teilnehmern sei gut gelaufen. Gewöhnungsbedürftig sei es aber am heimischen Computer im im Homeoffice "munter und lebendig zu sprechen, ohne die Studierenden sehen oder hören zu können".

Das Problem der fehlenden Rückmeldungen bei Vorlesungen im Internet schildert auch Professor Marc Erich Latoschik, Inhaber des Lehrstuhls für Mensch-Computer-Interaktion an der Fakultät für Mathematik und Informatik.  "Ich weiß nicht, wie mir meine Zuhörer folgen. Habe ich Leute abgehängt? Gibt es fragende Blicke, gerunzelte Stirne", so Latoschik. Er hoffe, dass sein Tempo bei der Wissensvermittlung das richtige sei.

17 000 Nutzer pro Tag

Bereitgestellt werden die digitalen Werkzeuge vom Rechenzentrum der Universität. "Wir haben die Kapazitäten für digitale Dienste massiv erhöht und teilweise komplett neue eingeführt", sagt Matthias Funken, Leiter des Rechenzentrums der Universität Würzburg. Zum Beispiel für die Übertragung von Vorlesungen oder die Durchführung von Seminaren.

Ein gängiges Bild in Corona-Zeiten: Der Bildschirm während einer Video-Konferenz. Hier tauschen sich Studierende der Fakultät für Humanwissenschaften mit ihrem Dozenten aus.
Foto: Marcel Dinkel | Ein gängiges Bild in Corona-Zeiten: Der Bildschirm während einer Video-Konferenz. Hier tauschen sich Studierende der Fakultät für Humanwissenschaften mit ihrem Dozenten aus.

Allein auf der zentralen Plattform der Uni laufen laut Funken rund 850 Live-Veranstaltungen am Tag, Tendenz steigend.  Und über die E-Learning-Plattform WueCampus tauschen aktuell 17 000 Nutzer pro Tag verschiedene Inhalte, wie Lektüren, Videos oder Sprachaufzeichnungen aus. 

Das Studentenleben leidet 

Lucie Knorr, Vorsitzende des Sprecherinnen- und Sprecherrats für Studierende der Universität Würzburg bewertet die Zusammenarbeit mit der Universitätsleitung als gut: "Die Anliegen der Studierenden werden ernst genommen und es wurde schon sehr viel Arbeit investiert, um das Semester unter den geänderten Vorzeichen bestmöglich zu gestalten."

Was fehle sei das normale Studentenleben. Knorr: "Vielen Studierenden fehlt der soziale Austausch und die Universität als Lernort." So vermissten sie zum Beispiel die Bibliothek, wo viele besser lernen als zuhause.  "Es ist jetzt wichtig, im Austausch zu bleiben", meint Knorr. Die Studierenden sollten den Lehrenden Rückmeldung geben, wie es läuft und was noch weiter zu verbessern ist. 

Spannend bleibt für Knorr die Prüfungssituation. So gebe es beispielsweise Schwierigkeiten bei der Durchführung von Online-Prüfungen, aufgrund einer erhöhten Betrugsgefahr. "Online-Prüfungen sind nicht in jedem Bereich gleich gut anwendbar", sagt Knorr.

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Einen kleinen Schritt in Richtung Normalität gibt es bei der Studentin Eva Rauth zumindest im Sportstudium. Hier finden die Praxiskurse wieder statt. Allerdings unter der Einhaltung enormer Hygiene- und Sicherheitsvorschriften. "Auf dem ganzen Gelände der Sportuni ist Maskenpflicht. In der Halle müssen wir sie ständig tragen", erklärt Rauth. "Das ist sehr anstrengend." Nur beim Leichtathletik-Training, das im Freien stattfindet, dürfe man die Maske abnehme. "Aber ich bin froh, dass überhaupt etwas stattfindet, denn Sport ist etwas gemeinschaftliches", sagt die Studentin.

Abstandsmarkierungen an der Universität am Sanderring.
Foto: Esther Knemeyer Pereira | Abstandsmarkierungen an der Universität am Sanderring.
 
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