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Würzburg
Wie gut ist der Astrazeneca-Impfstoff? Das sagen Würzburger Experten
70 Prozent Wirksamkeit? Und wieso kann das Vakzin von Astrazeneca im Kühlschrank gelagert werden? Experten der Universität und der Uniklinik Würzburg geben die Antworten.
Wie gut ist der Astrazeneca-Impfstoff im Vergleich zu denen von BioNTech Pfizer oder Moderna? Experten der Würzburger Uniklinik und Universität geben Antworten.
Foto: Andreas Arnold, dpa | Wie gut ist der Astrazeneca-Impfstoff im Vergleich zu denen von BioNTech Pfizer oder Moderna? Experten der Würzburger Uniklinik und Universität geben Antworten.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:00 Uhr

Aus einigen unterfränkischen Landkreisen gibt es Berichte darüber, dass Menschen die Impfung mit dem Astrazeneca-Impstoff ablehnen. Und seit Wochen hält sich die Skepsis gegenüber dem Impfstoff der britischen Firma. Professor Oliver Kurzai, Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie an der Uniklinik Würzburg, Professor Lars Dölken vom Institut für Virologie und Immunbiologie und Dr. Güzin Serat, Leiterin der Arbeitsgruppe Antimicrobial Stewardship an der Uniklinik, beantworten die wichtigsten Fragen.

Wie funktioniert der Astrazeneca-Impfstoff?

Beim Astrazeneca-Vakzin handelt es sich um einen Vektorimpfstoff. Als Vektor dient ein Adenovirus, das das Spike-Protein von SARS-CoV-2 bilden soll. Die Infektion mit dem Adenovirus stimuliert unser Immunsystem, was dann auch gegen das Spike-Protein eine starke Immunantwort ausbildet. Daher werden bei diesem Impfstoff keine Hilfsstoffe benötigt, um die Impfwirkung zu verstärken. Wie bei den mRNA-Impfstoffen bringt die Impfung unsere eigenen Zellen dazu, neutralisierende Antikörper zu bilden.

Professor Lars Dölken, Virologe der Universität Würzburg.
Foto: Daniel Peter | Professor Lars Dölken, Virologe der Universität Würzburg.
Beim Impfstoff von Astrazeneca ist von einer Wirksamkeit von 70 Prozent die Rede. Bedeutet dies, dass der Impfstoff nur in sieben von zehn Fällen wirksam ist?

Nein, denn die Wirksamkeit eines Impfstoffs gibt den Anteil der Covid-19-Fälle an, die durch die Impfung in einer großen Gruppe von Menschen verhindert werden können. Statt 18 von 1000 infizieren sich durch Astrazeneca nur noch 5 von 1000 Menschen. Die Wirksamkeit liegt bei 70 Prozent, weil 70 Prozent weniger Menschen erkranken als ohne den Impfstoff.

Warum darf der Astrazeneca-Impfstoff nicht bei älteren Menschen über 64 Jahren angewendet werden?

Das liegt nicht daran, dass er nicht auch bei älteren Menschen wirken würde. Sondern daran, dass in den Zulassungsstudien nur sehr wenige Teilnehmer über 65 Jahren waren. Wir wissen daher einfach nicht genug über den Impfstoff um diejenigen damit zu impfen, die ein Risiko von 10 bis 20 Prozent haben an einer Coronavirus-Infektion zu sterben. In Großbritannien wurde das Vakzin inzwischen schon millionenfach auch an Senioren über 65 Jahren verimpft. Bisher hört man hier nichts Negatives. Die bei uns gültige Empfehlung könnte sich also bald ändern.

Welche Nebenwirkungen hat der Astrazeneca-Impfstoff?
Prof. Dr. Oliver Kurzai , Inhaber des  Lehrstuhls für Medizinische Mikrobiologie und Mykologie.
Foto: Hans-Knöll-Institut Jena | Prof. Dr. Oliver Kurzai , Inhaber des Lehrstuhls für Medizinische Mikrobiologie und Mykologie.

Zu lokalen Impfreaktionen zählen Rötung, Schwellung oder schmerzhafter Arm, zu den systemischen Symptomen Abgeschlagenheit, Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost oder Muskel-und Gliederschmerzen. Die Nebenwirkungen unterscheiden sich nicht wesentlich von anderen zugelassenen Impfstoffen. Die aktuellen Daten belegen, dass die Nebenwirkungen nach der zweiten Dosis geringer als nach der ersten Dosis waren - anders als beim BioNTech/Pfizer Impfstoff. Die Nebenwirkungen treten meist in den ersten drei Tagen nach der Impfung auf, am häufigsten am Tag danach. Deswegen sollte man nach der Impfung keinen Sport treiben und Alkohol vermeiden.

