Helmut Stümmer ist eine Institution beim Würzburger Stadtfest. Mit dem Briefmarkenstand der Deutschen Post in der Domstraße ist er von Anfang an dabei. Dort zeigte er auch jetzt wieder die „Offizielle Ersttagskarte“ mit Briefmarke und Sonderstempel vom ersten Würzburger Stadtfest am 1. Oktober 1988. Zur inzwischen 28. Auflage des Stadtfests zieren eine „Marke individuell“ und ein Sonderstempel den Briefumschlag zum Jubiläum 700 Jahre Bürgerspital zum Heiligen Geist.
Einer der Besucher am Briefmarkenstand war Günter Severin. Der Modekaufmann aus der Domstraße hatte als damaliger Vorsitzender der noch jungen Werbegemeinschaft „Würzburg macht Spaß“ das Stadtfest begründet. Angefangen hatte die Reihe mit einem Fest in der Domstraße zum Abschluss der Umbauarbeiten der Straßenbahn. Es war bei den Besuchern so gut angekommen, dass es nach einer Fortsetzung förmlich rief.
Das nun 28. Stadtfest (2001 war es wegen der Anschläge in New York ausgefallen) war ein wahrlich feucht-fröhliches Großereignis. Dies lag nicht nur am frischen Federweißen, an Bier und anderen Getränken, die an vielen Ständen quer durch die Stadt angeboten wurden.
Schon am Morgen hatte ein Wasserrohrbruch am Haugerring Straßen überflutet und die Zufahrt zur Innenstadt behindert. Das hat dem Fest um die 10 000 Besucher gekostet, schätzt Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketing Würzburg macht Spaß, das für die Gesamtorganisation zuständig ist.
Einsetzender Nieselregen am Samstagnachmittag, der sich am Abend verstärkte, hat die Bilanz der Veranstaltung weiter verwässert. Die Besucherzahl schätzt Weier für den Auftakt am Freitag auf 35000, am Samstag wurde die erhofften 100 000 Gäste aber nicht erreicht.
Geschäfte profitierten vom Regen
Dennoch ist Weier unterm Strich recht zufrieden, denn es hätte nach den Wetterprognosen weit schlimmer kommen können. Zudem hätten durch den Regen Geschäfte und Gastronomien profitiert, in die sich Besucher zurückzogen. Viele haben sich aber auch vom Regen den Spaß nicht verderben lassen und haben Live-Musik und Shows auf den Bühnen quer durch die Stadt genossen.
Mit dem Anstich des ersten Bierfasses an der Main-Post-Bühne hatte Oberbürgermeister Christian Schuchardt das Stadtfest am Samstagmorgen offiziell eröffnet. Es war eine spritzige Angelegenheit, doch dafür konnte der OB nichts, sagte Hofbräu-Geschäftsführer Norbert Lange. Das neue Fass sei etwas widerspenstig gewesen. Es sei schon etwas ganz besonderes, wenn 100 000 Menschen in die Stadt kommen und die Vielfalt Würzburgs erleben. Dies stärke den Einkaufsstandort, meinte der OB. Er dankte den über 1000 Personen, „die sich dafür reingehängt haben“ und nicht zuletzt „Würzburg macht Spaß“ für die Organisation. „Eine Stadt, die so etwas auf die Beine und stellen kann, ist eine Stadt, in der es sich gut leben lässt.“
Beteiligt waren auch diesmal wieder rund 500 Einzelhändler, Dienstleister, Gastronomen, Vereine und Organisationen mit ungezählten Angeboten, rund die Hälfte davon auf Bühnen und Ständen im Freien. Erstmals war dank der Unterstützung der Sparkasse Mainfranken die „kleinste Fußgängerzone der Welt“ in der Hofstraße auch beim Stadtfest am Start. Hier gab es kulinarische Angebote und als optische Leckerbissen, organisiert von Dance Steps, der Tanzschule für Bühnentanz im benachbarten alten alten Mozart-Gymnasium. Sehr aktiv zeigte sich auch die neue Eichhornstraße.
Oktoberfest der Ritter fiel aus
Zu den Besonderheiten zählte diesmal wieder die Bühne der Ritter vom Schenken am Kiliansplatz, wo das Stadtfest am Samstag mit einem ökumenischen Familiengottesdienst unter freiem Himmel startete, zelebriert von Dompfarrer Jürgen Vorndran und Dekanin Edda Weise. Das für Abend geplante Oktoberfest der Ritter fiel allerdings ins Wasser, und so spielte der Aalbachtal-Express nur eine Stunde am Kiliansplatz und später dann in der Posthalle auf.
Beim Stadtfest gab es in diesem Jahr allerdings auch einige Lücken. So war die Beteiligung in der Karmelitenstraße so gering, dass die Stadt die Straße nicht sperren wollte. Unbeteiligt waren die untere Juliuspromenade, die Wirsberg- und die Neubaustraße, und in der Dauerbaustelle Kaiserstraße war der Stand eines Beauty-Salons allein auf weitem Feld. Große Lücken gab es diesmal auch in der Semmelstraße, wo sich nur 15 Geschäfte beteiligten. Wegen der schlechten Wetterprognose hätten einige Anbieter abgesagt, berichtet Straßenbeauftragter Karl-Heinz Metzger.
Zur positiven Bilanz des 28. Stadtfestes gehörte indes, dass diese Massenveranstaltung ohne nennenswerte Zwischenfälle ablief. Im Vorfeld hatte das Stadtmarketing die Bühnenbetreiber verpflichtet, zusätzliche Sicherheitskräfte abzustellen. Behandelt werden mussten ein paar ältere Menschen wegen Kreislaufproblemen und ein Schlaganfall, ein auf den Schienen gestürzter Radler und ein vollbetrunkener Mann. „Also nichts, was nicht auch an normalen Tagen hätte passieren können“, stelle Weier entspannt fest.