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Wie in Rimpar der Fasching wieder friedlich werden soll
Nach den Exzessen des vergangenen Jahres: So wollen die Rimparer Fastnachter ihren Faschingsumzug retten. Ein Gespräch mit dem Gesellschaftspräsidenten Stefan Köller.
Beim Umzug der Narren in Rimpar ging es 2019 ziemlich chaotisch zu. Das soll sich in diesem Jahr ändern. 
Foto: Andreas Kneitz | Beim Umzug der Narren in Rimpar ging es 2019 ziemlich chaotisch zu. Das soll sich in diesem Jahr ändern. 
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:13 Uhr

Seit einigen Jahren haben die Faschingsumzüge im Landkreis mit Alkoholmissbrauch und rücksichtslosem Verhalten zu kämpfen. Vor allem der Faschingsumzug in Rimpar sorgte 2019 für Aufsehen: Sanitäter wurden attackiert, Busfahrer weigerten sich, den Ort anzufahren. Die Organisatoren, die Rimparer-Karnevals-Gesellschaft (RiKaGe) und die Marktgemeinde Rimpar, die nun erstmals als Veranstalter auftritt, haben angekündigt, keine Toleranz gegenüber Unruhestifter zu zeigen. Gesellschaftspräsident Stefan Köller will eine friedliche Faschingsfeier hinbekommen. Wie soll das gelingen?

Frage: Was ist denn genau geplant, um den Rimparer Faschingsumzug wieder in die Spur zu bringen?

Stefan Köller: Am Marktplatz gibt es eine Sperrung der Zugangsstraßen mit Personenkontrollen. Diese haben zum Ziel, nur noch den Zuschauern, die wir wollen, Zugang zu ermöglichen. Wir haben uns eng mit Polizei und Sicherheitsdienst abgestimmt. Ich bin überzeugt, dass es uns gelingt, eine friedliche Faschingsfeier auf die Beine zu stellen. Wir lassen uns unseren Fasching doch nicht von einer kleinen Minderheit kaputt machen.

Besondere Schwierigkeiten bereitete im vergangenen Jahr der öffentliche Raum vor der Halle Neue Siedlung, wo Sie als private Veranstalter keine rechtliche Handhabe hatten, durchzugreifen.

Köller: Wir hatten schon im vergangenen Jahr einen Sicherheitsdienst, der allerdings nur in der Halle für Ruhe und Ordnung gesorgt hat. Mit einer großräumigen Absperrung wollen wir nun dafür sorgen, dass auch davor entspanntes Feiern möglich ist. Die Polizei und der Rettungsdienst vom Bayerischen Roten Kreuz richten ihre Unterkunft ganz in der Nähe in der Grundschule ein. Die Polizei hat zugesagt, dass sie mit verstärkten Kräften anwesend sein wird.

2019 soll es Drohungen und einen Angriff gegen ehrenamtliche Einsatzkräfte eines Rettungsdienstes gegeben haben. Können Sie nachvollziehen, dass es immer schwieriger wird, Menschen zu finden, die bei solchen Großveranstaltungen ihren Kopf für andere hinhalten?

Köller: Das ist absolut nachvollziehbar. Wir sind darum jedem einzelnen Helfer dankbar, der uns seine Freizeit zur Verfügung stellt. Ganz wichtig war es für uns aber auch, dass die Marktgemeinde dazu bereit war, als Veranstalter aufzutreten und uns damit die nötige rechtliche Absicherung zu geben. Ein Verein wie unserer stößt bei den vielen Auflagen und rechtlichen Fallstricken zunehmend an seine Grenzen. Hätte sich die Kommune nicht voll hinter uns gestellt, hätte es wohl keinen Umzug mehr gegeben.

Wie gehen Sie als Veranstalter damit um, dass es überwiegend Jugendliche waren, die den Fasching mit einem hemmungslosen Besäufnis verwechseln? Ein Faschingsverein hat doch auch eine gesellschaftliche Verantwortung für junge Menschen.

Köller: Das ist auf jeden Fall so. Wir haben etwa 70 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die das ganze Jahr über bei uns Tanz- und Gardesport trainieren. Ich bin mir sicher, dass von denen keiner unter der Problem-Klientel des letzten Jahres zu finden war. Aber auch ansonsten achten wir genau darauf, dass der Jugendschutz eingehalten wird. Unter 18 Jahren ist etwa die Bar tabu. Auch ist Umzug mit 18 Gruppen etwas kleiner als sonst. Wir haben bei auswärtigen Gruppen darauf geachtet, dass sie zu einer Faschingsgesellschaft gehören. Damit ist eine gewisse Kontrolle gewährleistet ist. Die meisten Gruppen sind schon seit Jahrzehnten dabei und willkommene Gäste.

Absperrungen und ein Sicherheitsdienst: Ist das nicht das Ende des Faschings, der eigentlich für Lebensfreude und Freiheitsliebe geprägt ist? 

Köller: Das sind bedenkliche Entwicklungen. Es war für mich als Kind immer ein tolles Ereignis, den Faschingsumzug in Rimpar zu besuchen und zu staunen, was die vielen Ehrenamtlichen auf die Beine gestellt haben und welche verrückten Ideen sie wieder hatten. Diese wunderbare Tradition wollen wir erhalten. Wir möchten, dass alle, die Freude am Fasching haben, mit uns feiern, dass Familien mit Kindern am Straßenrand stehen und sich dabei sicher fühlen können. 

Der Faschingsumzug der RiKaGe startet am Samstag, 22. Februar, um 14.11 Uhr. Der Marktplatz ist ab 11 Uhr für den Verkehr gesperrt, es gibt Umleitungen. Schon am Vormittag stellt die APG ihre direkte Buslinie nach Rimpar ein.

 
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