Wieso muss der AstraZeneca-Impfstoff nicht so kühl gelagert werden?

Während die Boten-Ribonukleinsäure aus dem mRNA-Impfstoff ziemlich instabil und temperatursensitiv ist, sind Adenoviren sehr umweltstabil. Sie halten sich selbst bei Raumtemperatur relativ lange.

Wieso muss die zweite Dosis Astrazeneca erst neun Wochen später geimpft werden?

Grundsätzlich ist es bei vielen Impfstoffen so, dass ihre Wirkung bei einem größerer Abstand zwischen den einzelnen Dosen besser ist. Das liegt daran, dass die ausgelöste Immunantwort nach der ersten Impfung nach einigen Wochen schon wieder abfällt. Bei der zweiten Dosis fängt das Immunsystem dann auf einem bereits wieder niedrigeren Niveau an und muss mehr arbeiten, um wieder voll aktiviert zu werden. Die einzelnen Immunzellen müssen sich daher öfters teilen und vermehren. Das führt zu einer Reaktion, die stärker ausfällt und dann auch länger hält. Es könnte gut sein, dass auch der mRNA-Impfstoff von BioNTech noch besser schützt, wenn der Abstand zwischen den beiden Dosen nicht drei, sondern fünf bis sechs Wochen beträgt.

Wurde der Astrazeneca-Impfstoff genauso geprüft wie die anderen?

Alle Impfstoffe unterliegen denselben Zulassungs-und Prüfungsverfahren mit rigorosen Vorschriften. Die Sicherheit der zu impfenden Personen steht dabei an erster Stelle. Die einzelnen Prüfphasen bestehen aus einer eine nicht-klinischen Vorphase und drei klinischen Phasen (Phase I-III). Ein beschleunigtes Zulassungsverfahren, wie es für die Covid-Impfstoffe durchgeführt wurde, weist keinerlei Nachteile auf, die Überprüfung läuft in den selben Schritten ab - nur schneller durch verstärkte Nutzung von allen Ressourcen.

 
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  • Petsch06120702
    Herr Spahn hat einen sehr schlechten Job gemacht. Aber er wird ja auch von Gesundheitsexperten beraten. Ich bin ganz fest überzeugt, das vor allem das RKI und die StiKo da große Fehler gemacht haben. Bei der Einschätzung der Maske, Impfstoff, Schnelltest usw.
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  • jlattke
    Vielmehr als die Qualität des einzelnen Impfstoffs interessiert mich das vollständige Versagen der Verantwortlichen ind D und der EU. Das ist ein Skandal sondergleichen, kostet die Bürger unglaublich viel Geld und nicht wenige Unternehmer ihre Existenz. Weshalb die Presse hier nicht mehr recherchiert und veröffentlicht, lässt sich tatsächlich nur noch mit „gleichgeschaltet“ erklären.
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  • dinsingsakul@posteo.de
    @jlattke
    a) Sie behaupten vage ein vollständiges Versagen der Verantwortlichen in EU/BRD bzgl. was eigentlich? Ja, es gibt Verzögerungen bei der Impfung, aber es ist unglaublich beeindruckend, in so kurzer Zeit mehrere wirksame Impfstoffe zur Verfügung zu haben. Wie kommen Sie somit auf "das vollständige Versagen der Veranwortlichen"?
    b) Sie behaupen, die Presse sei "gleichgeschaltet", weil sie zu dem angeblichen Skandal nicht recherchieren würde: Es gibt wenig Themen, die die Presse so umfassend hinterfragt, wie alle Fragen zu Impfung, Umsetzung, Priorisierung, ... wie kommen Sie dazu, die Presse würde hier nicht mehr recherchieren? Welche Presse lesen Sie bzw. lesen Sie nicht?

    Ein sehr irrlichternder Kommentar von Ihnen, der ohne einen einzigen Beleg global die Gleichschaltung der Presse sowie das Versagen der Veranwortlichen behauptet (wer schaltet "die Presse" gleich? Welches Versagen?) ... ich bin sehr dankbar, für unsere meist sehr unabhängige Presse und Impfmöglichkeit ...
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  • Doedi.wue
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  • flyarcus@gmx.de
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