Eine solche Wahl hat es in Deutschland noch nie gegeben: Wegen der Ansteckungsgefahr mit dem Corinavirus blieben die Wahllokale bei den Stichwahlen am Sonntag im Freistaat dicht. Bayernweit fanden 750 Abstimmungen per Briefwahl statt, darunter 34 in Unterfranken. Mit Spannung wurden die Ergebnisse der Landratswahlen erwartet. Am Ende lagen die beiden Favoriten von der CSU, Thomas Eberth im Landkreis Würzburg und Sabine Sitter im Kreis Main-Spessart, klar in Führung. Auch bei den Bürgermeisterwahlen in Mainfranken setzten sich vielfach CSU-Bewerber durch.
- Zum Nachlesen: Der Stichwahl-Ticker vom Wahlabend
In Würzburg durfte Thomas Eberth (44, CSU) feiern. Er tritt am 1. Mai die Nachfolge von Landrat Eberhard Nuß (66, CSU) an, der nicht mehr kandidierte. Für den bisherigen Bürgermeister der Kreisgemeinde Kürnach stimmten 64,3 Prozent der Wähler. Seine Kontrahentin Karen Heußner (59, Grüne) erzielte 35,7 Prozent.
Im Kreis Main-Spessart gewann erstmals seit 1978 wieder ein Kandidat der CSU, besser: eine Kandidatin. Sabine Sitter (44) lag am Ende mit 60,3 Prozent deutlich vorn. Die bisherige Vize-Landrätin folgt auf Thomas Schiebel (61, Freie Wähler), der nach zwölf Jahren nicht mehr antrat. Christoph Vogel (49, Freie Wähler) kam auf 39,7 Prozent. Sozialpädagogin Sitter ist erst die zweite Landrätin in Unterfranken – neben Tamara Bischof (Freie Wähler) im Landkreis Kitzingen.
- Auf einen Blick: Die Ergebnisse der Kommunalwahlen in Unterfranken
Der neue Oberbürgermeister in Kitzingen heißt Stefan Güntner (38, CSU). Der bisherige Stellvertreter ist Nachfolger von Siegfried Müller (64, UsW), der nach zwölf Amtsjahren auf eine Wiederwahl verzichtete. Güntner erhielt 58,8 Prozent der Stimmen, für Manfred Paul (62, SPD) votierten 41,2 Prozent.
CSU-Mann Hombach gewinnt in Karlstadt
Auch in der Kreisstadt Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) siegte der CSU-Bewerber. Michael Hombach (41) wird Nachfolger von Paul Kruck (61, Freie Wähler). Auf ihn fielen 58,7 Prozent der Stimmen. Stefan Rümmer (SPD) schaffte nur 41,7 Prozent.
Ebenfalls ein CSU-Parteibuch hat Bernd Kahlert (52), der neue Bürgermeister von Miltenberg. Der Nachfolger von Helmut Demel (66, Liberale Miltenberger) setzte sich mit 59:41 Prozent gegen Cornelius Faust (55, Liberale Miltenberger) durch.
In Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) bleibt Peter Juks (45, UWG) Chef im Rathaus. Mit 56,4 Prozent lag er vor seiner Herausforderin und bisherigen Stellvertreterin Rosa Behon (56, CSU), für die 43,6 Prozent votierten.
Bürgermeister wechselt die Gemeinden
Jochen Vogel (48, CSU) wechselt den Rathaus-Chefsessel. Bislang Bürgermeister in der Nachbargemeinde Motten, tritt er nun das gleiche Amt in der Kurstadt Bad Brückenau (Lkr. Bad Kissingen) an. Mit 57,3 Prozent lag er klar vor Dirk Stumpe (45, PWG), für den 42,7 Prozent votierten. Brigitte Meyerdierks (65, CSU) tritt in Ruhestand.
Neuer Bürgermeister in Dettelbach (Lkr. Kitzingen) ist der Radio- und Fernsehmoderator Matthias Bielek (38, Freie Wähler). Er setzte sich in der Stichwahl mit 57,6 Prozent gegen Marcel Hannweber (33, CSU) durch, auf den 43,4 Prozent der Stimmen entfielen.
Wermutstropfen für Landrat Eberth
Einen Wermutstropfen muss der neue Würzburger Landrat verkraften: Sein Nachfolger als Bürgermeister in Kürnach (Lkr. Würzburg) wird René Wohlfart (47, SPD), der auf 57,5 Prozent kam. Die von Thomas Eberth favorisierte Susanne John (51, CSU) schaffte nur 42,5 Prozent, dabei war sie vor zwei Wochen noch knapp vorne gelegen.
Statt in Wahlurnen konnten die Stimmzettel diesmal nur in einen der landesweit 20 000 Briefkästen geworfen oder direkt beim Wahlamt abgegeben werden. Damit keine Stimme verloren ging, gab es am Samstagabend Zusatzleerungen für die gelben Kästen. So zeichnete sich trotz Corona eine hohe Wahlbeteiligung überall in Bayern ab.
CSU siegt in Nürnberg, SPD in Ingolstadt
Vielerorts im Freistaat war es spannend: In der SPD-Hochburg Nürnberg gewann der erst 39-jährige CSU-Mann Marcus König. Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) kandidierte nicht mehr. In Ingolstadt muss CSU-Amtsinhaber Christian Lösel den OB-Posten räumen. Hier siegte SPD-Herausforderer Christian Scharpf. In München lag Amtsinhaber Dieter Reiter (SPD) zu Beginn der Auszählung deutlich in Führung. Augsburg bekommt erstmals eine Frau als OB: CSU-Kandidatin Eva Weber erreichte 62,3 Prozent.
In Bamberg bleibt SPD-Oberbürgermeister Andreas Starke im Amt. Grünen-Herausforderer Jonas Glüsenkamp schaffte nur 40 Prozent. In Ansbach wurde die parteilose Amtsinhaberin Carda Seidel nach zwölf Jahren abgewählt. Neuer Chef im Rathaus ist Thomas Deffner (CSU).
Aschaffenburg zählt erst am Montag aus
Anders als in früheren Jahren war bei der Auswertung mehr Geduld als sonst nötig: So hatte die Stadt Aschaffenburg angekündigt, die Stimmen erst am Montag auszuzählen. In der zweitgrößten Stadt Unterfrankens ging es um die Nachfolge von SPD-Urgestein Klaus Herzog (68). Bewerber waren Jürgen Herzing (59, SPD) und Jessica Euler (54, CSU).
(Mitarbeit: cwi, keck, dpa)