An heißen Tagen sind sie besonders begehrte Anlaufstellen: Wasserspielplätze. Doch nicht nur Eltern mit ihren Kindern suchen dort Erfrischung, sondern auch Wespen. Da dies viele Besucher beunruhigt, hat man bei der Stadt Würzburg reagiert: Mit Hinweisschildern an den Wasserspielplätzen auf den ehemaligen Landesgartenschau-Arealen in der Zeller Straße und am Hubland klärt das Gartenamt über Wespen auf und gibt den Familien Verhaltenstipps an die Hand.
Donnerstagvormittag am Wasserspielplatz am Würzburger Hubland. An den Wasserbecken schwirren bisher nur wenige Wespen umher, doch bei den Eltern, die ihren Kleinen von der Wiese aus beim Spielen zusehen, ist das Thema präsent. „Ich habe das Gefühl, dass es in diesem Sommer mehr Wespen als sonst gibt“, sagt eine Mutter, und ihre Freundin nickt bestätigend. Sie hat ihrem dreijährigen Sohn folgende Tipps mitgegeben: „Wenn eine Wespe zu nah kommt, renn‘ weg – und schau‘ beim Essen genau hin, wo du reinbeißt.“
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Wespen brauchen Wasser, um ihren Bau zu kühlen
Den Eindruck, dass es in diesem Jahr mehr Wespen gibt, als in den Vorjahren, teilt Jakob Sänger. Der Diplom-Biologe von der Umweltstation der Stadt Würzburg führt dies auf natürliche Populationsschwankungen zurück. Dass die Wespen gerade jetzt auffallen, liege außerdem daran, dass die Zahl innerhalb einer Wespen-Population im Laufe des Sommers zunehme, und Mitte August mit bis zu 5000 Tieren pro Staat am höchsten sei.
Doch warum bevölkern Wespen derzeit vor allem Wasserspielplätze? Durch die große Trockenheit und Hitze stehen die Wespen laut Sänger unter hohem Druck, Wasser zu finden, um ihren Staat kühlen zu können. Dazu sammeln sie Wasser und transportieren es in ihren Bau und die einzelnen Waben, wo sie durch Flügelfächerung dafür sorgen, dass das Wasser verdunstet. „Auch an anderen Süßwasserstellen ist vermehrt mit Wespen zu rechnen“, sagt Sänger.
Ein weiteres Grüppchen am Wasserspielplatz am Hubland hat sich gut vorbereitet: „Wir haben Kühlgel dabei, falls jemand gestochen wird“, sagt eine der Mütter. Den Kindern haben die Eltern eingeschärft, darauf zu achten, wo sie hintreten; am Wasser tragen die Kleinen Badeschuhe. Vor allem beim Essen seien sofort Wespen da, hat die Gruppe beobachtet.
Dies liegt unter anderem daran, dass das Nahrungsangebot der Wespen in den heißen Sommermonaten geringer ist, der Nachwuchs aber durchgefüttert werden muss. Zur Versorgung der Brut und der Larven brauchen die Wespen auch Eiweiß. Deshalb sind bei den Tieren Wurst und Fleisch insbesondere bis Ende Juli beliebt. Im Spätsommer, wenn die Jungtiere versorgt sind, fliegen Wespen eher Süßes an.
„Wir essen auf dem Wasserspielplatz weder Süßes, noch Würstchen“, erklärt ein Paar, das mit seinen drei Kindern am Hubland unterwegs ist. Im vergangenen Sommer hat die Familie den Spielplatz wegen der hohen Zahl an Wespen komplett gemieden. Alle drei Kinder seien in diesem Sommer schon von Wespen gestochen worden, erklärt die Mutter.
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Keine Kleidung mit Blumenmuster tragen
Von sich aus würden Wespen außerhalb ihres Nestbereichs nicht aggressiv, erklärt Biologe Sänger. Wichtig sei, nicht nach den Tieren zu schlagen oder herumzufuchteln, da sich die Wespen sonst bedroht fühlten. „Man kann aber versuchen, sie mit langsamen Bewegungen wegzuschieben“, so Sänger. Auch Anpusten sei tabu, da das Kohlendioxid in der Atemluft die Tiere aggressiv mache.
Mit Kinder sollte man über Wespen sprechen und zur Vorsicht aufrufen. Dazu gehört auch, Mund und Gesicht abzuputzen, nachdem man zum Beispiel etwas Süßes gegessen oder getrunken hat. Speisen und Getränke sollten draußen nicht offen herumstehen – und leuchtende Kleidung sowie solche mit Blumenmuster gemieden werden. Wespen könnten diese mit Blüten verwechseln.
„Wespen haben bei vielen einen schlechten Ruf“, bedauert Sänger. „Doch sie sind keine Störenfriede, sondern spielen eine wichtige Rolle im Naturhaushalt.“ Erwachsene Wespen ernähren sich von Blütennektar und tragen dadurch zur Bestäubung von Blüten bei. Außerdem zersetzen sie Aas und gelten als Schädlingsbekämpfer. Wespen helfen bei der Gartenarbeit, indem sie Mücken, Raupen und Spinnen zur Strecke bringen.
Wie man Wildtieren über die Trockenheit helfen kann
Sänger weist darauf hin, dass die hier vor allem vorkommende Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe nach dem Bundesnaturschutzgesetz allgemein geschützt sind und grundsätzlich nicht getötet werden dürfen. Vielmehr könnten Gartenbesitzer Wespen unterstützen, indem sie ihnen an einer abgelegenen Stelle ein flaches Schälchen mit Wasser aufstellen. „Am besten mit Moos, Steinchen oder Zweigen, damit die Wespen nicht ertrinken", rät Sänger.
Auch alle anderen Wildtiere litten im Augenblick unter der Trockenheit, betont der Biologe. Eine täglich gereinigte und mit frischem Wasser aufgefüllte Vogeltränke helfe Vögeln, die Hitze zu überstehen. Gartenbesitzer könnten Igeln, die immer weniger Insekten finden, Futter zur Verfügung stellen. „Am besten geeignet ist Katzenfutter, das man in ein im Handel erhältliches Igellabyrinth füllt, damit keine Ratten angelockt werden“, so Sänger.
Von allem halt, was süßlich riecht.
Aber grundsätzlich: nach ihnen schlagen oder wild herumtoben bringt gar nichts, das macht sie nur böse.
Einfach vorsichtig sein, wo man sich hinsetzt oder -tritt, und immer vorher hingucken, bevor man sich etwas in den Mund schiebt oder das Glas ansetzt.
Auch Wespen sind Lebewesen, die momentan unter der Hitze leiden.
Leben und leben lassen!
Und wenn so eine Wespe mal zu dreist wird hau ich halt drauf. Mit der Hand, wie von der Mutter gelernt.