Es hat sich viel getan in der Zellerau: Mit Hilfe des Förderprogramms "Soziale Stadt" ist aus einem Viertel mit vielen Problemen und schlechtem Image in den vergangenen zwölf Jahren ein attraktiver Stadtteil mit einem bunten Bevölkerungsmix geworden. Auf Einladung des Bürgervereins warf Stadtbaurat Benjamin Schneider bei einer Veranstaltung in der Umweltstation in Sachen Stadtteil-Entwicklung einen Blick zurück und voraus.
"Der Zeitpunkt dafür ist perfekt", sagte der Baureferent vor rund 40 Bürgerinnen und Bürgern. Er hatte eine druckfrische 75-seitige Dokumentation dabei, in der alle Maßnahmen aufgelistet sind, in die die Stadt im Rahmen eines integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzepts von 2007 bis 2019 insgesamt 12,5 Millionen Euro investiert hat – fünf Millionen davon aus dem Bund-Länder-Städtebauförderprogramm "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf".
Ein neues Sozialzentrum im nächsten Jahr?
Dadurch hat sich in der Zellerau so viel getan, dass Schneider fast eine Stunde brauchte, um alles aufzuzählen: Ein neues Jugendzentrum, ein neuer Standort mit Abenteuerspielplatz für das "Spieli", eine grüne Mitte, die sich von der Frankfurter Straße bis hinunter ans aufgewertete Mainufer zieht, ein umgestaltetes "Marktplätzle", eine neu gestaltete Weißenburgstraße, eine historische Parkanlage auf dem Bürgerbräu-Gelände und nicht zuletzt viele neue Wohnungen: "Und da ist die Zellerau auch noch nicht fertig", meinte Schneider und erwähnte unter anderem die 76 Wohneinheiten, die auf dem Gelände der Alten Mälzerei entstehen.
Außerdem bekommt die Zellerau voraussichtlich im kommenden Jahr ein neues Sozialzentrum im Gebäude Sedanstraße 11/13, in dem auch die städtischen Verfügungswohnungen für obdachlose Menschen untergebracht sind. Die Endhaltestelle der Straßenbahn in der Frankfurter Straße wird barrierefrei ausgebaut, dort würde Schneider auch gerne eine Park & Ride-Möglichkeit schaffen: "Das gestaltet sich aber schwierig, weil keine Grundstücke dafür vorhanden sind."
Beim Blick in die Zukunft berichtete der Stadtbaurat außerdem aus den Bürgerwerkstätten zur Vorbereitung eines neuen Flächennutzungsplans (FNP), in denen unter anderem eine neue Brückenverbindung zwischen der Zellerau und der Dürrbachau vorgeschlagen wurde. Mit den Wünschen der Bürger und den Leitlinien der Stadtentwicklung, die im neuen FNP festgelegt werden, wird sich der Stadtrat laut Schneider in Kürze beschäftigen.
Radverkehr soll attraktiver werden
In der anschließenden Diskussion kamen dann auch einige Dinge zur Sprache, mit denen nicht alle Zellerauer einverstanden sind. Unter anderem fürchten einige eine Zunahme des PKW-Verkehrs im Stadtteil, falls der untere Teil der Zeller Straße zur Einbahnstraße stadtauswärts werden sollte. Auch Schneider rechnet nach Verkehrsuntersuchungen mit spürbaren Umfahrungsverkehren: "Wenn ich die Einfahrt von oben verhindere, gibt es in den Spitzenverkehrszeiten Stau in der Frankfurter Straße. Es ist aber der klare Auftrag des Stadtrats an uns, das umzusetzen."
Auch auf den Bau der Hauptradachse 2 in der Frankfurter Straße freuen sich aus verschiedenen Gründen nicht alle Anwesenden der Veranstaltung: Dort werden ab Frühjahr auf beiden Seiten 1,50 Meter breite Rad-Angebotsstreifen auf der Fahrbahn mit einem Sicherheitsabstand von 50 Zentimetern zu den am Straßenrand parkenden Autos angelegt. Der städtische Radverkehrsbeauftragte Adrien Cochet-Weinand ist aber davon überzeugt, dass die bereits vor drei Jahren geplante und inzwischen ausgeschriebene Maßnahme den Radverkehr in der Zellerau "wesentlich beschleunigt und attraktiver macht".
Was die Stadt allerdings seit Jahrzehnten nicht in den Griff bekommt ist die im Artikel erwähnte Einrichtung Sedanstr. 11-13. Teilweise unmenschliche Zustände und fehlende Betreuung haben zunehmende negative Folgen für das Umfeld. Lärmstörungen, Gepöbel aus den Fenstern, Alkohol und Drogenprobleme ... Und das in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gymnasium. Eine Schande, was sich die Stadt da leistet!