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Würzburg
Wie behindertengerecht sind Würzburgs Sport- und Freizeitanlagen?
Studentin Nadine Scholz hat untersucht, wie barrierefrei Schwimmbäder, Fitnesscenter und Co. in Würzburg gestaltet sind. Einige Einrichtungen haben sie positiv überrascht.
Rampen und Aufzüge können Menschen mit Behinderung helfen sich, sich selbstständig zu bewegen. Doch nicht alle Freizeit- und Sportanlagen in Würzburg sind dementsprechend ausgestattet.
Foto: Jens Kalaene, dpa | Rampen und Aufzüge können Menschen mit Behinderung helfen sich, sich selbstständig zu bewegen. Doch nicht alle Freizeit- und Sportanlagen in Würzburg sind dementsprechend ausgestattet.
Anna-Lena Behnke
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:58 Uhr

Treppenstufen, schmale Durchgänge, lückenhafte Beschilderungen – für Menschen mit einer Behinderung stellen solche vermeintlichen Kleinigkeiten oft schier unüberwindbare Hindernisse dar. Das gilt nicht nur im Arbeitsumfeld und in öffentlichen Gebäuden. Auch in ihrer Freizeit stoßen Menschen mit körperlichen oder geistigen Handicaps immer wieder auf Probleme.

"Oft gibt es nur wenige Informationen dazu, ob eine Sport- oder Freizeitanlage behindertengerecht ist oder nicht", sagt Nadine Scholz. Das möchte die 27-Jährige ändern. Sie studiert Sonderpädagogik an der Universität Würzburg und hat im Rahmen ihrer Bachelorarbeit einen Freizeitführer für Menschen mit Behinderung entworfen.

Zwölf Sport- und Freizeitstätten im Test

"Damit sollen Menschen mit Behinderung eine bessere Orientierung bekommen", erklärt Scholz. Für ihre Arbeit hat die Studentin insgesamt zwölf Sport- und Freizeiteinrichtungen in Würzburg und Umgebung untersucht – darunter Schwimmbäder, Minigolf- und Bowlinganlagen sowie Fitnessstudios. Anhand verschiedener Kriterien überprüfte sie, wie gut die Anlagen für Gäste mit einer Behinderung geeignet sind.

"Das geht schon bei der Anfahrt los", sagt Scholz. Für Rollstuhlfahrer etwa, sei es wichtig, dass es an einer Bushaltestelle einen hohen Bordstein gibt, der den Ein- und Ausstieg erleichtert. Auch auf dem Gelände selbst tragen etwa Rampen, Handläufe und breite Zugänge dazu bei, eine Einrichtung behindertengerecht zu gestalten. Für sehbehinderte Menschen seien außerdem Leitsysteme und Informationen in Blindenschrift von Vorteil.

Menschen mit geistiger Behinderung sind benachteiligt

Allerdings benötigen nicht nur Menschen mit einem körperlichen Handicap besondere Unterstützung, betont Dr. Christiane Reuter. Sie ist Dozentin im Fach Sonderpädagogik und hat Scholz beim Schreiben ihrer Abschlussarbeit betreut. "Es sind vor allem Menschen mit einer geistigen Behinderung, die zum Beispiel von vielen Sportarten immer noch ausgegrenzt sind", sagt Reuter.

Nadine Scholz (rechts) hat sich in ihrer Bachelorarbeit mit der Barrierefreiheit von Sport- und Freizeitangeboten beschäftigt. Unterstützung bekam sie von ihrer Betreuerin Christiane Reuter.
Foto: Thomas Obermeier | Nadine Scholz (rechts) hat sich in ihrer Bachelorarbeit mit der Barrierefreiheit von Sport- und Freizeitangeboten beschäftigt. Unterstützung bekam sie von ihrer Betreuerin Christiane Reuter.

Auch deren Bedürfnisse hat Scholz berücksichtigt. Für Betroffene sei unter anderem eine eindeutige, leicht verständliche Beschilderung wichtig, sagt sie. Das gelte zum Beispiel für den Weg zu den Toiletten. "Hier gibt es oft total ausgefallene Zeichen für die Männer- und Frauentoilette. Das kann verwirrend sein", erklärt Scholz.

Neue Einrichtungen schneiden besser ab

Die Ergebnisse ihrer Analyse hat die Studentin in einem Flyer zusammengefasst. Verschiedene Farben symbolisieren hier, wie gut die Einrichtungen in den verschiedenen Kategorien abschneiden. Ein Paradebeispiel gibt es unter den geprüften Anlagen aber nicht. Der Trend gehe jedoch in die richtige Richtung, sagt Scholz.

"Neuere Einrichtungen schneiden meistens besser ab als ältere", sagt sie. Fortschrittlich seien etwa das erst im vergangenen Jahr eröffnete Schwimmbad Nautiland sowie der Minigolfplatz des Schwimmvereins Würzburg 05. Aber auch einige ältere Anlagen - wie etwa das Geisbergbad in Veitshöchheim - seien verhältnismäßig gut auf Gäste mit einer Behinderung eingestellt. Unter den Fitnessstudios sei ihr vor allem das Ixmal in Lengfeld positiv aufgefallen, sagt Scholz. Nicht nur Umkleiden und Toiletten seien dort behindertengerecht, auch die Geräte seien einfach zu bedienen.

Komplett barrierefrei ist allerdings keine der Einrichtungen. Vor allem Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung würden kaum berücksichtigt, sagt Scholz. Informationen in Blindenschrift sowie Blindenleitsysteme gebe es in keiner der untersuchten Anlagen.

Barrierefreiheit ist nicht immer teuer

Scholz und Reuter wünschen sich generell mehr Aufmerksamkeit für das Thema. Häufig könne eine Sportanlage auch mit geringem Budget barrierefreier gestaltet werden, sagt Reuter. "Das sind zum Teil Kleinigkeiten, die nichts kosten." Hier fehlen aus ihrer Sicht aber auch Vorgaben, die sämtliche Behinderungen und Einschränkungen berücksichtigen.

Langfristig hofft Scholz, den Freizeitführer in einer überarbeiteten Version, öffentlich zur Verfügung stellen zu können. Erste Gespräche mit dem Integrationsbüro der Stadt haben bereits stattgefunden. Ziel sei es, noch mehr Einrichtungen in Würzburg aufzunehmen, sagt Scholz. Damit würde das Thema Barrierefreiheit auch bei den Anbietern selbst mehr in den Fokus rücken, so ihre Hoffnung.

 
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