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Wie geht es nach den Wahlen mit dem Zeller Ärztehaus weiter?
Das geplante Ärztehaus sorgt seit Monaten für Zündstoff in Zell. Konnte ein Treffen von Beteiligten jetzt für klarere Positionen sorgen?
Gesundheitszentrum oder Werstoffhof? An der mittleren Zeller Ortseinfahrt kann es nur heißen: Entweder das eine oder das andere.
Foto: Jörg Rieger | Gesundheitszentrum oder Werstoffhof? An der mittleren Zeller Ortseinfahrt kann es nur heißen: Entweder das eine oder das andere.
Jörg Rieger
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:16 Uhr

Kommt das Zeller Ärztehaus nun doch schneller als aufgrund des Wahlausgangs zunächst vermutet? Das jedenfalls legt ein Treffen zwischen dem Projektanten, interessierten Gesundheitsdienstleistern und politischen Vertretern des Marktes Zell in der vergangenen Woche nahe.

In diesem Zuge hat sich auch erstmals eine Interessentin öffentlich zu Wort gemeldet: Petra Zelch, die Anfang dieses Jahres die örtliche St. Laurentius Apotheke übernommen hat, findet: "Dieses Ärztehaus ist eine einmalige Chance, die so nicht wiederkommt." Auch wenn Zelch ihre jetzigen Räumlichkeiten am Rathausplatz nicht verlassen muss, hofft sie darauf, dass das Projekt so flott wie möglich umgesetzt wird. "Die Wege wären so einfach kürzer."

Wunsch: grünes Licht im Mai oder Juni

Bei dem Treffen waren nach Informationen dieser Redaktion zudem drei Allgemeinmediziner anwesend, die sich offenbar eine gemeinschaftliche Praxis vorstellen können. Namentlich wollen sie nicht genannt werden. Zelch zufolge ersehnen sich die Ärzte genau wie der Projektant im Mai oder Juni grünes Licht aus dem Rathaus für den Bau des Gesundheitszentrums. Ansonsten würden sie womöglich Abstand davon nehmen.

Der Marktgemeinderat hat mit den Stimmen der CSU/Freie Zeller Bürger bereits entschieden, das gemeindeeigene Grundstück an der mittleren Zeller Einfahrt an den Architekten Roland Breunig zu verkaufen – und den Bau durch dessen Firma umsetzen zu lassen. Der letzte Schritt wäre nun der Notartermin. Die Fraktion SPD/Bürgerbündnis/Grüne Alternative hatte das aus ihrer Sicht intransparente Verfahren scharf kritisiert und dagegen gestimmt (wir berichteten).

Kritik von CSU/FZB

Ralf Geisler, Fraktionssprecher der CSU/FZB, glaubt, dass das nur Wahlkampftaktik war: "Die Fraktion SPD Zell hat sich bislang als Gegner des Ärztehauses positioniert, weil das in den Wahlkampf des Bürgermeisterkandidaten Rüthlein gepasst hat. Ich behaupte, dass wir seitens des Marktgemeinderates gar keine andere Wahl haben, als diesem – meiner Auffassung nach gelungenen und zukunftsträchtigen – Konzept des Ärztehauses zuzustimmen." Ansonsten drohe nämlich das, was schon ganz anderen Gemeinden passiert sei: Keine Gesundheitsversorgung vor Ort.

In Zell selbst gibt es schon seit Ende 2018 keinen Hausarzt mehr. Damit ein Gesundheitszentrum entstehen kann, müsste der Wertstoffhof, dessen Pächter das Kommunalunternehmen ist, auf dem gleichen Grundstück weichen. Es war mal angedacht, dass er zeitnah schließt, unter anderem wegen seiner eher geringen Größe; der Vertrag läuft allerdings unbefristet, kann mittlerweile aber gekündigt werden. Die Grünen im Ort, die künftig mit drei Vertretern im Gemeinderat vertreten sind, wollen beim KU ein Umdenken in Richtung dezentraler Abgabestellen festgestellt haben. Wenn dem wirklich so wäre, hätte ein Zeller Wertstoffhof unter Umständen doch eine Zukunft.

180-Grad-Wende der SPD?

Beim Treffen vergangene Woche war auch Sebastian Rüthlein (SPD-Junge Liste Zell) anwesend. Er tritt am Sonntag gegen Joachim Kipke (Zeller Mitte-Freie Wähler) in der Stichwahl um den Chefsessel im Rathaus an. Geisler vermutet unter dem Eindruck des Treffens nun, dass die SPD in seinen Augen eine 180-Grad-Wende hinlegt. 

Rüthlein widerspricht Geisler

Rüthlein, der von den Grünen unterstützt wird, widerspricht Geislers Einschätzung einer Kehrtwende: "Ich bin nach wie vor für ein Gesundheitszentrum. Ich bin unabhängig davon für gute interkommunale Zusammenarbeit und für den Erhalt des Wertstoffhofs im nördlichen Maintal." Er wolle einen neuen Politikstil für Zell – und den Dialog. "Durch nachhaltige Verhandlungsarbeit mit allen Beteiligten will ich dem Gemeinderat die Grundlage dafür geben, beides realisieren zu können." Was der neue Rat beschließt, würde er als erster Bürgermeister selbstverständlich ausführen. Rüthlein betont zudem das aus seiner Sicht gute Verhältnis seiner Fraktion zur Zeller Mitte.

Die Zeller Mitte hat sich in ihrer neuesten Wahlwerbung auch für den Erhalt des Wertstoffhofes ausgesprochen. Zum Ärztehaus findet sich darin kein klares Bekenntnis. Nur so viel: "Verstärkte Bemühungen für eine örtliche Hausarztversorgung." Kipke schildert auf Nachfrage seine Position: "Das Ärztehaus wäre eine Lösung. Es kann aber auch alternative Wege geben, die nach Rom führen, beispielsweise eine Hausarztpraxis in einem anderen Gebäude." Eine Blockbildung im Rat wolle er künftig in jedem Fall vermeiden.

 
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Kommentare
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  • B. W.
    Wozu braucht Zell ein Ärztehaus. Es gibt schon eines in Margetshöchheim. Die Gemeinden sind doch befreundet. Sie könnten sich dieses Ärztehaus 'teilen'. Die dafür vorgesehene Fläche könnte sinnvoller für z. B. ein Abenteuerspielplatz und/oder Ausbau des Wertstoffhofs genutzt werden. Will sich jemand ein Denkmal in Zell setzen?
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  • M. R.
    Sie haben Recht! Um ihre Frage zu beantworten: Ich gehe davon aus.
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