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Würzburg
Wegen Corona: Weihnachtsferien in Bayern starten früher
In Bayern findet wegen der Corona-Pandemie bereits am 18. Dezember der letzte Schultag des Jahres statt. Doch was bringt das? Und was sagen unterfränkische Schulleiter?
In Bayern starten die Weihnachtsferien wegen Corona vier Tage früher.
Foto: Daniel Karmann, dpa | In Bayern starten die Weihnachtsferien wegen Corona vier Tage früher.
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:23 Uhr

Nach Nordrhein-Westfalen zieht nun auch Bayern wegen Corona die Weihnachtsferien vor: Statt am 23. Dezember beginnen sie schon am 21. Dezember. Wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag via Twitter verkündete, ist Freitag, 18. Dezember, in diesem Jahr der letzte Schultag.

Mit dem früheren Ferienbeginn vergrößere sich der Abstand zwischen Unterricht und Weihnachten, so Söder. "Das Infektionsrisiko wird durch die fast einwöchige Karenzzeit zwischen Schulunterricht und Weihnachten erheblich gesenkt, damit Familien gesund und unbeschwerter feiern können." Auch der bayerische Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) riet allen Schülern, sich vor Weihnachten in eine Art Selbst-Quarantäne zu begeben, um an den Feiertagen nicht Großeltern oder Verwandte anzustecken. "Die Schüler sollen die freien Tage aber nicht nutzen, um in der Fußgängerzone einkaufen zu gehen", sagte Piazolo.

Klauspeter Schmidt: "Präsenz-Unterricht ist immer die beste Lösung"

Dass die Ferien früher beginnen, findet Klauspeter Schmidt, Direktor des Würzburger Röntgen-Gymnasiums, "absolut sinnvoll". Durch die Vermeidung sozialer Kontakte kurz vor Weihnachten könnten sich Familien "gut auf die Feiertage vorbereiten", sagt Schmidt. Das Wichtigste sei aber, sich auch in den Ferien an die Kontaktbeschränkungen zu halten. Nur dann könne der Unterricht ab 10. Januar weitergehen wie bisher. "Präsenz-Unterricht ist immer die beste Lösung, auch wenn wir mittlerweile digital viel besser aufgestellt sind als im Frühjahr."

Gerhard Bless (BLLV): "Schulen brauchen mehr Entscheidungsspielraum"

Üblicherweise würden in den letzten beiden Tagen vor den Ferien statt des Unterrichts vor allem Weihnachtsfeiern oder Gottesdienste stattfinden, die in diesem Jahr aufgrund der Corona-Situation ohnehin ausfallen müssten, so Gerhard Bless, unterfränkischer Bezirksvorsitzender des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV). Bless plädiert dafür, den Schulen mehr Entscheidungsspielraum einzuräumen. "Ob es nach den Ferien mit Präsenz- oder Hybrid-Unterricht weitergeht, das sollte jede Schule je nach Räumlichkeiten, Personalstand, technischer Ausrüstung und mit Blick auf das Infektionsgeschehen vor Ort selbst entscheiden können." 

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"Viel geredet, nichts gesagt" – so lautet die Bilanz der schulpolitischen Sprecherin der Landtags-Grünen, Anna Toman, nach der Pressekonferenz von Bildungsminister Michael Piazolo (Freie Wähler) zu Schule und Unterricht in Zeiten von Corona. Der Minister bleibe ein tragfähiges Unterrichtskonzept schuldig und "mogelt sich stattdessen durch die nächsten Wochen bis zum vorgezogenen Ferienbeginn. Er ist fachlich eine Riesenenttäuschung."

Tomi Neckov ist Direktor der Frieden-Mittelschule in Schweinfurt und Vizevorsitzender des BLLV-Landesverbands.
Foto: Anand Anders | Tomi Neckov ist Direktor der Frieden-Mittelschule in Schweinfurt und Vizevorsitzender des BLLV-Landesverbands.

Schulleiter Tomi Neckov: "Viele Eltern brauchen eine Betreuung"

Tomi Neckov, Leiter der Schweinfurter Frieden-Mittelschule und Vizepräsident im BLLV-Landesverband, findet, dass die vorzeitigen Ferien vor allem den Familien recht wenig bringen. "Viele Eltern brauchen dann eine Betreuung für ihre Kinder, doch ihr Jahresurlaub ist aufgebraucht", sagt Neckov. Wenn nun 50 von 400 Schülern in die Notbetreuung kommen, dann mindere das das Infektionsrisiko auch nicht signifikant. 

Dass Schulschließungen auf Kosten der Gemeinschaft gehen, sagt Jörg Nellen, Referent für Öffentlichkeitsarbeit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) für Unterfranken. Dennoch macht ihm das Infektionsgeschehen Sorgen: Das Kultusministerium müsse ab Januar die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts an allen Schulen umsetzen. "Bei hohen Fallzahlen heißt das: Klassen teilen!" Ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 50 (pro 100 000 Einwohner) würde dann wieder wechselweise in der Schule und zu Hause unterrichtet werden. 

 
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Kommentare
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  • menzelino
    Grundsätzliche eine nachvollziehbare Entscheidung.

    Noch besser wäre es, wenn am 18.12. nur der letzte Präsenztag ist und die beiden anderen Tage (Montag und Dienstag) durch Online-Unterricht abgefangen werden würden.

    Das würde die Eltern entlasten, den eigentlichen Sinn und Zweck der Kontaktreduzierung verstärken und den Lehrern an diesen beiden Tagen auch die Möglichkeit schaffen, sinnvoll mit den Schülern zu arbeiten.

    Wer glaubt, dass sich die überwiegende Lehrerschaft über diese zwei in der Außenwirkung freien Tage freut, der ist leider falsch gewickelt...
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  • juergenmagic@t-online.de
    Ob das der Burner ist, ist äußerst fraglich. Zwei Tage mehr, wo die Eltern für die Betreuung sorgen müssen. Außerdem haben die meisten Kindergärten auch noch offen und machen erst ab dem 23.12. zu. Jetzt gibt es bestimmt wieder diejenigen, die sagen, dass Kinderbetreuung Elternsache ist. Das ist zwar in der Kernaussage richtig, aber zu einem sozialen Staat, der auch noch Familienfreundlichkeit propagiert, gehört auch dazu, dass er Eltern auch in dieser Sache entlastet. Sollen doch mal alle systemrelevanten Eltern, die Kinder betreuen müssen, zu Hause bleiben. Da könnten dann einige Stationen in Krankenhäusern oder Pflegeheime schließen.
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