Beim diesjährigen Weihnachtskonzert des Mainfranken Theaters hat die Familie Bach das Sagen: Die Kompositionen von Vater, Söhnen und Johann Christoph, einem Verwandten, der großen Einfluss auf Erziehung und Arbeit von Johann Sebastian Bach hatte, füllen die Blaue Halle in Würzburg mit unsterblichen Klängen.
"Ein Leben ohne Bach ist möglich, aber unvorstellbar", scherzt Gábor Hontvári bei seiner Begrüßung. Der stellvertretende Generalmusikdirektor stellt die Komponistenfamilie vor, erzählt von Johann Sebastian, seinerzeit "Kapellmeister Gottes" genannt. Berichtet von Bachs harter Strenge zu seinen Kindern und ungezügelter Wut manchem seiner Musiker gegenüber, bevor das Philharmonische Orchester Würzburg ein Werk des jüngsten Bach zu Gehör bringt.
Ein ausladendes Dirigat und eine Sinfonie voller Leidenschaft
Johann Christians Sinfonie g-Moll, feierlich und mitreißend präsentiert von den Musikerinnen und Musikern, die bereitwillig dem ausladenden, tänzelnden Dirigat ihres Kapellmeisters folgen, sprüht vor Leidenschaft und dynamischen Kontrasten. Der Gegensatz zur Arbeit des Vaters und der Übergang zur Wiener Klassik wird vom Orchester hörbar herausgearbeitet, Färbungen, feine Schattierungen brechen die bis dahin üblichen Gesetze einer Komposition.
Der älteste der Bach-Söhne, Wilhelm Friedemann, hat die F 92: Sinfonia geschaffen. Hier sind noch spätbarocke Momente hörbar, während die 1. Hamburger Sinfonie des zweitältesten Sohnes, Carl Philipp Emanuel, Empfindsamkeit und Stimmungen ausstrahlt.
Vater Johann Sebastian hat nicht nur Kirchenmusik geschrieben, sondern unter anderem auch eine Orchestersuite. Hontvári führt das in kleinerer Besetzung musizierende Orchester, das den Solisten Stefan Albers begleitet. Der Flötist spielt technisch perfekt, arbeitet die unterschiedlichen Rhythmen der Tänze vollendet heraus.
Ein altes Werk wirkt hoch modern
Mit wohl klingender Strahlkraft und Ruhe in der Stimme bringt Mezzosopranistin Vero Miller "Ach, dass ich Wassers genug hätte" von Johann Christoph Bach zu Gehör, den "einzigartigen Schatz" eines musikalischen Genies, wie Hontvári sein Lamento ankündigt. Es ist ein von Streichern begleitetes, schwermütiges, trotz seines Alters hoch modern anmutendes Werk, das im Gegensatz zu heutigem Advents-Geklimper zum Weihnachtsgeschehen hinführt. Es bringt das Leben Jesu von der Geburt bis zum Tod zum Ausdruck und wird von der Sängerin voller Inbrunst vorgetragen.
Souverän und selbstbewusst das "Jauchzet, frohlocket" des Chores, der normalerweise mit Opernliteratur besticht. Mit einem weihnachtlichen Pasticcio aus Kantaten von Johann Sebastian und der Zugabe "Dona Nobis Pacem" (h-Moll-Messe) verbreiten die Sängerinnen und Sänger noch einmal viel festliches Gefühl.