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WÜRZBURG
AWO-Frauenhaus ist völlig überbelegt
Regina Urbon
 |  aktualisiert: 05.05.2015 17:06 Uhr

Eine angespannte Wohnungsmarktlage und dadurch ein dauerhaft überbelegtes Frauenhaus – das ist die Bilanz der AWO-Mitarbeiter für das Vorjahr. „Im Frauenhausjahr 2014 konnten 114 Frauen nicht aufgenommen werden“, resümieren sie. Schutz vor häuslicher Gewalt fanden dagegen 23 Frauen und 25 Kinder, außerdem wurde fachkompetente Beratung geboten und professionelle Begleitung während und auch nach dem Frauenhausaufenthalt, so das AWO-Team. Mit insgesamt 4865 Belegtagen sei das Frauenhaus der Arbeiterwohlfahrt (AWO) mehr als 100-prozentig ausgelastet gewesen. Das Frauenhaus-Team spricht sogar von 111 Prozent Belegung. Die Situation sei nach wie vor brisant.

Schwieriger Wohnungsmarkt

„Der Wohnungsmarkt bietet im Moment gerade für die Frauenhausbewohnerinnen schlechte Ausgangsbedingungen bei der Wohnungssuche“, heißt es im Jahresbericht. Das führe zu langen Aufenthalten im Frauenhaus und zu permanenter Voll- bzw. Überbelegung. Dadurch könne das Frauenhaus seiner Funktion als Kriseneinrichtung nicht mehr gerecht werden.

In Unterfranken fehlten – heruntergerechnet von einer EU Taskforce Empfehlung – 173 Frauenhausplätze, tatsächlich gebe es nur 34. Im Jahr 2013 wurden deshalb 470 Frauen abgelehnt.

Die Frauenhaus-Mitarbeiter: „Es müssen unzählige Anrufe getätigt werden, bis ein Platz in einem Frauenhaus gefunden wird. Oft kann die Frau nicht sofort, sondern vielleicht erst in ein paar Tagen das Zimmer im Frauenhaus beziehen. Dann stellt sich für alle Beteiligten die Frage, wo die Frau, die Kinder, bis dahin sicher untergebracht werden können“, heißt es im Bericht der AWO.

„Die oft unüberwindbaren Hürden auf dem Wohnungsmarkt nehmen gewaltbetroffenen Frauen und auch Kindern nicht nur die Perspektive auf ein selbstbestimmtes Leben nach der Trennung, sondern sie stellen auch ein hohes Sicherheitsrisiko dar“, denn käme die Anwärterin im Frauenhaus unter, wäre sie gut geschützt vor Gewalt, anderswo meist weniger oder gar nicht. Studien belegten, so Brita Richl, Leiterin der AWO-Einrichtung, dass in der Trennungssituation ein vier mal erhöhtes Risiko bestehe, dass Frauen Opfer von Gewalt würden.

Frauen ohne soziales Netzwerk

Vielen Frauenhausbewohnerinnen stehe kein stützendes soziales Netzwerk zur Verfügung, erläutern die AWO-Fachleute, „die Frauen sind mehr oder weniger auf sich alleine gestellt. Sie benötigen zumeist lebenspraktische Hilfen und Unterstützung, zum Beispiel beim Bezug der eigenen Wohnung und den anstehenden Renovierungsarbeiten. Darüber hinaus wünschen sich viele dass sie auch nach ihrem Auszug aus dem Frauenhaus von einer Mitarbeiterin bei der Integration in das neue Wohn- und Lebensumfeld unterstützt werden. Der Anteil von Migrantinnen und Frauen mit Migrationshintergrund, der im Frauenhaus schon immer sehr hoch war, hat stetig zugenommen und 2014 mit 82,61 Prozent den bisherigen Höchststand erreicht“ heißt es bei der AWO.

Pro-aktiver Beratungsansatz

Ein neues Projekt trägt den Arbeitstitel GABI – häusliche Gewalt (Aufsuchende Beratung und Intervention)“. Dahinter steckt die Idee, dass neben der „Komm“-Struktur (die Frauen kommen ins Frauenhaus) auch eine „Geh“-Struktur ermöglicht wird wie es in einigen Bundesländern bereits der Fall ist. In Österreich gibt es dafür so genannte Interventionsstellen.

Voraussichtlich wird das bayerische Sozialministerium einer 20-Stunden-Stelle zustimmen. Darum haben sich aus Würzburg die beiden Frauenhäuser und Wildwasser beworben, so Richl. Das pro-aktive Beratungsangebot könnte auch in einer Kooperation entstehen. Etabliert werden soll es noch im laufenden Jahr 2015.

 
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