Ein Blick auf das Abendprogramm und die Besetzungsliste ließ so manchen Konzertbesucher zunächst im Unklaren darüber, was zu erwarten war. Musik aus der Barockzeit? Es waren ja Blockflöten und ein Countertenor angekündigt. Daneben standen französische Komponisten und sogar das 20. und 21. Jahrhundert war mit Pop- und Rocknummern vertreten. Näher zum Paradies sollte es gehen mit Spark – der klassischen Band – und Valer Sabadus. Mit ihrer Musik wollten sie einen Funken (englisch: spark) überspringen lassen.
Augelletti –kleine Vögelchen – flatterten bei Händels Arie aus Rinaldo herein und wurden auf der Sopranino-Blockflöte täuschend echt imitiert. Sehnsuchtsvoll zeigte der Countertenor Valer Sabadus mit lupenreinen Koloraturen eine erste Kostprobe seines Könnens, geschmeidig und glanzvoll. Mit unerhörten Klangallianzen wurden die Ohren und die Hörerwartungen der Zuhörer überrascht. Der Flügel und das Cello wurden zur Rhythmusgruppe, Geige und Flöten webten Melodiebänder. Dazu diese Stimme, die – tiefgründig und schwebend zugleich – keine Grenzen kannte und einen glänzenden Seidenfaden spann.
Mehrere Dutzend Blockflöten in allen Tonlagen und verschiedenen Bauweisen hatten Andrea Ritter und Daniel Koschitzki mitgebracht. Diese beiden haben 2007 Spark gegründet. Mit dabei waren am Abend in Schweinfurt der Geiger und Bratschist Stefan Balazsovics, der Cellist Victor Plumettaz und der Pianist Christian Fritz. Koschitzki brachte eine Melodica mit ins Spiel, ein Klang, manchmal in der Nähe des Akkordeons, sehr luftgetragen und metallen. Französische Musik von Ravel, Satie und Fauré, nicht enden wollend, fand ihren Kontrapunkt bei "Youkali" im Tangorhythmus von Kurt Weill. Minimal Music von Michael Nyman setzte sich fort mit Schumanns Lied "In der Fremde" mit einem spacigen Intro aus der Hand des Pianisten Christian Fritz. Und noch einmal überraschte Sabadus. Beim "Seemann" ließ er seine Bruststimme erklingen, rau und voller Todessehnsucht.
Zwischen klassischer Kammermusik und Hardrock
Der süße Klang hatte sich im Lauf des Programms zunehmend verflüchtigt, war zum Traum geworden bei Chiel Meijerings "Dreams", zur Zärtlichkeit bei Martin Gores "One Caress", um schließlich bei Koschitzkis "Closer to Paradise", das dem Sänger auf den Leib geschrieben war, ans Ziel zu gelangen.
Spark und Sabadus rissen Grenzen ein zwischen klassischer Kammermusik und Hardrock, zwischen Lied und Oper, zwischen landläufigen Epochenbegriffen. Es galt, die Schubladen zu schließen und einen Ritt durch Zeit und Raum zuzulassen, Stilbegriffe zu vergessen und Einflüsse von Folk, Jazz, avant garde, Pop und Rock miteinander zu spielen.Von Nummer zu Nummer steigerte sich die Begeisterung und das Publikum applaudierte am Ende im Stehen. Das Konzept der grenzenlosen Musik von Spark, der klassischen Band, war aufgegangen: Die Zuhörer hatten sich entzünden lassen.