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Würzburg/Aschaffenburg
Wie ein 19-jähriger Student in Oberfranken Bürgermeister wurde
Bei den Landratswahlen in Würzburg und Main-Spessart siegten CSU-Kandidaten. Das OB-Amt in Aschaffenburg bleibt in SPD-Hand. Ein Blick auf weitere Ergebnisse in Bayern.
Wegen der Ansteckungsgefahr mit Corona galten bei der Auszählung der Stichwahl-Stimmen vielerorts (im Bild München) besondere Schutzmaßnahmen.
Foto: Sven Hoppe, dpa | Wegen der Ansteckungsgefahr mit Corona galten bei der Auszählung der Stichwahl-Stimmen vielerorts (im Bild München) besondere Schutzmaßnahmen.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 19.10.2020 10:24 Uhr

Aschaffenburg bleibt die rote Hochburg in Unterfranken. Seit 50 Jahren stellen die Sozialdemokraten in der zweitgrößten Stadt der Region den Oberbürgermeister: Auf Willi Reiland (1970 – 2000) und Klaus Herzog (2000 – 2020) folgt ab Mai Jürgen Herzing. Der 59-jährige bisherige Herzog-Stellvertreter siegte mit 66,6 Prozent.

Dass Herzing bislang auch Katastrophenschutz-Referent der Stadt ist, dürfte ihm in diesen Tagen nicht geschadet haben. Auf seine Konkurrentin Jessica Euler von der CSU fielen 33,4 Prozent der Stimmen. In Aschaffenburg wurden die Stimmzettel wegen der Corana-bedingten Belastungen der Rathaus-Mitarbeiter erst am Montagvormittag ausgezählt.

Sabine Sitter ist erste CSU-Landrätin in Unterfranken

Schon am Sonntagabend durften die CSU-Landratskandidaten Sabine Sitter in Main-Spessart sowie Thomas Eberth im Kreis Würzburg jubeln. Beide wurden ihrer Favoritenrolle gerecht. Für die 44-jährige Sitter ist es ein historischer Sieg. Seit 1984 war das Landratsamt in Karlstadt in Freie-Wähler-Hand. Außerdem ist die Sozialpädagogin die erste CSU-Landrätin in Unterfranken überhaupt. Nur in Kitzingen steht mit Tamara Bischof (Freie Wähler) ebenfalls eine Frau an der Kreisspitze.

Die Stichwahlen waren die ersten Urnengänge in Bayern, die komplett als Briefwahl stattfanden. Alle Wählerinnen und Wähler sollten die Unterlagen nach Hause geschickt bekommen. Offenbar hat es dabei mancherorts Pannen gegebenen. Entsprechende Berichte gibt es aus Lohr (Lkr. Main-Spessart), Bad Brückenau (Lkr. Bad Kissingen) und Kitzingen, wo die Stimmzettel teilweise in ganzen Straßenzügen fehlten. Die Rathäuser gaben auf Wunsch extra noch am Samstag Ersatzunterlagen aus.

Unterlegene Kandidaten akzeptieren Wahlergebnis 

Wer für die Versäumnisse verantwortlich ist, wird derweil noch untersucht. Ob die Unregelmäßigkeiten Anlass für eine Wahlanfechtung sein könnten, darüber müssen in erster Instanz die lokalen Wahlausschüsse beraten. Die unterlegenen Bürgermeister-Kandidaten Manfred Paul (SPD) in Kitzingen und Dirk Stumpe (PWG) in Bad Brückenau ließen derweil aber durchblicken, dass sie die Siege ihrer Kontrahenten, Stefan Güntner (CSU) in Kitzingen und Jochen Vogel (CSU) in Bad Brückenau, trotz der Briefwahl-Pannen anerkennen werden.

 Unterdessen sind in Bayern mit Ausnahme der Stadt Regensburg alle Stichwahlen ausgezählt. Über einen klaren Sieg darf sich der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) freuen. Er triumphierte mit 71,7 Prozent in der Landeshauptstadt. CSU-Konkurrentin Kristina Frank hatte keine Chance, sie schaffte lediglich 28,3 Prozent. Dafür gelang es der CSU, sich in Nürnberg durchzusetzen. Nachfolger von SPD-Ikone Ulrich Maly ist der 39-jährige CSU-Mann Marcus König. Er holte 52,2 Prozent der Stimmen, Thorsten Brehm (SPD) kam nur auf 47,8 Prozent.

Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter bei einer Pressekonferenz am Montag nach der gewonnenen Stichwahl.
Foto: Matthias Balk, dpa | Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter bei einer Pressekonferenz am Montag nach der gewonnenen Stichwahl.

Grüner Rzehak verliert in Miesbach

In Erlangen gelang Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) die Wiederwahl im zweiten Anlauf. Mit 54,5 Prozent lag er vor Jörg Volleth (CSU) mit 45,5 Prozent. Einen überraschenden SPD-Erfolg erzielte Eva Döhla in Hof. Die Tochter des langjährigen Oberbürgermeisters Dieter Döhla (1988 - 2006) gewann gegen den seit 2006 amtierenden CSU-Oberbürgermeister Harald Fichtner. Nebenan in Bayreuth gelang dem CSU-Kandidaten ein Coup: Thomas Ebersberger setzte sich mit 53,6 Prozent gegen Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (Freie Wähler) durch. 

Vor sechs Jahren war Wolfgang Rzehak in Miesbach – neben Jens Marco Scherf in Miltenberg – der erste von zwei Grünen-Landräten in Bayern. Während Scherf sein Mandat bereits im ersten Wahlgang souverän verteidigt hatte, ging Rzehak jetzt unter. Er schaffte in der Stichwahl lediglich 34,6 Prozent. Neuer Landrat von Miesbach ist der CSU-Politiker Olaf von Löwis of Menar, für den 65,4 Prozent der Wähler votierten.

DOSB-Präsident Hörmann unterliegt Außenseiterin

Ein prominenter Verlierer der Stichwahlen ist auch Alfons Hörmann im Kreis Oberallgäu. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) unterlag mit 48,2 Prozent knapp der Freien-Wähler-Politikerin Indra Baier-Müller, die 51,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. Im ersten Wahlgang vor zwei Wochen hatte CSU-Kandidat Hörmann mit 44,3 Prozent noch fast doppelt so viele Stimmen wie seine Konkurrentin (23,3 Prozent) bekommen. Offensichtlich nahm eine Mehrheit Hörmann übel, dass er auch als Landrat den prestigeträchtigen Posten als DOSB-Chef nicht aufgeben wollte.

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Schließlich ist da noch Kristan von Waldenfels (CSU). Der 19-Jährige gewann die Stichwahl in Lichtenberg (Lkr. Hof), der mit 1050 Einwohnern zweitkleinsten Stadt Bayerns mit 38 Stimmen Vorsprung vor seinem SPD-Konkurrenten Jürgen Lindner. Der Jura-Student ist damit der jüngste Bürgermeister in Bayern, womöglich sogar in ganz Deutschland. Zeit, sich auf das neue Amt vorzubereiten, hat der junge Mann nicht. Weil Holger Knüppel (SPD), der bisherige Bürgermeister von Lichtenberg, im Februar gestorben war, musste von Waldenfels bereits am Montag im Rathaus zur Arbeit antreten.

 
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