Magisch, suggestiv und hypnotisch: Diese Wirkung ging von der ungeheuren Klang- und Musikflutung aus, die beim Mozartfest das Publikum in der St. Johanniskirche umschloss. "Closer to Paradise" heißt das Projekt, zu dem sich die "klassische Band" Spark und der Countertenor Valer Sabadus zusammengetan haben und mit dem sie seit mehreren Jahren erfolgreich auf Tour sind.
"Dem Paradies näher" durfte man sich tatsächlich fühlen, denn die Verbindung der mit allen möglichen Blockflöten, Violine, Viola, Violoncello, Klavier und Konzertmelodika ausgestatteten Band (Andrea Ritter, Daniel Koschitzki, Stafan Balazsovics, Victor Plumettaz, Christian Fritz) und des mit einer edlen, kristallklaren, aber warm-fülligen Stimme ausgestatteten Sängers ist kaum fruchtbarer, kaum kreativer vorstellbar.
Von Händel bis Depèche Mode
In einem dramaturgischen Bogen aus vier Teilen nähern sich Sabadus und Spark Gefühlen und Gemütszuständen um den Begriff der Sehnsucht, spannen den Bogen vom Barock bis in die Moderne, weiten dabei Grenzen und sprengen die Fesseln von Epochen und Stilen. Händel, Vivaldi, Mozart, Fauré und Schumann liefern dabei genauso die Grundlagen wie die Bands Rammstein und Depèche Mode, französische Valse-Musette-Kunst oder Minimal Music.
Übergangslos oder nach kurzen Breaks schlittert man auf eine faszinierende Art durch neue Welten, gewinnt neue Perspektiven und hat dabei höchsten Genuss: Rammsteins "Seemann" wird ganz natürlich zum Kunstlied, bei Vivaldi tun sich Elemente von Minimal Music auf, von der Melodika genüsslich ausgebreitet, kunstvoll tiriliert Sabadus mit der Sopranino in einer Barockarie um die Wette – wo endet die Stimme, wo beginnt der Instrumentenklang?
Die Arrangements sind voller Esprit, fantasievoll ohne Ende
Die Arrangements sind voller Esprit, fantasievoll ohne Ende, die Auswahl der Werke ist geschickt getroffen. Tatsächlich spürt das Ensemble dem Kernmaterial der Originale nach, spinnt es fort und führt es immer wieder zu ekstatischen Steigerungen und dramatischen Höhepunkten. Léo Ferrés französisches Chanson wird von Pikanterie und tänzerischer Delikatesse erfüllt, Tango und Balkanweise treffen sich in spannungsvoller Atemlosigkeit. Manch Cover wirkt fast sinnlicher als das Original.
Die ungewöhnliche und vielfältige Besetzung von Spark erlaubt eine Fülle von Farben und Atmosphären. Valer Sabadus‘ Stimme kann sich aller Genres bemächtigen, ohne dabei auch nur eine Nuance an Variabilität und Intensität einzubüßen. Das Publikum lauscht fasziniert, immer wieder gibt es Bravorufe, schließlich frenetischen Beifall, zwei Zugaben.