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Eibelstadt
Wer zahlt, wenn die Bergwacht kommt?
In der Not ist schnelle Hilfe unbezahlbar. Aber wer begleicht die Rechnung, die bei den Rettern ensteht? Und welche Sicherheitstipps für die Piste geben die Profis?
Wer zahlt, wenn die Bergwacht kommt?       -  Die Bergwacht rückt wie hier in der Rhön bei allen Notfällen in unwegsamem Gelände aus. Das können Ski-, Wander-, Mountainbike- oder auch Gleitschirmunfälle sein.
Foto: Hanns Friedrich | Die Bergwacht rückt wie hier in der Rhön bei allen Notfällen in unwegsamem Gelände aus. Das können Ski-, Wander-, Mountainbike- oder auch Gleitschirmunfälle sein.
Carolin Schulte
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:19 Uhr

Was kostete sowas eigentlich? Diese Frage wurde in den Kommentaren unter dem Artikel über die Rettung des Snowboarders aus Eibelstadt häufig gestellt. Ehrenamtliche der Bergrettung Salzburg waren am Samstag und Sonntag unterwegs, um den 23-Jährigen zu suchen. "Pro Retter pro Stunde berechnen wir 38 Euro, das ist in ganz Österreich einheitlich", erklärt Claudia Hutticher, Sprecherin des Bergrettungsdienstes Österreich, auf Anfrage dieser Redaktion. Die Einsatzkräfte selbst würden nicht entlohnt, mit dem Beitrag würden stattdessen Kosten für Verwaltung und Ausbildung gedeckt.

"Grundsätzlich trägt immer der Verursacher der Kosten", so Hutticher weiter, "entweder aus eigener Tasche oder zum Beispiel über eine Versicherung des Alpenvereins." Welche Kosten in diesem speziellen Fall auf den Eibelstadter zukommen, kann sie zurzeit noch nicht sagen. "Es kann schon mal 14 Tage dauern, bis alle Ehrenamtlichen ihre Stunden eingetragen haben", sagt sie.

Krankenkassen springen bei medizinischen Notfällen ein

Auch bei Vermisstensuchen der bayerischen Bergwacht trägt grundsätzlich der Verursacher die Kosten für einen Einsatz, sofern er nicht versichert ist, sagt  Oliver Scheuplein, Bereitschaftsleiter der Bergwacht Bad Neustadt/Bischofsheim (Lkr. Rhön-Grabfeld). "Bei medizinischen Notfälle sieht es anders aus, dann kommt in der Regel die Krankenkasse für den Einsatz auf", sagt Scheuplein. Das gilt bei akuten Verletzungen wie einem Beinbruch auf der Piste, aber auch bei langfristigen Erkrankungen, etwa wenn sich eine demente Person im Schnee verirrt. 

Bei "Sondereinsätzen", die die Krankenkassen nicht übernehmen können, rechnet die Bayerische Bergwacht in Pauschalen ab: 565 Euro etwa für Vermisstensuchen mit geringem Aufwand, Tier- oder Sachbergungen. 1125 Euro werden fällig bei Lawineneinsätzen oder Vermisstensuchen mit erhöhtem Aufwand. Sind hier mehr als 50 Einsatzkraftstunden notwendig, wird jede weitere Stunde mit zehn Euro abgerechnet, bis zu einer täglichen Obergrenze von 2500 Euro. Nach Aussagen der Bergwacht liegen die Pauschalen häufig deutlich unter dem tatsächlichen Aufwand.

Wer zahlt, wenn die Bergwacht kommt?       -  Bereitschaftsleiter Oliver Scheuplein blickt auf über 20 Jahre Erfahrung bei der Bergwacht zurück.
Foto: Hanns Friedrich | Bereitschaftsleiter Oliver Scheuplein blickt auf über 20 Jahre Erfahrung bei der Bergwacht zurück.

Bergwacht lebt auch von Spenden

Etwa 1000 Sonder- und Fehleinsätze verzeichnet die Bayerische Bergwacht pro Jahr. "Wenn zum Beispiel eine Lawine niedergeht, suchen wir die nach verschütteten Personen ab", erklärt Sprecher Roland Ampenberger. "Wenn niemand verschüttet wurde, sprechen wir von einem Fehleinsatz, die Kosten tragen wir dann." Wurden aber zum Beispiel fünf Personen verschüttet, muss jede den Pauschalbetrag zahlen.

Nach der Abrechnung mit den Krankenkassen und den Zuschüssen der Staatsregierung bleibt der Bergwacht Bayern nach eigenen Angaben jedes Jahr ein Minus von mehr als 2,4 Millionen Euro. Das Defizit wird dann mit Spenden und sonstigen Unterstützungsleistungen ausgeglichen.

Empfohlene Notausrüstung

Oliver Scheuplein ist seit 1994 bei der Bergwacht aktiv und auch privat viel bei Schnee und Eis unterwegs. "Aus meiner persönliches Erfahrung heraus habe ich mittlerweile eine kleine Grundausstattung zusammengestellt, die ich immer dabei habe." Dazu gehören unbedingt diese Dinge:

Das hat der Bergretter privat immer dabei:
Eine Rettungsdecke: "Die hält sehr effektiv warm", erklärt Scheuplein. Wichtig dabei: "Die Decke muss man direkt am Körper tragen und die Winterjacke anschließend wieder überziehen."
Ein Handy: "Die mobilen Daten stelle ich dabei aus, damit der Akku länger hält." Das Handy trage er außerdem nah am Körper, damit es nicht auskühlt. Auch das trage zur Lebensdauer das Akkus bei.
Ein T-Shirt: "Damit man ein verschwitztes Unterhemd austauschen kann."
Eine Stirnlampe.
Eine Flasche Wasser.
Ein kleines Erste-Hilfe-Set.

"Grundsätzlich raten wir davon ab, in unwegsames, unbekanntes Gelände zu gehen", sagt Scheuplein. Aber die Notfallausrüstung könnte man auch auf den sicheren Pisten gebrauchen: "Zum Beispiel, wenn mal ein Lift stehen bleibt." Alle Sachen passten schließlich bequem in einen kleinen Tagesrucksack.

 
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  • M. K.
    Da werden ja einige wieder beruhigt schlafen können, wo jetzt klar ist, wer die Kosten zu tragen hat.
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  • H. M.
    Sehr geehrte Frau Schulte,

    vielen Dank für den aufklärenden Bericht zu „Snowboarder aus Würzburg in Österreich gerettetund“ und "So überlebte der gerettete Snowboarder die Nacht im Schnee„.

    Gruß
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  • H. M.
    Dublette.
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