Schüler sollen Dialekt lernen - meint Ministerpräsident Markus Söder. Das Warum steht in seinem Regierungsprogramm: "Mundart ist ein Teil unserer Identität." Der Unterfranke würde diese Begründung wohl mit einem eingefügten "fei" unterstreichen. Die von der Regierung angeordnete Dialekt-Schulung steht denn auch gleich mal im neuen "Lehrplan Plus" (unterfränkisch "Leerblan bluss") für Achtklässler an Realschulen und Gymnasien. Um "das Bewusstsein für die bayerischen Mundarten und regionale Kultur zu schärfen", wie es heißt. Und wie es aussieht, können die Schüler dazu brandaktuellen Anschauungsunterricht nehmen - am Würzburger Weihnachtsmarkt.
Dort steht wie in den Vorjahren prominent am Eingang der Eichhornstraße ein Stand namens "Würzburger Fleckerl". Das "Rahmfleckerl" aus dem Ofen - zum Beispiel mit Schmand, Speck und Lauchzwiebeln - ist laut Stand-Werbung "Die fränkische Antwort auf Pizza!" Doch da dreht's Kilian Moritz schier den Magen um. Nicht wegen der Lauchzwiebeln oder des Specks. Aber ein Produkt, das mit "Würzburg" und "fränkisch" wirbt und dann "Fleckerl" heißt? "Des gedd ja gar ned" - ist frei übersetzt die Meinung von Moritz,im Hauptberuf Professor für Journalismus und Medien an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurtund ansonsten Musiker und Streiter für den fränkischen Dialekt. Und zu diesem passt die Endung "-erl" genauso wie eine Maß Bier aufs Weindorf.
Denn das "-erl" als Diminutiv, auf deutsch die Verkleinerungsform eines Hauptwortes, ist oberbayerisch. Er sei mit Freunden aus Oberbayern vergangenes Jahr auf dem Weihnachtsmarkt gewesen und diese hätten sich über die Dialekt-Kreation "Würzburger Fleckerl" spöttisch ausgelassen, beklagt Moritz. Er versteht sich nicht als "Sprachpolizei". Aber es sei doch "hirnrissig", wenn die Franken "ihren Dialekt selber abschaffen", sagt er.
Dazu hat Moritz weitere Beispiele aus der Gastronomie parat: Bei der Landesgartenschau stand als "Fränkische Spezialität" kein "Angemachter" oder "Gerupfter" im Angebot, sondern ein "Obatzda". Dieser schlägt Moritz, einem gebürtigen Rhöner, sprachlich auf den Magen wie das "Fleischpflanzerl" auf manch Würzburger Speisekarte, wo man doch am "Mee" (Main) "Fleischküchli" isst. Woher der Hang zum Oberbayerischen kommt? Moritz: "Die Franken haben zu wenig Selbstbewusstsein."
"Fleggli" statt "Flecker"
Schützenhilfe bekommt der Mundart-Streiter von Dr. Monika Fritz-Scheuplein vom unterfränkischen Dialektinstitut an der Uni Würzburg. Die Fleckerl-Endung "-erl" sei typisch für die nord- und mittelbairischen Dialekte. "In Würzburg müsste es lauten ,Würzburger Fleckli', oder besser noch ,Fleggli'", schreibt Fritz-Scheuplein, die sich in der Angelegenheit "Würzburger Fleckerl" zusammen mit Moritz an Oberbürgermeister Christian Schuchardt gewandt hat: "Nachdem hier ein Würzburger Produkt verkauft wird, wäre es sehr zu begrüßen, wenn die Stadt als Betreiber des Weihnachtsmarktes der ,fränkischen Identität' hier Rechnung trägt und auf eine in der Region Mainfranken übliche Bezeichnung bzw. Ausdrucksvariante achtet." Alles Klagen über Verfall oder Aussterben des Dialekts helfe nichts, wenn man nicht dagegensteuere.
Das will die Stadt - bedingt - tun: Man werde den Marktkaufmann aus dem südbayerischen Raum gerne ansprechen. Allerdings verweist das Rathaus in seinem Antwortschreiben darauf, dass die Be- und Auszeichnungen der angebotenen Artikel im Hinblick auf die Gewerbefreiheit "keiner Beurteilung durch die zulassende Behörde" unterlägen. Rathaussprecher Christian Weiß gegenüber der Redaktion: "Im 130.000 Einwohner großen Würzburg leben Menschen aus 154 Nationen mit möglicherweise ebenso vielen Dialekten." Und deshalb könne man das "Würzburger Fleckerl" auch als "kulinarischen Integrationsbeitrag" verstehen.
Der Name entstand mit Würzburger Hilfe
Diese Erklärung gefällt Stefan Stey. Der Münchner Marktkaufmann ist jetzt zum fünften Mal am Weihnachtsmarkt. Noch nie habe einer am Begriff seiner "Fleckerl" etwas auszusetzen gehabt, verwundert ihn die Dialekt-Diskussion, die ihn aber nicht verärgert. "Ich seh's gschmeidig", sagt er. "Egal ob Fleckerl oder Fleckli, Hauptsache sie schmecken."
Die Namensfindung kam jedenfalls in unterfränkischer Runde zustande. "Auf den bin ich zusammen mit fünf gestandenen Würzburgern beim Schoppen gekommen", erzählt Stey schmunzelnd. Am Weihnachtsmarkt gibt's (fei) übrigens auch einen Glühwein- und Süßigkeiten-Stand namens "Würzburger Glöckle", das als fränkisch durchgehen dürfte. Und das "Würzburger Kerzenhaus" ein paar Stände weiter dürfte über jede Dialekt-Diskussion erhaben sein.
Das ist eine Art Bloods wobei mir der Begriff Dotsch lieber wäre.
Ein Fleckerl ist es nicht.
Fleischküchle (sing) resp. Fleischküchli (pl) in der Stadt, Flääschküchli auf dem Land. Wahrscheinlich haben die Würzburger gar nicht gestanden sondern gesessen und auswärtiges Fremdbier getrunken...
und dazu noch bei einer Partei, die man hier nicht mal wählen kann - aber das ist noch mal was anderes....
mainpost.de/regional/wuerzburg/Neues-Wuerzburger-Bier-heisst-Sternla;art735,7420668
Dieses mit Rahm gefettete Flachgebäck müsste bei euch Bloods heißen, wenn es groß wäre. Da es aber für einen Bloods eher klein ist und deshalb in Pluralität verspeist werden sollte schlage ich Blöödsla, Blöödsli oder Blöödslich vor.
Fleckerl geht wirklich nicht.
Fleckerl sind in Bayern und Österreich beheimatete Nudeln, flach und viereckig.